€ (D) 16,99 | € (A) 17,50
ISBN 978-3442313013
Ihr Leben lang war Juliette allein, eine Ausgestoßene - ein Monster. Ihre Berührung ist tödlich, man fürchtet sie, hat sie weggesperrt. Bis die Machthaber einer fast zerstörten Welt sich ihrer als Waffe bedienen möchten. Doch Juliette beschließt zu kämpfen – gegen die, die sie gefangen halten, gegen sich selbst, das Dunkel in ihr. An ihrer Seite ein Mann, zu dem sie sich unaufhaltsam hingezogen fühlt. Ihn zu berühren ist ihr sehnlichster Wunsch – und ihre größte Furcht ...
Ich bin völlig ohne Erwartungen an dieses Buch herangegangen, weil ich eigentlich gar nicht vor hatte, es überhaupt zu lesen. Aber als ich dann dieses Cover aus dem Karton gezogen habe. Wow. Kennt ihr das, wenn sich Bücher so ganz anders anfühlen. Das Material des Umschlags. Das Geräusch wenn man mit den Fingern dranfährt und wieder weg - *tapp* Ein leises *tapp*.
Da wars um mich geschehen - ich habe leichte Neigungen zu Coverfetischismus - und ich habe die erste Seite gelesen. Wären meine Prüfungsunterlagen nicht gewesen, ich hätte sofort weitergelesen.
So aber hat es ein paar Wochen gedauert bis ich "Ich fürchte mich nicht" wieder zur Hand nehmen konnte. Und die erste Seite hatte nichts von ihrer Faszination verloren:
"Du bekommst einenZellengenossenMitbewohner", haben sie gesagt.
"Wir hoffen, du verrottest hierFür gute Führung", haben sie gesagt.
"Der ist genauso verrückt wie duKeine Isolationshaft mehr", haben sie gesagt.
S. 9 Tahereh Mafi - Ich fürchte mich nicht
Ehrlich, allein dieser Stil, zu dem auf den ersten Blick nur durchgestrichene Wörter zu zählen scheinen, hat mich sofort an die Seiten gefesselt. Das schreibende Ich in mir hat diese Idee bewundert. So einfach und doch so kraftvoll, weil es die Autorin damit schafft, ein Charakterbild zu zeichen, wie ich es in dieser Ausgefeiltheit noch nie gelesen habe. Es zeigt so einfach, was in Juliette eigentlich vor sich geht, und was sie sich - im Gegensatz zu ihren inneren Drängen - einzureden versucht. Wahnsinn!
"Ich weiß jetzt nur, dass die Wissenschaftler sich irren.
Die Erde ist eine Scheibe.
Das weiß ich, weil ich vom Rand gestoßen wurde, und seit 17 Jahren versuche mich daran festzuhalten."
S. 31 Tahereh Mafi - Ich fürchte mich nicht
Ich würde Juliette nicht unbedingt als übermäßig interessant oder vielfältig bezeichnen. Was sie so faszinierend macht ist der Stil der Autorin, der zB mit Wortwiederholungen und Herumdrehen von Sätzen Juliettes Verzweiflung und Gedankenstärke präsentiert. "Ich fürchte mich nicht" wird so viel mehr zu einer Charakterstudie als zu einer Dystopie.
Zumindest was die ersten 150 Seiten betrifft.
Leider macht das Buch dann eine komplette Wende durch und ist fast nicht wiederzuerkennen. Unlogik gesellt sich zu übertriebenem Liebesgesülze.
Zum Beispiel leuchtet mir bis jetzt nicht ein, warum Warner Juliette ihr eigenes Zimmer gibt und einen "Wachhunder" abstellt, wenn er sie dann doch - ohne Angabe von Gründen - zwingt, in seinem Zimmer zu schlafen. Wohlgemerkt ohne Aufpasser. Reine Effekthascherer in meinen Augen - wobei der Effekt bei mir eher nach hinten losgegangen ist.
