29. Juli 2012

Hannah Harrington - Speechless

2012, 288 Seiten
ca. € 7
ISBN 978-0-373-21052-7
Erscheint am 28. August 2012 bei Harlequin Teen

The story of a girl named Chelsea Knot who takes a voluntary oath of silence after her gossip-mongering ways yield unexpected consequences…

Say she’s sorry isn’t enough.




Ein kurzer Text, catchy und vielversprechend. Noch dazu habe ich von Hannah Harringtons Debüt "Saving June" nur Gutes gehört. Ich habe mich voller Vorfreude auf "Speechless" gestürzt ... und bin nach wenigen Seiten in ein ernüchterndes Loch gefallen.


Alles was ich bei diesem Buch noch sehe ist eine Protagonistin, die für mich einfach nicht funktioniert hat. Es fällt mir wirklich schwer, andere Aspekte der Geschichte zu beurteilen, weil Chelsea mir so prominent vor Augen steht - und das ist extrem schade, weil der Hintergrund ein sehr wichtiger und diskussionswürdiger ist. Es ist nur ein Satz, der Chelseas Leben komplett verändert, und nicht nur ihr Leben, sondern vor allem das von Noah, der danach für Wochen ans Krankenbett gefesselt ist, fast stirbt. Es führt Chelsea vor Augen, wie wenig es braucht, um das Leben eines anderen in Gefahr zu bringen.

Naja, glaube ich zumindest. So wirklich eingestehen tut sie sich diesen Umstand nicht. Chelsea ist egozentrisch, unsympathisch, naiv, hochnäsig, einfach zum-aus-der-Haut-fahren-nervig. Wie ich so aus ihrer Perspektive gelesen habe, hatte ich das Bedürfnis, ihr einfach mal eine zu kleben. Und dabei zu hoffen, dass sie vielleicht mit beiden Beinen im Leben landet.
Anfangs hat sie mich stark an Samatha aus "Before I Fall"/"Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie" (Lauren Oliver) erinnert, allerdings besteht hier der gravierende Unterschied, dass Samantha erstens ein spannender Charakter und zweitens viel selbstreflektierender ist als Chelsea.
Das wirklich schlimme ist das hier: Ich habe mich noch nicht mal gefreut wenn zur Abwechslung mal jemand nett zu Chelsea war und Leid getan hat sie mir auch nicht. Als zB Asha, die einzige die wirklich normal mit Chelsea umgeht, ihr anbietet bei den Matheaufgaben zu helfen, ist Chelseas erster Gedanke, dass sie so zumindest eine gute Note aus "dieser widerwilligen Kameradschaft" herausholen könnte.
Abgesehen von Genervtheit hat Chelsea keine Gefühle bei mir getriggert. Schlechte Ausganglage für einen Roman, der sich der Ich-Perspektive bedient und dazu noch sehr charakterorientiert ist.


Gestört hat mich außerdem, dass das mit dem Schweigen bei Chelsea viel zu einfacht funktioniert. Sie entscheidet einfach, nicht mehr zu sprechen, aber sie beklagt sich nie, dass es so viel einfacher wäre, zu sprechen. Wenn ich mir vorstelle auch nur einen Tag kein Wort von mir zu geben ... ich bin wirklich keine Quasselstrippe, aber es würde mir so unglaublich schwer fallen. Vor allem weil jeder mit der Zeit nachlässig wird. Unachtsam. Wenn man mit etwas wie einem Schweigegelübde beginnt ... das muss einem doch schwer fallen!
Aber bei Chelsea kein Gedanken in diese Richtung. Das kommt erst nach 1/3 des Buches, nachdem sie schon drei Tage problemlos geschwiegen hat.
Das nehme ich ihr einfach nicht ab.


Zu Chelseas Verteidigung muss ich sagen, dass sie mit den verstreigenden Tagen offener und fairer anderen gegenüber wird, aber die Freundschaften, die sie auf die Schnelle schließt ... naja, sagen wir, sie hat echt Glück, dass Asha und die anderen so leicht und schnell vergeben.
Dann plötzlich, fast von einer Seite zur nächsten, macht Chelsea einen kompletten Wandel durch. Man sieht richtig wie die Teile in ihrem Kopf zu einem Ganzen werden und ihre egoistische Art ist fast gelöscht.
Zumindest dieser Moment war schön zu lesen, aber es ändert nichts daran, dass Chelsea dieses Buch für mich ruiniert hat. Ich hätte es so viel interessanter gefunden, diese Geschichte aus Ashas Perspektive zu lesen. Oder aus Sams (kleine Info: das ist der love-interest, aber was ihn zu Chelsea hinzieht kann ich nicht verstehen).






Mehr als zwei Blümchen schauen wirklich nicht heraus. Chelsea hat das Buch für mich ruiniert, aber ich werde der Autorin wohl trotzdem noch eine Chance geben und "Saving June" lesen.




Thanks to Harlequin and Netgalley for providing the ARC!

2 Kommentare:

Steffie hat gesagt…

Wow, das klingt furchtbar. Hätte ich allen ernstes nicht erwartet. Mich hat allerdings "Saving June" auch nicht ganz vom Hocker gerissen und ich Deine Rezension klingt so, als hätten die beiden Protagonistinnen auch einige Parallelen. Die Heldin aus "Saving June" war auch eine ganz schöne Zicke, wenn auch vielleicht nicht ganz so schlimm wie Du es hier darstellst. Dennoch konnte sie einen richtig nerven.

Dein Vergleich mit "Before I fall" ist ebenfalls nützlich, denn die Protagonistin mochte ich auch nicht. ^^

Ich denke das Buch kann getrost von meiner Wunschliste entfernt werden. ;)

StefanieEmmy hat gesagt…

Nicht? Oh Mist, ich dachte, das wäre besser :/
Bei "Before I Fall" gings mir eben anders, da habe ich Sam dann richtig lieb gewonnen.
Aber ist ja auch mal schön, wenn man was streichen kann ;)