2012, Gebunden mit Schutzumschlag, 461 Seiten
€ (D) 18,95 | € (A) 19,50
ISBN 978-3785575468
Sie ist beliebt, privilegiert und talentiert. Sie ist Teil eines
Systems, das sie schützt und versorgt. Und sie hat eine glänzende
Zukunft vor sich - Rias Leben könnte nicht besser sein. Doch dann wendet
sich das Blatt: Mit einem Mal sieht sich Ria einer ihr feindlich
gesinnten Welt gegenüber und muss ums Überleben kämpfen. Es beginnt ein
Versteckspiel und eine atemlose Flucht durch eine karge, verwaiste
Landschaft. Verzweifelt sucht Ria nach einer Erklärung, warum ihre
Existenz plötzlich in Trümmern liegt. Doch sie kann niemandem mehr
vertrauen, sie ist ganz auf sich allein gestellt.
Eines weiß ich nach diesem Buch ganz gewiss: Ursula Poznanski kann schreiben was sie will - und wenn sie auch auf noch so viel begangenen Pfaden wandelt -, es wird immer gut. Mit "Die Verratenen" traut sich die beliebte Jugendbuchautorin nach den Erfolgen "Erebos" und "Saeculum" (beide übrigens sehr zu empfehlen!) nun auch in die Dystopie.
Ich war und bin begeistert von diesem Trilogieauftakt! Das Dumme - unter Anführungszeichen - an den richtig guten Büchern, die außerdem noch spannend und mit jedem Wort fesselnd sind, ist bloß, dass ich jedes Mal total vergesse, irgendwelche Notizen zu machen. Das hier wird also eine reine Gedächtnis-Rezension. Ich hoffe, es fällt nicht allzu sehr auf. ;)
Die Menschheit hat eine Eiszeit hinter sich. Ria, die an der besten Sphärenakademie des Bundes studiert, hat im Leben noch kein Gras gesehen. Das hat niemand, den sie kennt. Ihre Welt bestünde nur aus Schnee und Kälte gäbe es den Sphärenbund nicht, in dessen Schoß gehütet sie aufwächst. Riesige Glaskuppeln, die Leben und Überleben ermöglichen. Die Ria zwar einsperren, aber dabei auch die gefährlichen Außenbewohner auf Abstand halten.
In der ein oder anderen Form haben wir das fast alle schon gelesen. Und klar, man könnte einfach die Schnauze voll haben von Dystopien und Endzeitromanen. Nur, eines ist auch klar: Dann entgehen einem potentielle Schätze - und wenn eine Neuerscheinung dazugehört, dann die von Poznanski.
Ein gelungender, fesselnder Schreibstil. Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein könnten und so feinfühlig aufeinander abgestimmt, dass man am liebsten in ihren Kreis aufgenommen werden möchte. Kein lästiges Liebesgesülze, das sich von der ersten Seite weg voraussagen lässt. Durchdachte Strukturen, Überraschungen, und - hab ich es überhaupt schon erwähnt? - Gänsehautspannung!
Wobei, das muss ich wohl dazusagen, der Spannungsaufbau in "Die Verratenen" ist erst sehr subtil - so subtil, dass ich ihn am Anfang tatsächlich habe suchen müssen. Es war auch diese Anfangsphase, in der ich mich mit der Protagonistin Ria "zusammenraufen" musste.
Ria ist sehr überlegt - nicht umsonst ist sie die siebtplazierte in der Rangliste der Akademie, ein Garant für eine spätere Spitzenposition in der Regierung. Ria steht über den Dingen, ist oftmals sehr nüchtern, und obwohl mir diese Charakterzüge selbst nicht ganz unbekannt sind, habe ich ein paar Kapitel gebraucht, um mit ihr warm zu werden.
Aber dann liefs wie am Schnürchen und hat gar nicht mehr aufgehört. Bis zur letzten Seite, die viel zu schnell kam, habe ich an jedem Satz gehangen und wollte nicht loslassen. Während für Ria immerzu alles verstrickter wird und sich ihr und dem Leser ständig neue Wahrheiten und Unwahrheiten offenbaren, steht jeder Charakter unter seinem ganz eigenen Druckpolster.
