24. Mai 2012

Brigitte Riebe - Feuer & Glas. Der Pakt

2012, Gebunden mit Schutzumschlag, 384 Seiten
€ (D) 16,99 | € (A) 17,50
ISBN 978-3453267381


Venedig im Jahr 1509: Ein machtvolles Glasartefakt und die letzte Erinnerung an einen verschwundenen Vater … Eine uralte Fehde zweier verfeindeter Völker … Und ein Mädchen, das nicht ahnt, dass es den Schlüssel zur Rettung Venedigs in seinen Händen hält …
Für die sechzehnjährige Milla scheint die Zeit stehen zu bleiben, als sie an einem heißen Frühlingstag dem jungen Gondoliere Luca begegnet. Wie ein Aristokrat aus einer anderen Zeit gleitet er, gemeinsam mit einer Katze, auf einer blauen Gondel durch einen stillen Kanal. Milla ist verzaubert und kann den jungen Mann nicht vergessen. Als kurze Zeit später dieselbe geheimnisvolle Katze im kleinen Lokal ihrer Mutter und Tante auftaucht, folgt sie ihr durch die Gassen Venedigs. Sie gelangen zu einem reichen Stadthaus – und Milla sieht Luca wieder. Er ist jedoch nicht allein, und plötzlich wird Milla in den Strudel dunkler Vorkommnisse um das Ende der mächtigen Lagunenstadt gezogen. Stammt sie wirklich von den Feuerleuten ab, die seit jeher gemeinsam mit den Wasserleuten Venedig beschützen? Was empfindet Luca, einer der Wasserleute, wirklich für sie? Und hat all das mit dem Verschwinden ihres Vaters zu tun? Zwischen Liebe und Zweifel hin- und hergerissen, kann Milla niemandem vertrauen – außer einer Katze und ihrem Gespür für die Wahrheit ...


Was ich denke ...
Historisches aus der Feder Brigitte Riebes nimmt schon seit Jahren einen besonderen Stellenwert am deutschsprachigen Buchmarkt ein. Mit "Feuer & Glas. Der Pakt" - Teil 1 einer Trilogie - legt die Erfolgsautorin nun nach "Der Kuss des Anubis" (2010) einen weiteren Jugendroman vor, der diesmal nicht in Ägypten sondern Anfang des 16. Jahrhunderts vor dem realen Hintergrund der Geschichte Venedigs spielt.
Seht ihr es auch vor Augen? Gepflasterte Straßen, Gondeln, eine blaue Lagune ... Vielleicht eine etwas überzogen-romantische Vorstellung, die ich vom historischen Venedig habe/hatte, aber Brigitte Riebe spart zum Glück nicht mit Dramatik.

Schon mit dem Prolog macht die Autorin es ihren Lesern sehr einfach, der Austieg aus dieser und Einstieg in Riebes Welt geht ohne Holpern von statten. Im einen Moment noch im eigenen Wohnzimmer, befindet man sich im nächsten auf der Flucht durch nächtliche Gassen.
Der erfreulich kurze und spritzige Prolog wird abgelöst von Millas Perspektive. Der POV-Stil erlaubt immer wieder auch anderen Charakteren den Vortritt, sodass der Leser ein rundes, abgeschlossenes Bild der Geschehnisse erhält, verweilt aber hauptsächlich bei der 16-jährigen Protagonistin, die sich in den Ränkespielen der Feuer- und Wasserleute zurecht finden muss.

Feuer- und Wasserleute. Da sind wir schon beim zugleich herausstechendsten und doch angenehm subtilen fantastischen Element des Buches. Auf den ersten 100 Seiten habe ich mir gar gefragt, ob die Bezeichnungen nicht vielleicht sogar historisch sind - zu gut passen sie zu den Glasbläsern Muranos und den Gondelbauern Venedigs und auch die Struktur der beiden Parteien erinnert an Handwerkersgilden wie es sie im Mittelalter zB auch in London gab. Aber es wird dann doch sehr schnell klar, dass Feuer- und Wasserleute jeweils über eine bestimmte Kraft verfügen, die manchmal an Magie erinnert.
Milla, unsere mutige Protagonistin, die manchmal auch ein paar naive Moment hat, weiß nicht, wem sie trauen kann. Und der Leser schwebt ebenso im Dunkeln. Gut und Böse sind hier nicht einfach zuordenbar, sondern verschwimmen in den Kanälen Venedigs. Das macht die Geschichte nur noch spannender.

Zu der Liebesgeschichte sei gesagt, dass Millas Verliebtheit zwar innerhalb von Momenten entsteht, das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie den Auserwählen gleich in unereichbare Höhe himmelt. Es gibt durchaus Misstrauen zwischen den beiden, Milla ist nicht bedingungs- und hirnlos.
Außerdem: All jenen, die Dreiecksgeschichten nicht mögen, sei hiermit Entwarnung gegeben. "Feuer und Glas" ist dreiecks-freie Zone.

Zu Meckern habe ich teilweise wegen ein paar sprachlichen Ausrutschern, zB passt das Wort "Typen" überhaupt nicht in das historische Setting. Und aus irgendeinem Grund hat mich das Verb "rufen" (bzw. die Vergangenheitsform) geradezu penetriert - es kommt zu oft als Beschreibung direkter Reden vor, in Situationen, in denen normal gesprochen wird, in denen ich also niemals "rufen" sondern bloß "sagen" würde. Ist wahrscheinlich Geschmackssache.



Bewertung
Ein historisch-fantastischer Roman für junge LeserInnen, der von der ersten Seite weg bestens unterhält. Subtile Fantastik, ein tolles Setting und zarte Romantik sind die Zutaten, die "Feuer & Glas" zum Renner machen werden.