3. Januar 2013

Boris Koch - Vier Beutel Asche

Schon genug Lesestoff für 2013? "Vier Beutel Asche" sollte auf den Leselisten nicht fehlen:

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2012, Gebunden mit Schutzumschlag, 380 Seiten
€ (D) 17,99 | € (A) 18,50
ISBN 978-3453268340

Christoph ist sechzehn, als er stirbt - er prallt nachts mit seinem Farrad gegen ein entgegenkommendes Auto. Alles, was von ihm bleibt, ist eine Urne Asche. Doch vier seiner Freunde können einfach nicht akzeptieren, dass mit der Beisetzung alles zu Ende ist, und beschließen, Christophs letzten Wunsch zu erfüllen und seine Asche im Meer zu verstreuen. Sie graben die Urne aus, verteilen die Asche auf vier Beutel und brechen Richtung Atlantikküste auf. Ein großes Abenteuer beginnt.

Der Klappentext liest sich wie etwas, das wir vielleicht schon kennen. Das Grundthema ist auch nicht unbedingt ein unbeschriebenes Blatt. Aber ... ja, großes Aber sogar: Was Boris Koch mit seinem Roman aus "Jugendlicher stirbt - Zurückbleibende kommen nicht damit klar - müssen einen letzten Wunsch erfüllen" herausholt, hat mich sehr beeindruckt.

Vor allen Dingen die klare Vorstellung, die der Leser schon mit den ersten Sätzen von Jan erhält. Aggression, teilweise unterdrückt, dann wieder unkontrolliert. Verwirrung. Angst. Die Ich-Perspektive erlaubt einen unverschmierten Einblick in Jans Kopf, der nach dem Tod seines besten Freundes auf so ziemlich alles und jeden stinksauer ist. Ihm wird alles zu viel, bis ein nächtlicher Zufall (Lena würde es Schicksal nennen) ihn mit drei anderen zusammenbringt, von denen jeder seinen eigenen Part in Christophs Leben gespielt hat.

Was hier beginnt, ist ein literarischer Roadtrip, wie ich ihn liebe. Voller Tragikkomik und Spannung. Bei mir jedenfalls hat das Buch eingeschlagen und ein wesentlicher Teil dieses Erfolgs waren die vier Jugendlichen, mit denen ich von Bayern bis an die Atlantikküste gereist bin:
Neben Jan sind das Selina - Christophs Freundin, in die sich Jan leicht hätte verlieben können, wenn ihm Christoph nicht zuvor gekommen wäre -, Maik - der Christoph das Fahrrad geliehen hat, mit dem er verunglückt ist, und der sich deswegen das Leben nehmen will - und Lena - von der eigentlich niemand so wirklich etwas weiß, die aber etwas ganz Wesentliches von Christoph weiß, das er niemandem sonst erzählt hat.
Fertig ist das Quartett, dass sich an Christophs Geburtstag am Friedhof trifft und von dort gemeinsam ausbricht. Auf einem Motorrad und einem Roller. Mit vier Plastikbeuteln Asche im Gepäck.

Was diesen Roman für mich so besonders gemacht hat, waren die kleinen Details. Es gibt ein großes Thema, das über der gesamten Reise steht, aber so viele kleine Dinge, die das Rast machen und Zuhören interessant machen. Es gab Momente, in denen ich über jeden der vier Jugendlichen gestaunt habe. Obwohl sie von völlig unterschiedlichen Standpunkten in das Abenteuer gestartet sind, am Ende hatten sie nicht nur Freundschaft gewonnen, sondern vor allem Verständnis.
Boris Koch hat diese Entwicklung sehr anschaulich und vor allen Dingen nah beschrieben. Der Leser ist an vorderster Front mit dabei, erlebt Tiefen und Höhen. Und dabei scheint sich der Autor beim Erzählen der Geschichte noch nicht mal sonderlich abgemüht zu haben. Der Text liest sich genauso frei wie man sich mit einem Roller auf der Landstraße fühlt.

