23. Oktober 2011

Malorie Blackman - Boys Don't Cry

2011, Gebunden, 299 Seiten
€ (D) 14,99 | € (A) 15,50
ISBN 978-3414822987

Dante hat gerade seinen Abschluss gemacht. Er träumt von der Zukunft, da steht seine Exfreundin mit einem Baby vor der Tür - seinem Baby! Als Melanie verschwindet, muss Dante allein klarkommen. Emma stellt sein Leben komplett auf den Kopf, doch zum Glück sind da noch Dantes pragmatischer Vater und sein jüngerer Bruder. Der Männerhaushalt meistert das Leben mit Baby so gut es geht. Und Dante lernt, seine neue Rolle anzunehmen.


Was ich denke ...
Malorie Blackman ist im deutschen Sprachraum vor allem für ihre "Himmel & Hölle"-Reihe bekannt. Im Sommer ist nun auch eines ihrer neuesten Werke in deutscher Sprache erschienen - und durfte dabei sogar seinen Originaltitel behalten. Das Cover wurde zwar neu gestaltet, orientiert sich aber stark am englischen Original. Angesichts der "Übersetzungs-Pfuscherei", die sich in den letzten Jahren bei deutschen Verlagen eingebürgert hat, kann ich hier nur sagen: Beide Daumen hoch! Titel und Cover passen perfekt zum Inhalt.

Bei der Lektüre von "Boys don't cry" hatte ich seit langem wieder das Gefühl, dass mir durch ein Buch die Augen für bisher nicht bedachte Themen geöffnet wurden. Malorie Blackman beleuchtet die Seite eines jungen Vaters, der sich mit der Situation, plötzlich für ein Kind sorgen zu müssen, von dem er noch nicht einmal wusste, sichtlich überfordert fühlt. Das ist bestimmt nicht so häufig wie der klischeehafte Fall einer Mutter im Teenageralter und vermutlich hat mir Dante als Protagonist das Einlassen auf's Buch sehr erleichtert.

Warum ich mich Dante so nah gefühlt habe, hat den einfachen Grund, dass er von Anfang an wie aus dem Leben gegriffen scheint. Vom einen auf den anderen Tag platz seine nicht einmal einjährige Tochter Emma in sein Leben und fordert Aufmerksamkeit. Dabei fand ich die ganze Palette an Dantes Gefühlen absolut nachvollziehbar - angefangen bei seiner anfänglichen Scheu, Emma auch nur hochzunehmen, bis hin zum Vaterstolz, den er mit der Zeit völlig unbemerkt von sich selbst entwickelt.
Außerdem gesteht sich Dante seine Schwächen ein. Er weiß, dass er nicht alleine mit seiner Situation zurecht kommen kann. Trotzdem braucht es einiges an Überwindung, um um Hilfe zu beten. Malorie Blackman beschreibt sein tägliches Kämpfen und sich Bemühen so realistisch, dass ich ein paar Mal wirklich vor Anteilnahme schlucken musste.

Zudem schafft die Autorin Bewusstsein für einen klassischen "Jugendfehler" - Sex nach übermäßigem Alkoholgenuss, klassischer geht's fast nicht - ohne mit dem Zeigefinger zu wedeln oder eine Moralpredigt zu halten.
Dabei behilflich ist Blackmans klarer Stil, der mit unkomplizierten Formulierungen auskommt und gerade heraus zu sagen vermag, worum es wirklich geht.

Natürlich, Bücher über Teenagerschwangerschaften und die Zeit, die darauf folgt, gibt es haufenweise. Wenn ich eines lesen wollte, ich könnte mich beim besten Willen für keines entscheiden. Das impliziert, dass ich noch keines dieser Bücher gelesen habe und trotzdem stelle ich mir jetzt hier her und behaupte frei heraus: "Boys don't cry" ist doch ein bisschen anders als alle anderen, das fängt schon damit an, dass der Protagonist des Buches ein Junge ist und daher ein völlig anderer Zugang zum Thema "Baby" entsteht.
Ich jedenfalls kann das Buch nur empfehlen! Und zwar völlig uneingeschränkt.


Bewertung
Malorie Blackman beweist erneut, dass sie zum Erzählen geboren wurde. Besonders beeindruckt war ich von ihrem Protagonisten Dante, der ein wahres Gefühlschaos durchmacht und trotz Selbstzweifel die richtigen Entscheidungen trifft. "Boys don't cry" ist kein Selbstratgeber und keine Moralpredigt - genau so müssen kritische Themen angegangen werden.


3 Kommentare:

Pia hat gesagt…

Ich hab irgendwie noch nie so wirklich darüber nachgedacht, von der was zu lesen. Vielleicht irgendwann mal. Kommt aber aufjedenfall auf die Maybeliste :)

StefanieEmmy hat gesagt…

Wenn nicht "Boys don't cry" dann solltest du "Himmel & Hölle" lesen - aber irgendetwas von Malorie Blackman muss unbedingt sein ;)

Nanni hat gesagt…

Ich kann wieder kommentieren :) :) :)

Das hab ich auch auf dem SuB. Hab deine Rezi jetzt mal noch nicht gelesen. Mach ich dann, wenn ichs durch hab :)

Wünsch dir einen wunderschönen Start in die Woche :)