Rias besonderer Blick auf die Welt, ihre durch jahrelange Rhetorik- und Diskussionsübungen geschärfte Menschenwahrnehmung, verleiht dem Buch einen detailreichen und doch pfiffigen Schliff. Ich fand es unglaublich spannend, zu beobachten, wie Ria in gedankenlosen Gesten und unbewusten Tonlagen liest wie in einem offenen Buch.
"Die Verratenen" ist schlussendlich nicht nur für Ria und ihre Freunde eine emotionale und physisch anstrengende Achterbahnfahrt, der Leser ist genauso mitgenommen und muss am Ende erst mal durchatmen.
Was uns im zweiten Teil erwarten wird, ist wohl im Groben abzusehen - Ursula Poznanski hält sich an die Spielregeln der Dystopie. ABER: Es sind die kleinen Dinge, die ein Buch besonders machen. Und davon hat "Die Verratenen" (und mit Sicherheit auch die beiden Nachfolger) einiges zu bieten. Wer sich das aus Dystopie-Verdruss entgehen lässt, hat hoffentlich eine richtig gute Ausrede parat.
7 Kommentare:
Ich hatte bisher noch kein Buch von Poznanski gelesen, aber als Dystopiefan konnte ich mir das hier natürlich nicht entgehen lassen. Ich sehe, du hast auch nicht die Höchstwertung vergeben. So ging es mir auch, aber ich konnte irgendwie gar nicht formulieren, was mir noch gefehlt hat.
Aber ich bin auf jeden Fall gespannt auf den nächsten Teil, ich wollte das Buch am Ende auch gar nicht mehr wegpacken :-)
Yeah! Warum nur 4 Blümchen?*kicher*
Also ich hab umgerechnet auch nur 4,5 gegeben, denn ein top Highlight ist es nicht ganz. Ziehst du Punkte ab, weil du am Anfang nicht ganz warm geworden bist mit Ria?
LG und schön, wieder was von dir zu lesen.
@ Friedelchen: Lies unbedingt ganz schnell ganz viel von Poznanski :)
Ich hasse es, das schreiben zu müssen, aber ich kanns ehrlich nicht genau sagen, warum ich einen Punkt abgezogen habe. Es war schon auch der träge Anfang, aber sonst bloß Bauchgefühl. Es ist auf jeden Fall noch Spielraum nach oben und 5 Sterne kriegen bei mir wirklich nur noch die Bücher, die einzigartig sind und (für mich) total hervorstechen. Dazu hätte es Dystopiemäßig schon ein paar innovativere Sachen gebraucht sag ich jetzt mal.
Ich konnte es bei mir auch nicht so sagen, deswegen war ich so gespannt, was du sagst. Also, ich fands halt wirklich gut, aber es fehlte ein bisschen was. Und ich konnte das Buch, kurz vor Schluss, für ein paar Stunden zur Seite legen. Das hat mich gewundert.
Sehr schöne Rezi!
Das Buch steht auf meiner Weihnachtswunschliste. Ich hoffe ich darf es dann lesen. :)
LG
Lilly
Eine wundervolle Rezi, wie immer. Hat mir in Erinnerung gerufen, dass es mir auf der Buchmesse zu voll war, um das Buch zu kaufen & signieren zu lassen. Aber irgendwann bestimmt...
Das Bauchgefühl-Problem kenne ich ;)
Das hört sich ja nach einem richtig spannenden Buch an!
Ich bin zwar schon etwas genremüde, aber für "die Verratenen" mache ich eine Ausnahme, auch weil ich deine Meinung zu Ursula Poznanski absolut teile. Die Frau kann unglaublich spannend schreiben.
Erebos fand ich schon toll und das obwohl ich nie Computerspiele spiele und diese Welt gar nicht kenne. Also bin ich mir sicher, dass mir eine Dystopie aus ihrer Feder ebenfalls sehr gut gefallen wird.
LG, Katarina :)
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