31. Januar 2009
Alle sieben Wellen von Daniel Glattauer
"Wie es mit uns weitergehen soll, Leo? - Weiter wie bisher. Wohin? - Nirgendwohin. Einfach nur weiter. Du lebst dein Leben. Ich lebe mein Leben. Und den Rest leben wir gemeinsam."
"Liebe Emmi, auf der Innenseite meiner linken Hand, etwa in der Mitte, wo die Lebenslinie von dicken Faltenbögen durchkreuzt Richtung Pulsader abbiegt, dort befindet sich ein Punkt. (...) Ich erkenne dich. Ich erkenne dich wieder. Du bist die Gleiche. Du bist ein und dieselbe. Du bist wirklich. Du bist mein Punkt."
"Leo, ich will dich reden SEHEN. Ich will dich zuhören SEHEN. ich will dich atmen SEHEN. Ich will dich nach einer so langen Zeit enger, vertrauter, verheißungsvoller, gebremster, unaufhörlicher, abgebrochener, erfüllter, unerfüllter Virtualität endlich, ja schlussendlich, eine Stunde wirklich SEHEN. Sonst nichts."
Heutzutage ist es nicht mehr ungewöhnlich, im Internet völlig fremden Menschen näherzukommen. Ich glaube, das kennt jeder in irgendeiner Form: Diskussionsrunden, Freundschaften, gar nicht so selten sogar Liebe. Genau das ist Emmi und Leo im ersten Roman von Daniel Glattauer passiert (Gut gegen Nordwind), obwohl sie sich nie getroffen haben. Jetzt ist endlich, endlich, endlich die Fortsetzung erschienen, und um es mit den Worten des Autors zu sagen: Er ist sich dessen bewusst, dass man die Geduld von Leserinnen und Lesern nicht überstapazieren darf. Fazit: Ein Treffen.
Wie sehr mir dieses Buch gefesselt hat, lässt sich vielleicht sogar anhand einer einzigen Aussage auf den Punkt bringen: Ich war so schnell durch das Buch, dass ich nicht einmal Zeit hatte, es in das rechte Feld mit der spannenden Überschrift "Ich lese gerade" zu stellen.
Besonders herausragend an Alle sieben Wellen ist die Sprache, die, obwohl das komplette Buch nur aus E-Mails besteht, nicht in herkömmlicher "E-Mail-Sprache" (sag ich jetzt mal) geschrieben ist. Wortgewaltig und Sprachgewand, so präsentieren sich Emmi und Leo in ihren Ausführungen zu Liebe und Leben. Kein bisschen Kitsch. Einfach ehrlich - nein: einfach und ehrlich.
Aber macht euch selbst ein Bild von Emmi und Leo. Überzeugt euch selbst von diesem zauberhaften Buch.
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