Außerdem fehlen die Erklärungen. Sowohl für Juliettes Gabe (die Erklärung scheint wohl im zweiten Teil zu kommen), als auch für die Ausnahmen ihrer Gabe. Warum spricht sie plötzlich davon "in dieser Kleidung" besser kämpfen zu können? Davor war nicht mal die Rede davon, dass sie sich überhaupt wehren kann. Oder schießen ... Den selbstverständlichen Umgang mit einer Waffe scheint sie irgendwann zwischen "Außenseiter in der Schule" und "Drei Jahre Eingesperrt" gelernt zu haben.
Vom Setting erfährt man auch viel zu wenig - abgesehen davon, dass obbenbar alles den Bach runtergegangen ist. Ist ja auch eine Dystopie, was anderes habe ich gar nicht erwartet.
Am meisten stört mich aber, dass die Romantik - die vorher noch so unmöglich und tragisch ist, von der ich wirklich begeistert war - sich ab der Hälfte des Buches in einer Wiederholungsschleife verfängt.
Fazit
"Ich fürchte mich nicht" besticht durch einen hervorragenden und vor allem außergewöhnlichen Stil. So nah habe ich mich einer Protagonistin wirklich selten gefühlt. Von der zweiten Hälfte des Buches war ich aber sehr enttäuscht. Erst am Ende tauchen wieder einige Handlungselemente auf, für die ich mich wohl begeistern könnte, sollte mir Band 2 irgendwann in die Hände fallen.
Keine absolute Leseempfehlung, aber für einen Versuch spreche ich mich sehr aus - allein schon weil man sich den Stil nicht entgehen lassen sollte!
4 Kommentare:
Hallo StefanieEmmy,
habe grad Deinen Blog gefunden und bin begeistert. Hast gleich mal eine Leserin mehr ;-)
Das Buch klingt auch echt toll - ich bin auf der Suche nach neuen genres (lese normal nur Thriller) - will aber mal meinen Horizont erweitern, da kommt mir das gerade recht. Kommt auf meine Wunschliste.
Liebe grüße vom Hufie (Tanja)
DEn Stil mochte ich in dem Buch auch total gerne, vor allem das Durchstreichen der Wörter war super. Aber mich hat die Handlung auch ziemlich schnell überhaupt nicht mehr begeistern können und ich fand es war ein schlechter Abklatsch von x-Men^^
Also irgendwie bin ich nach deiner Rezi ziemlich hin und her gerissen. Wollte das Buch schon total lange einmal kaufen, weil es sich interesssant angehört hat, aber mit deinen Kritikpunkten verfliegt die Freude darauf etwas.
Kann es nämlich auch überhaupt nicht leiden wenn unlogische Dinge passieren bzw. Charaktere einfach so plötzlich stärker sind oder was können, ohne Erklärung. Mh, schade.. werde mir das Buch jetzt nochmal überlegen, bevor ich es mir besorge. Danke für die Rezi.
lg Tina
@Tanja: Na dann herzlich willkommen, freut mich dass du hergefunden hast :)
Als YA-Neuling ist das Buch viellicht genau das richtige für dich. Aber wenns dir nicht gefällt, lass dich nicht gleich wieder abschrecken - in YA und Fantasy gibt es eine Menge zu entdecken ;)
@Crini: Jaaa, ich möchte das Buch grade einfach aufschlagen und noch ein paar Sätze lesen *.* (Geht nicht, ich muss zur Arbeit ;P) x-Men kenn ich nicht, das ist in dem Fall vielleicht ein Vorteil ^^
@Tina: Lies einfach mal in der Buchhandlung rein, oder vielleicht hat der Verlag eine Leseprobe online. Wenn du den Stil magst, würde ich dir empfehlen, es trotzdem zu lesen :)
(Ich bin ja auch ein wenig überkritisch ^^)
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