€ (D) 28,00 | € (A) 28,80
ISBN 978-3785724064
Drei Länder.
Drei Familien.
Ein Jahrhundert.
Europa 1914. Eine deutsch-österreichische Aristokratenfamilie, die unter den politischen Spannungen zerrissen wird. Eine Familie aus England zwischen dem Aufstieg der Arbeiter und dem Niedergang des Adels. Und zwei Brüder aus Russland, von denen der eine zum Revolutionär wird, während der andere in der Fremde sein Glück sucht. Ihre Schicksale verflechten sich vor dem Hintergrund eines heraufziehenden Sturmes, der die alten Mächte hinwegfegen und die Welt in ihren Grundfesten erschüttern wird.
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England. Ethel Williams, Kind einer Bergmannsfamilie aus Wales, ist Dienerin im Haus von Earl Fitzherbert. Als sie von ihm ein Kind erwartet, wird sie in Schande entlassen. Aber Ethel lässt sich nicht entmutigen und beginnt für die Rechte der Frauen zu kämpfen.
Deutschland. Anders als sein konservativer Vater sehnt sich Walter von Ulrich nach einem demokratischen Deutschland. Als Militärattaché in London verliebt er sich Hals über Kopf in die emanzipierte Lady Maud. Am Tag vor der deutschen Kriegserklärung an Rusland heiraten sie heimlich. Aber der beginnende Konflikt reißt die Liebenden auseinander.
Russland. Grigori und Lew Peschkow wachsen als Waisen auf. Während der rechtschaffende Grigori zum Revolutionär wird, gelangt sein leichtfertiger Bruder in Amerika zu Reichtum. Doch dann hat Lew keine Wahl, als sich zur Armee zu melden, und kehrt so als Soldat in die Heimat zurück.
Meinung
Der britische Bestsellerautor Ken Follett hat wieder einmal eine Schwarte von einem Buch vorgelegt. "Sturz der Titanen" handelt vom ersten Weltkrieg, wie es dazu gekommen ist, wie er abgelaufen ist, wie er ausging und in welch miserablen Zustand sich Europa danach befand.
Doch neben den politischen Wirren geht es in "Sturz der Titanen" vor allem um Schicksale, um zwischenmenschliche Beziehungen, um den Kampf, den jeder einzelnen - ob nun auf dem Schlachtfeld oder in der Armut zu Hause - auszufechten hatte.
Die Handlung beginnt am 22. Juni 1911, als Billy Williams mit 13 Jahren zum ersten Mal in die Kohlegrube einfährt, umspannt anschließend die Kriegsjahr von 1914 bis 1918 und endet in der Zwischenkriegszeit im Jahr 1925. Während dieser Zeit folgt der Leser sage und schreibe neun verschiedenen Hauptfiguren und dutzenden Nebenfiguren, und trotzdem schafft es Follett mit seinem unglaublichen Erzähltalent, dass sein Publikum nicht den Faden verliert.
Auf den ersten 100 Seiten geht es hauptsächlich um die Geschwister Billy und Ethel Williams, um Earl Fitzherbert, um Lady Maud Fitzherbert, die Schwester des Earl, und um Walter von Ulrich, einen deutschen Militärattaché in London. Außerdem taucht Gus Dewar auf, ein junger Amerikaner, der sich in weiterer Folge zu einem der engsten Berater des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson entwickelt.
Über Earl Fitzherbert, der eine russische Frau hat, schlägt Ken Follett schließlich den Bogen nach Russland, wo die Brüder Grigori und Lew als Waisen aufgewachsen sind. Sie sind Fabrikarbeiter, haben aber nur einen Traum: Nach Amerika zu gehen.
Obwohl damit ein ganzes Set neuer Charaktere auftritt, verliert Ken Follett dabei nie die bereits eingeführten Figuren aus den Augen, webt sie in die neuen Handlungsstränge ein, verknüpft Schicksale miteinander.
Eine große Hilfe bei den vielen Protagonisten war das Personenregister, das sich zu Beginn des Buches findet. Ich war allerdings überrascht, wie schnell ich mit den Charakteren klar gekommen bin und immer weniger oft nach vorne geblättert habe.
Ein wichtiger Punkt bei den vielen Figuren ist auch, dass ich nie das Gefühl hatte, dass einige von ihnen vernachlässigt oder über Gebühren hervorgekehrt würden.
