2011, Gebunden mit Schutzumschlag, 445 Seiten
€ (D) 19,99 | € (A) 20,60
ISBN 978-3863960018
Das englische Original erscheint im Mai 2012 unter dem Titel "The Edge of Nowhere"
Becca King hat eine Gabe, die gleichzeitig ein Fluch ist. Sie kann die
Gedanken anderer Menschen hören. Sie umgeben sie wie ein ständiges
Rauschen, dem sie nicht entrinnen kann. Jetzt ist Becca auf der Flucht,
weil ihr Stiefvater ihre Fähigkeiten skrupellos ausnutzen wollte. Sie
hat eine neue Haarfarbe und eine neue Identität. Auf einer
geheimnisvollen, abgeschiedenen Insel hofft Becca, Unterschlupf bei
einer Freundin ihrer Mutter zu finden. Doch als sie dort ankommt,
erfährt sie, dass die Freundin drei Wochen zuvor gestorben ist.
Verzweifelt versucht Becca, ihre Mutter zu erreichen. Ohne Erfolg: Das
Handy ist tot.
Was ich denke ...
Das also ist Elizabeth George? Ja, offensichtlich. Was nur eines bedeutet: Ich bin wahnsinnig enttäuscht!
Ich hatte von der ersten Seite weg Probleme mit "Whisper Island", dem ersten Jugendbuch der bekannten Bestsellerautorin. Zuvor hatte ich Gedanken wie "Kerstin Gier hat es geschafft. Kathy Reichs, Eva Völler ...", mein Vertrauen in den Namen "Elizabeth George" war demnach sehr groß. Aber was die gute Frau hier abgeliefert hat, ist in meinen Augen schon beinahe unterirdisch. Harte Worte, die ich nicht gerne verliere.
Mein größtes Problem mit "Whisper Island" ist, dass ich die ganze Geschichte einfach nicht glauben kann. Tut mir wirklich Leid, Frau George, aber ich nehme Ihnen einfach nicht ab, dass eine Mutter ihre 14-jährige Tochter ohne weiteres auf eine Fähre setzt mit nichts weiter als einem Handy, das sich dann aber als äußerst unnütz herausstellt. Es geht mir nicht in den Kopf, dass diese 14-Jährige anschließend alleine über eine Insel radelt und sich, als sich herausstellt, dass ihre Kontaktperson tot ist, lieber in eine Hundehütte legt, als an einer Tür zu klingeln und um Hilfe zu bitten. Zumal der Ehemann dieser Kontaktperson zu einem Zeitpunkt nur wenige Meter von ihr entfernd war!
Auch alles weitere fand ich entweder abstrus, unlogisch oder schlicht unnötig. Meiner Meinung nach strotzt dieses Buch nur so vor überflüssigen Passagen. Die längste Zeit muss sich der Leser die Frage stellen, was denn nun eigentlich die Handlung ist.
Gut, ab dem 2. Teil kommt zumindest ein wenig Spannung auf, oder zumindest tut sich ein halbwegs erkennbarer Handlungsstrang auf - spannend ist der nicht unbedingt: Zwischen nervenaufreibendem (nicht im positiven Sinn!) High-School-Gezicke entspinnt sich eine Art Kriminalfall, der diese Bezeichnung nur minder verdient hat.
Darüber hinaus hat mich auch Elizabeth George's hochgelobter Stil (behauptet zumindest das Wall Street Journal) nicht mitreißen können. Sie erzählt ungelenk und holprig. Dabei schafft sie es fast gar nicht, ihre Charaktere plastisch darzustellen. Oder auch nur nachvollziehbar. Die Stellen, an denen ich mich Becca nah gefühlt habe, kann ich an einer Hand abzählen.
Als wäre das noch nicht genug, finden sich sogar inhaltliche Fehler im Text. Meistens sind das kleine Fehler, die in ihrer Gesamtheit aber doch stören.
Und noch eine Übersetzungs-Holprigkeit: "Joy" geht in der englischen Originalfassung bestimmt als Name durch, aber "Freude" - das lasse ich mir einfach nicht einreden!
Das Positive zum Schluss: Ich mag das Cover (auch wenns nicht ganz zum Inhalt passt) und zumindest die letzten zwei Seiten waren spannend, können mich aber nicht dazu motivieren, mich auf einen zweiten oder gar dritten Teil zu freuen.
Bewertung
Entweder George's Stil und das "Geheimnisvolle" im Buch sind völlig an mir vorbeigegangen, oder diese Autorin wird komplett überbewertet. Da ich weiß, wie groß die Fangemeinde von Elizabeth George ist, nehme ich eher an, dass das Buch schlicht und einfach gar nicht meinen Geschmack getroffen hat. Mir tut's Leid um das Buch, ich wollte es eigentlich mögen.
17 Kommentare:
Nachdem ich die Leseprobe gelesen habe, stand für mich schon fest, dass ich um dieses Buch einen riesen Bogen machen werde - deine Rezension hat das nochmal in Stein gemeißelt. Gott bewahre! Und unschön bei dem Cover finde ich, dass dieses Mädel da so reinkopiert aussieht ... zumindest, wenn man es sich auf Amazon ansieht.
Pff.
Ist auch reinkopiert, aber in Echt ist es nicht ganz so auffällig ^^ Und wenn man die beiden BIlder (hintergrund und Mädel) einzeln betrachtet mag ich eigentlich beide :)
Okay, das klingt ja wirklich schrecklich. Das Buch stand zwar nicht ganz oben auf meiner Liste, aber lesen wollte ich es schon. :o Sollte ich dann wohl nochmal überdenken, das, was du da schreibst, klingt einfach furchtbar und genau nach dem, was ich hasse.
