11. März 2009

Wolf Haas - Das Wetter vor 15 Jahren

Ach woher! Riemer hat nur einmal irgendwo gelesen, je besser der Sex, umso schlechter könne man sich im Nachhinein daran erinnern. Also mittelmäßiger Sex, gute Erinnerung, grandioser Sex schlechte Erinnerung. Silbersternchen-Sex gar keine Erinnerung.

Wo ich mich doch letztens so über "österreichische Literatur" ausgelassen hab: Wolf Haas ist da auch ein Kanditat. Ich hab mir sagen lassen, dass man Wolf Haas' Bücher etweder abgöttisch liebt oder komplett verabscheut. Wobei Das Wetter vor 15 Jahren wahrscheinlich kein Beispiel für ein typisches Haas-Buch ist (das sind ja normalerweise Krimis mit einem Simon Brenner als Hauptfigur).

(Achtung: Eventuell Spoiler)
Das Wetter vor 15 Jahren ist ein Liebesroman - auch wenn man es bei dem Titel nicht vermuten würde. Der Liebesroman ist allerdings kein gewöhnlich, sondern eigentlich ein Interview, das eine fiktive Interviewerin mit einem fiktiven Wolf Haas über ein fiktives Buch führt. Anhand des Interviews konstruiert sich dann nach und nach die Geschichte von Vittorio Kowalski, der in Wetten, dass ..? mit seiner "Wetterwette" auftritt. Vor 15 Jahren hat er nämlich den Urlaubsort in Österreich für immer hinter sich gelassen und um in irgendeiner Weise weiterhin über seine Jugendliebe Anni Bescheid zu wissen, studiert er von jedem Tag das Wetter des Urlaubsorts - die Tage weiß er dann mit zugehörigem Wetter auswendig, was auch zur Wette führt.
Dann aber kehrt Vittorio zurück und muss zu seinem Erschrecken feststellen, dass Anni heiraten will.

Warum kann man einen Roman nicht auch einmal anders schreiben? Also, komplett anders. Anders anders praktisch. Soweit ich weiß, hat Haas mit dieser Interview-Form etwas Neues geschaffen. Das ganze ist deshalb so interessant, weil immer wieder Dinge "zufällig" erwähnt, aber erst später erklärt werden - wie ein Interview eben. Und Haas schafft es trotzdem, ein offenes Ende zu gestalten! Das mache mal einer nach.
Und erst diese Silbersternchen-Theorie! (siehe Zitat ganz am Anfang)

Wer sich dafür interessiert, wie ein Roman von der Überlegung des Autors her entsteht, ist hier sowieso richtig. Wenn man da schön aufpasst, finden sich ein paar nette Hinweise, die man sich ja bei der eigenen Schreiberei zu Herzen nehmen könnte.

1 Kommentare:

Neyasha hat gesagt…

Ist zwar jetzt nicht gerade ein aktueller Eintrag von dir, aber ich bin gerade erst darauf gestoßen. Also ich gehöre zu denen, die Wolf Haas abgöttisch lieben, dachte aber immer, meine Vorliebe wäre an seine Brenner-Krimis gebunden.
Aber nein, Irrtum. Ich fand "Das Wetter vor 15 Jahren" fast noch besser und habe den Roman total begeistert verschlungen. :-)