Schlussendlich kommt es für mich auf einen Nenner zusammen: Trotz des Themas hatte ich unglaublich viel Spaß beim Lesen und das lässt mich völlig vergessen, dass ich die Geschichte in der einen oder anderen Form vielleicht schon gelesen habe. Boris Koch hat das Rad nicht neu erfunden (wer tut das schon), aber darauf kommt es nicht an. "Vier Beutel Asche" ist beste Unterhaltung.


Here we come

Ich muss euch mal etwas gestehen: Hier zu schreiben, das ist wie Heimkehren. Es fühlt sich so ähnlich an wie Abends von der Arbeit kommen, mich auf meine neue Eckcouch lümmeln, das Leselicht einschalten und die Welt gleich hinterm Fenster vergessen.

Im letzten Jahr bin ich leider viel zu wenig oft heimgekehrt. Ich habe das gemacht, was Teenager machen, wenn diese Ausgeh-Zeit beginnt ... eben nicht mehr heimkommen. Und genossen hab ich es! Die Abschlussprüfungen hinter mir haben (das war doch so ein kleines großes Lebensziel von mir, eine fertige Ausbildung und ins Berufsleben starten), den neuen Job antreten, meine Freizeit mit neuen bzw. alten und neu entdeckten Beschäftigungen füllen. Wenn ich dran denke, was ich letztes Jahr an Sportausrüstung gekauft habe, wird mir und meinem Konto ein bisschen übel. Dann die neue Wohnung, diesmal ganz weg von zu Hause - diesmal komplettes Nestflüchten.
Ich habe einiges lernen müssen in diesem Jahr, das wichtigste davon: Sag, wenn es dir nicht gut geht! Und sag es zu den Menschen, die ebenfalls davon betroffen sind. Mach dir deine Wünsche bewusst. Und rede. Hinter menschlichen Fassaden lässt sich so viel entdecken, aber ohne ein bisschen Kitzeln kommt es bei den meisten nicht heraus.

Für die Zukunft habe ich mir einiges vorgenommen. Ein Teil davon ist: Ich würde gerne öfter Heimkehren.
Ehrlicherweise sei gesagt, dass das Leben abseits von Posts und GoodReads-Updates seine Reize hat. Aber das hat das Leben abseits von "Der Kühlschrank muss gefüllt werden" und morgens zur Arbeit erscheinen auch. In diesem Fall ist es vielleicht schwierig, aber ich glaube, das "abseits von" kann ich aus diesen Sätzen streichen. Ein ausgewogenes Verhältnis ist mein Ziel und wird meine ganz persönliche Herausforderung in 2013 (neben ein paar anderen, von denen ich vielleicht bei gegebenen Anlass berichte). Und wie Barney so schön sagt: Challenge accepted!


Das war womöglich meine längste "Das Jahr ist vorbei, lasst uns das neue rocken"-Rede bisher. Aber nachdem ich grade mit Erschrecken (und ein bisschen Stolz) feststellen musste: Dieser Tage beginnt mein 5., jawohl mein 5. (!!), Blogjahr -->  O.O
Mal sehen ob ich es nochmal 4 Jahre schaffe, mich würde es freuen und ich hoffe euch auch :)

In dem Sinne kein langes Gequatsche mehr, sondern ein simples ...


2013 is here! Habt ein tolles, ein ausergewöhnliches und schlichtweg fantastisches Jahr! Ich wünsche euch, dass ihr erreicht, was ihr euch vorgenommen habt und noch viel mehr. Ich wünsche euch Überraschungen, die euch von den Socken hauen (im positiven Sinne versteht sich), Spaß und Lachen - ja, ganz viel Lachen! Habt Freude, bei allem was ihr tut, fühlt euch wohl in eurer Haut und zeigt es der Welt.
2013, here we come!