Wir haben Andorra zusammen mit Biedermann und die Brandstifter in der Schule durchgenommen, wobei wir ersteres als Hörspiel gehört haben - eine völlig neue Erfahrung für mich, ich konnte mich eigentlich nie für Hörbücher begeistern, aber es war doch auch mal ganz angenehm, das ganze mit den Ohren zu genießen.
Um es auf den Punkt zu bringen, arbeitet Max Frisch in den zwei Parabelstücken die Vergangenheit bezüglich des Nazionalsozialismus auf.
In Biedermann und die Brandstifter repräsentiert Herr Biedermann die Mitläufer. Er bieder sich den Brandstiftern an, will sich ihnen gleich stellen, lässt sie ihr Handwerk machen, obwohl es ganz offensichtlich ist, dass sie sein Haus anzünden wollen. Für mich gipfelt Biedermanns Naivität darin, dass er den Brandstiftern sogar Streichhölzer gibt. Er weiß was geschieht, hat eigentlich keine Ausrede, es nicht zu wissen, aber trotzdem tut er nichts dagegen.
Andorra hingegen handelt vom Antisemitismus und vom "Bildnisproblem". Dem jungen Andri wird städig vorgehalten, er sei Jude, all die Vorurteile (Bildnisse) gegenüber Juden übertragen die Bewohner von Andorra (womit übrigens nicht der reale Kleinstaat an der Grenze zwischen Frankreich und Spanien gemeint ist) auf Andri, bis er sich irgendwann nicht mehr wehrt und seine Rolle als Jude annimmt. Und dabei ist er gar kein Jude! Am Ende geschieht ein "Unglück", doch die Andorraner weisen alle Schuld von sich - man hätte ja geglaubt, Andri sei Jude, man hätte es ja nicht wissen können. Eigentlich ist nicht Andri der Geizige, der Faule, der Unehrliche, wie ihm vorgeworfen wird, sondern die Bewohner Andorras sind es.
Ich muss ehrlich zugeben, dass mir die Stücke beim Lesen bzw. Hören nicht allzu sehr gefallen haben, doch nachdem ich mich jetzt etwas ausführlicher damit beschäftigt habe und verstehe, was Max Frisch aussagt, bin ich sogar fast begeistert. (Das "fast" weil ich Dramen generell nicht besonders mag und daran kann auch Max Frisch nichts ändern.)
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