Liebe Grüße,
Elle
Wow, 1-Punkt Bewertungen sieht man aber auch nicht allzu häufig bei dir. Umso hilfreicher für mich, jetzt lasse ich auf jeden Fall die Finger davon. Und sie haben ein Mädchen tatsächlich "Freude" genannt? :-) Naja, manche Übersetzer meinen es wohl zu gut.
Du hast nicht zufällig vor das Buch nun zu vertauschen?
@Elle: Leseprobe lesen! Ich garantiere nicht, dass es NIEMANDEM gefällt ^^
@Friedelchen: Ist glaube ich auch meine erste. Zumindest die erste, zu der ich eine Rezi geschrieben hab.
Jap, das Mädchen heißt wirklich "Freude" - zu dem Zeitpunkt fand ich das aber schon mehr amüsant als ärgerlich xD
@Stephie: Das hab ich mir ehrlich gesagt noch gar nicht überlegt. Eventuell könnt ich das aber machen wenn du etwas hast, das ich wirklich haben will ^^
Supi, ich hab das Buch noch im SuB liegen. Jetzt mag ich das erstrecht nicht anzufangen... -.-
Kann dir ja trotzdem gefallen, versuchs einfach mal :)
Klingt ja herrlich xD
Ich hatte Elizabeth George gedanklich zum Glück sowieso unter "seichte Unterhaltungsliteratur" einsortiert, anscheinend liegt sie da ganz richtig.
PS. Ganz vergessen: die haben da echt ein Mädchen "Freude" genannt? Das ist ja unglaublich! Ich find es ja schön, wenn möglichst viel übersetzt wird und nicht so viele "hippe Überbleibsel" aus dem Englischen rüberwandern, aber bei Namen und damit verbundenen Lächerlichkeiten ist Schluss.
Au weia. Hört sich ja echt übel an. Ich mag die Krimis von Elisabeth George - die sind wirklich spannend und psychologisch gut ausgefeilt. Außerdem ist das Ermittlerduo eine Wucht. Es sind aber inzwischen doch so viele, dass sie anfangen, sich zu ähneln.
Aber gut, nicht jeder ist dazu geboren, Jugendliteratur zu schreiben. War eh schon vom Klappentext her skeptisch, jetzt schenke ich mir das Buch in jedem Fall. Trotzdem Danke für die gelungene Rezi, die einen guten Einblick in ein schlechtes Buch gewährt.
LG nia
@Miss: Ich hatte sie unter "Weltbekannte Krimi-Riege", aber "Seichte Unterhaltungsliteratur" passt in dem Fall sehr viel besser. Wobei mich das Buch ja nicht mal unterhalten hat -.-
Genau, diese "Yeah"-Geschichte, die wir in den letzten beiden Jahren öfter hatten, ist da das beste Beispiel von zu wenig angepasst.
Meine Vermutung: Die Übersetzung musste so schnell gehen, dass auf die "Freude"-Sache einfach zu wenig Wert gelegt wurde. "Freude" kommt in dem Zusammenhang vorher schon öfter vor und es wäre natürlich eine Herausforderung gewesen, dass sinnvoll ins Deutsche rüberzubringen, aber das, was hier abgeliefert wurde, ist schlicht hirnlose Übersetzerei und damit eine eindeutige Qualitätsminderung.
@Nia: Meine Oma mag die auch und die hat bestimmt keinen schlechten Buchgeschmack. Ich kann mir das gut vorstellen, dass ihre Krimis besser sind. Aber wenn du "Whisper Island" liest, fragst du dich teilweise wirklich, ob das nicht ein Ghostwriter geschrieben hat. Würde mich wirklich interessieren ... Vielleicht hat sie das mit der Jugendliteratur aber auch schlicht nicht raus, wie du sagst.
Ich hab jetzt mal die Leseprobe gelesen und ... jaaaa, also von dem Buch lasse ich mal meine Finger. Nicht, dass es auf meiner Wunschliste stand, aber jetzt kommt es da auch nie drauf.
Mir kommt der Schreibstil regelrecht ungeschickt vor - besonders auch, wie plump sie am Anfang die Sachen erklärt. Vielleicht ist sie wirklich mit dem Genrewechsel nicht klargekommen, anders könnte ich mir nicht erklären, dass ihre Krimis so beliebt sind.
Falls es dich interessiert, hier wird in etwa erklärt, worum es in meiner Arbeit ging:
http://macs2.psychologie.hu-berlin.de/aio/index.php/nachlesen/abschlussarbeiten/59-automatenkarte
Ich hab untersucht, welches der Prinzipien das intuitivere ist.
@Neyasha: Ungeschickt trifft es sehr gut.
@Friedelchen: Danke! :)
Solche Übersetzungspannen sind echt peinlich, dann sollen sie sich lieber mehr Zeit nehmen und das Buch später veröffentlichen. Bestätigt mich mal wieder darin stets zum Original zu greifen ;)
hallo :D ich habe mich auch fürchterlich über diese Übersetzungspanne aufgeregt, habe aber dann später das Englisch gelesen und habe voller Entsetzen festgestellt, dass sie im Englischen "Rejoice" und nicht "Joy" heißt... also genauso schrecklich wie "Freude"
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