Die Charaktere sind es auch, von denen "Sturz der Titanen" lebt. Ken Follett ist kein sprachlicher Meister - zumindest hätte ich "Sturz der Titanen" niemals wegen des eher mittelmäßigen Schreibstils zu Ende gelesen - was seine Figuren nur umso wichtiger macht. Follett versteht sich wirklich darauf, den unterschiedlichsten Personen, ob nun historisch oder fiktiv, Leben einzuhauchen, ihnen Emotionen zu verpassen, sie in dramtische Konflikte zu ziehen!
Indem sich Follett nie zu lange auf einen bestimmten Protagonist konzentriert, sondern immer nur kurze Ausschnitte aus dessen Leben präsentiert, die für das Voranschreiten der Handlung wichtig sind, kommt nicht einmal ein Hauch von Langeweile beim Leser auf. Außerdem treffen die Charaktere in den unmöglichsten Situationen und in allen erdenklichen Kombinationen aufeinander - zugegeben, ein paar Mal konnte ich mir ein Verdrehen der Augen nicht verkneifen wenn Walter von Ulrich zum zweiten oder dritten Mal an verschiedenen Frontabschnitten auf die gleiche englische Einheit traf, aber im Großen und Ganzen waren all diese Begegnungen nachvollziehbar und haben einen großen Teil zum zwischenmenschlichen Drama beigetragen.
In einem Buch, das vom ersten Weltkrieg handelt, kann natürlich auch nicht ganz auf Kampfszenen verzichtet werden. Sie sind bitterer Ernst und blutig. Doch auch hier beschränkt sich Follett auf Schlachten, die für den Krieg als Gesamtes von Bedeutung waren und kehrt wieder einmal den menschlichen Faktor hervor. Er beschreibt, wie aus einstigen Freunden, die sich seit Schultagen kennen, Feinde werden - beleuchtet so die menschliche Seite des Krieges und nicht nur die Gier um Gebietserweiterungen.
Bei all dem bleibt "Sturz der Titanen" jedoch ein sehr politisches Buch. Ken Follett gibt sich auf diesem Gebiet sehr detailverliebt, gerade was die Politik Großbritanniens angeht. Überhaupt konzentrieren sich die Geschehnisse sehr auf GB. Von der britischen Politik wird alles haarklein berichtet, auch Lady Mauds und Ethel Williams Kampf für das Frauenwahlrecht, während Follett beispielsweise nicht einmal den Tod des österreichischen Kaisers 1916 erwähnt!
Alles in allem hat mich "Sturz der Titanen" sehr beeindruckt! Ken Follett hat sich an ein großes, ein gigantisches geschichtliches Thema gewagt. Er hat es geschafft, in 1020 Seiten (fast) alle wichtigen Ereignisse unterzubringen, ohne dass der Leser den Faden verliert. Im Gegenteil: Die trockensten geschichtlichen und politischen Ereignisse und Zusammenhänge werden nachvollziehbar und spannend geschildert.
Ich mochte den Geschichtsunterricht in der Schule immer, aber das hier ist um Längen besser!
Bewertung
Sprachlich haut mich "Sturz der Titanen" nicht vom Hocker, dafür aber Inhaltlich und Charaktertechnisch. Besonders für Geschichtsinteressierte (und solche, die es noch werden wollen) eine uneingeschränkte Empfehlung!
Für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanke ich mich ganz herzliche bei Lübbe!
7 Kommentare:
Wow du hast es geschafft, respekt!
Bin richtig stolz auf mich :D Seit HP 5 hab ich kein so dickes Buch mehr gelesen xD
Wow.... du hast es geschafft. Irgendwie klingt das Buch spannend und interessant, allerdings bin ich beim Thema Ken Follett sehr vorsichtig, da die Meinungen ja meist recht geteilt sind...
Ich hatte bisher nur gutes von Ken Follett gehört, deshalb war ich auch ein bisschen enttäuscht, dass er sprachlich nicht so die Wucht ist. Hatte da mehr erwartet. Aber vielleicht ist das sonst auch besser, kA, das war erst mein zweiter Follett.
Aber wenn du geschichtlich interessiert bist solltest du es auf jeden Fall wagen! :D Weihnachten naht ;D (bei dem Preis!)
Stimmt, der Preis hat es in sich. Aber ich liebäugel ja auch schon mit "Die Landkarte der Zeit". Das Buch hat auch einen stolzen Preis für seine über 700 Seiten. T___T
Ich lass mich überraschen, was der Weihnachtsmann mir unter den Baum packt. *gg*
Das sieht mich auch schon seit Wochen an! Aber schon wieder so eine Schwarte, ich weiß ja nicht xD Ich glaub, da wart ich erst mal noch und schaue, ob ein paar Rezis auftauchen ;)
Gratulation fürs Durchhalten =)
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