9. Dezember 2012

Thomas Thiemeyer - Das verbotene Eden 2. Logan und Gwen

2012, Gebunden mit Schutzumschlag, 458 Seiten
€ (D) 16,99 | € (A) 17,50
ISBN 978-3426653258

Seit Juna aus dem Land der Frauen geflohen ist - mit einem Mann -, fühlt sich die junge Heilerin Gwen einsam und nichtswürdig. Sie schließt sich einem Spähtrupp an, der durch verlassene U-Bahn-Schächte in die Stadt der Männer vordringen soll. Doch der Einsatz scheitert grausam, und Gwen fällt in die Hände des jungen Kämpfers Logan, der sie als Sklavin verkaufen will. Logan aber hat die Rechnung ohne seine Gefühle gemacht - und setzt damit Ereignisse in Gang, die das Ende beider Welten bedeuten könnten ... 


Ich war ziemlich begeistert von "David und Juna" und habe mich entsprechend auf den zweiten Band gefreut. Obwohl ich das Buch gestern und heute mehr oder weniger inhaliert habe, wird diese Rezension weniger begeistert ausfallen. Das hat ein paar Gründe, die für mich sehr heikle sind.

Klar, das Grundthema ist noch das selbe: Frauen und Männer hassen sich und stehen kurz vor einem Krieg. Im ersten Band hat das noch gewaltig fasziniert, weil es - zumindest für mich - etwas völlig Neues war. Aber ein Thema kann nur dann weiterhin faszinieren wenn auch mehr Details geliefert werden. Oder neue Sichtweisen. Neue Hintergründe. Irgendetwas.
Abgesehen von einer Kleinigkeit, die im ersten Teil aber auch schon behandelt und jetzt bloß mit klaren Worten bestätigt wurde, tut sich an dieser Front allerdings gar nichts. Ich habe das leider sehr enttäuschend empfunden. Ich hätte so gerne mehr über diese Welt erfahren, die sich Thomas Thiemeyer ausgedacht hat! Aber außer ein paar anklagenden Fingerzeigen auf unsere heutige Gesellschaft ging dystopisch nicht gerade die Post ab. Das hat bei "David und Juna" deutlich besser funktioniert.

Mein zweites und im Grunde einziges weiteres Hauptproblem waren Gwen und Logan selbst. Zuallererst aber ein Lob: Obwohl die Rollen im Vergleich zu Teil 1 einfach vertauscht zu sein scheinen - jetzt ist Logan der Krieger anstatt Juna - sind Logan und Gwen zwei sehr eigenständige Charaktere. Sie wirken überhaupt nicht "kopiert" und durch Gwens Beziehung mit Juna hat sie einen ganz anderen Headstart als Juna ihn hatte.
Leider, und das war weniger gut, hörte sich dieser positive Eindruck bald auf. Sowohl Logan als auch Gwen blieben für mich über die ganze Handlung hinweg sehr schwammig und sprunghaft. Nicht in dem Sinne sprunghaft dass sie ständig ihre Meinung geändert hätten, sondern weil ich das Gefühl hatte, sie nie wirklich zu begreifen. Ihre Charaktere - leider beide, da stand keiner dem anderen nach - haben sich mir immer wieder entzogen, ich hab ihre Beweggründe einfach nicht zu fassen gekriegt.
Und als sie dann gehandelt haben, fand ich das zwar nett, aber mehr auch nicht. Viel zu viele Dinge wurden nur angeschnitten, anstatt sie zu erforschen. Mir war das leider zu wenig.

Insgesamt ist "Logan und Gwen" in meinen Augen ein wahrhaft mittelmäßiger Mittelteil.
Den dritten und letzten Band schreibe ich aber trotzdem noch nicht ab - zum einen hoffe ich auf ein Wiedersehen mit David und Juna, zum anderen bin ich echt wahnsinnig gespannt was wir bei "Magda und Ben" erwarten können. Immerhin sind die beiden längst keine Jugendlichen mehr und sehr ungewöhnliche Protagonisten für einen Jugendroman ... Ich könnte mir da so einige Szenarien vorstellen, zB ein Rückblick auf die Anfänge der Dunklen Zeit. Das fände ich mal sehr spannend.
Herr Thiemeyer, überraschen und überzeugen Sie mich. "Logan und Gwen" vergesse ich bisweilen mal und hole mir lieber nochmal "David und Juna" aus dem Regal.