2011, Gebunden mit Schutzumschlag, 480 Seiten
ca. € 10 - 12
ISBN 978-0345523310
Love conquers all, so they say. But can Cupid’s arrow pierce the hearts of the living and
the dead—or rather, the undead
? Can a proper young Victorian lady find true love in the arms of a dashing zombie?
The
year is 2195. The place is New Victoria—a high-tech nation modeled on
the manners, mores, and fashions of an antique era. A teenager in high
society, Nora Dearly is far more interested in military history and her
country’s political unrest than in tea parties and debutante balls. But
after her beloved parents die, Nora is left at the mercy of her
domineering aunt, a social-climbing spendthrift who has squandered the
family fortune and now plans to marry her niece off for money. For Nora,
no fate could be more horrible—until she’s nearly kidnapped by an army
of walking corpses.
But fate is just getting started with Nora.
Catapulted from her world of drawing-room civility, she’s suddenly
gunning down ravenous zombies alongside mysterious black-clad commandos
and confronting “The Laz,” a fatal virus that raises the dead—and hell
along with them. Hardly ideal circumstances. Then Nora meets Bram
Griswold, a young soldier who is brave, handsome, noble . . . and dead.
But as is the case with the rest of his special undead unit, luck and
modern science have enabled Bram to hold on to his mind, his manners,
and his body parts. And when his bond of trust with Nora turns to
tenderness, there’s no turning back. Eventually, they know, the disease
will win, separating the star-crossed lovers forever. But until then,
beating or not, their hearts will have what they desire.
In Dearly, Departed
,
romance meets walking-dead thriller, spawning a madly imaginative novel
of rip-roaring adventure, spine-tingling suspense, and macabre comedy
that forever redefines the concept of undying love.
Was ich denke ...
Wer den langen Klappentext jetzt nicht lesen möchte: Das ist nicht weiter schlimm. Von "Dearly, Departed" muss man eigentlich nur wissen, dass es um etwas ungewöhnliche, auf ihre eigene Art immer noch menschliche, militärisch organisierte Zombies geht. Mit dabei ist eine starke (starrköpfige) Heldin, die gegen den Zusammenbruch ihrer Welt kämpft. Das ganze spielt streng genommen in der Zukunft, ist aber keine Dystopie, wie wir sie bisher kennen, sondern nimmt viktorianische Züge an.
Und wer jetzt noch kein Interesse hat, der muss bitte nochmal weiterlesen:
Schon der Prolog von "Dearly, Departed" ist einer von der guten Sorte - die leider recht selten geworden sind. Ihr wisst schon, die bei denen man
nicht genervt die Augen verdreht und ungeduldig vorblättert, sondern am liebsten gleich noch weiterlesen würde.
So verhält es sich im Grunde mit dem ganzen Buch, und das obwohl die Autorin fast die kompletten ersten 50 Seiten auf das Vorstellen ihrer sehr ungewöhnlichen dystopischen Gesellschaft verwendet.
Diese Gesellschaft hat mich so beeindruckt, dass sie mir sogar einen eigenen Absatz wert ist.
Die Menschen, mit denen Nora Dearly, unsere Protagonistin, zu tun hat, nennen sich "New Victorians". Sie tragen viktorianische Kleidung, die Fahrzeuge sind zwar motorisiert, erinnern aber stark an damals gebräuchliche Kutschen - dieses Vermischen von historischen Gebräuchlichkeiten und Etikette mit modernen Technologien (zB auch ein sogenanntes Aethernet und Handys) lassen vielmehr den Eindruck von Steampunk entstehen als den einer Dystopie. Gaslicht und Spitzenhandschuhe, selbst die Sprache und der Umgang der Menschen miteinander verleihen dem Roman ein ganz eigenes Flair. Man kann sich vermutlich leicht vorstellen, dass sich "Dearly, Departed" gänzlich anders als jede bisherige Dystopie liest.
Deshalb: All ihr Dystopie-Verweigerer dort draußen, wehe ihr lasst euch wegen dieses inzwischen sehr gebräuchlich gewordenen Wortes davon abhalten, dieses Buch zu lesen!
Genausowenig sollte euch der Begriff "Zombies" abschrecken. Ihr dürft mir gerne glauben, dass ich alles andere als eine Zombie-Verfechterin bin. Ehrlich, ich habe vorher noch nie ein Zombie-Buch zur Hand genommen, weil ich keine Lust habe von in meinen Augen unmenschlichen, durch die Gegend wankenden, gehirnlosen Kreaturen zu lesen.
Bei "Dearly, Departed" war es dann aber so, dass ich mit dem Auftauchen der Zombies - insbesondere mit Brams Auftauchen - geradezu in die Geschichte hineingezogen wurde! Ich war schon von der viktorianisch-dystopischen Gesellschaft fasziniert, aber der plötzliche Schwung, der dann in die Geschichte kommt, hat das Buch noch viel, viel besser gemacht.
Natürlich ist Nora schockiert als sie den Zombies begegnet und obwohl
sich später im Buch eine vorsichtige Liebesgeschichte entspinnt, ist sie zu Anfang
überhaupt nicht angetan von Bram, dem untoten Anführer ihrer Kidnapper - genau wie der Leser. Und völlig verständlich - wer hätte nicht Angst vor teilweise halb zerfallenen Untoten?
Allerdings habe ich sehr schnell gemerkt, dass Habels Zombies ganz anders sind als die herkömmlichen aus x-beliebigen Horrorstreifen. Diese Zombies fühlen und gehen (zumindest meistens) sicheren Schrittes, sie scherzen, sie überlegen. Sie sind wirklich ganz und gar menschlich.
Das Zombie-Sein bzw. Zombie-Werden wird in "Dearly, Departed" nach dem Vorbild verschiedener Werwolf- und Vampirbücher mit einer Krankheit erklärt. Nur sind es hier keine Viren, wie allgemein gern verwendet, sondern Prionen. Das sind im Grunde harmlose Proteine, die sich jedoch "falsch" falten können und dadurch pathogen werden - im realen Leben sind diese Prionen Auslöser von Kreuzfeldjakob und BSE. Und, da muss ich Lia Habel wirklich loben, die "wissenschaftliche Erklärung" zum Entstehen der Zombie-Krankheit ist sogar von wissenschafttlicher Seite akzeptabel - gut recherchiert, Frau Habel!
Was "Dearly, Departed" außerdem sehr spannend macht, sind die Charaktere. Nora ist eine tolle Protagonistin. Sie kann auf sich selbst aufpassen, hat gelernt zu schießen und ist den gesellschaftlichen Verpflichtungen, zu denen ihre Tante sie schleppt, alles andere als zugetan. Ich mochte sie von der ersten Seite weg.
Mit Bram ging es mir sehr ähnlich, der ist einfach toll, und auch mit den Nebencharakteren - aus deren Perspektive teilweise sogar erzählt wird (immer in der Ich-Perspektive) - habe ich mich schnell angefreundet.
Der Schreibstil ist amüsant angehaucht, teilweise sogar so lustig, dass ich ein paar Mal laut auflachen musste und das passiert mir relativ selten.
Zu kritisieren habe ich neben der etwas langen Einführungsphase dass gegen Ende, wenn man den Showdown schon riechen kann, ein bisschen zu viel unnötiges Gequatsche betrieben wird. Das hätte bedeutend schneller gehen können und auch der Epilog, der zwar dem "zum größten Teil"-Happy End einen Dämpfer versetzt, hätte nicht so lang ausfallen müssen.
Bewertung
"Dearly, Departed" ist toll geschrieben und wartet mit sympatischen, amüsanten Charakteren auf. Großer Pluspunkt: Obwohl es einen zweiten Teil geben soll ("Dearly, Beloved") kann man das Buch getrost als Stand-alone ohne absolutes Happy-End betrachten - muss ja auch nicht immer sein, dass alles gut ausgeht und das meiste geht ja eh gut aus. ^^
Von mir eine klare Empfehlung! Und wehe ihr lasst euch von den Worten "Dystopie" und "Zombie" abschrecken. ;)
UK-Cover
Deutsches Cover: Piper-Verlag November 2011