Zuerst die gute Nachricht: Ja, es gibt sie wirklich, die große, wahre Liebe, den einen Menschen, den das Schicksal für uns vorherbestimmt hat. Dummerweise ist das Schicksal aber etwas schlampig bei der Durchführung seiner Pläne. So kommt es, dass Simone und Mark lange nach dem großen Glück suchen müssen: auf Partys in Hamburg, auf dem Roten Platz in Moskau, in den wilden 70ern und im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Und sie ahnen nicht, dass sie sich immer haarscharf verpassen ...
Meinung
Das wird vermutlich die kürzeste Rezension, die ich jemals geschrieben habe. Unter anderem liegt das auch daran, dass ich mich nach kurzer Nachdenkphase dazu entschlossen habe, die Inhaltsangabe diesmal wegzulassen. Aber das ist in Ordnung so, weil es zum Inhalt des Buches eigentlich nicht viel mehr zu sagen gibt, das nicht schon im Klappentext steht.
Das Konzept, das Gernot Gricksch für seinen Roman entwirft, ist denkbar einfach: Zwei Menschen, die für einander bestimmt sind, sich aber unzählige Male in ihrem Leben nur ganz knapp und ohne es zu wissen gegenseitig verpassen. Nur manchmal haben sie so eine Ahnung, dass etwas auf sie wartet, aber das Schicksal können sie nicht übers Ohr hauen.
Ich dachte zuerst, - obwohl mich das Buch gleich angesprochen und förmlich danach geschrien hat, von mir gelesen zu werden - dass mir die ganze Verpasserei, wenn sie zulange andauert, möglicherweise (na gut, sogar sehr wahrscheinlich) auf die Nerven gehen würde. Ich erinnere mich an dieser Stelle an ein Buch von Cecelia Ahern, das mich schier wahnsinnig gemacht hat.
Aber "Königskinder" ist ganz anders. Ich habe jede Seite genossen und verschlungen!
Mark und Simone (französisch ausgesprochen, da sie nach Simone de Beauvoir benannt wurde) erzählen abwechselnd von ihrem Leben. Die Kapitelüberschrift ist jeweils das Jahr in dem sie sich gerade befinden, ihre beiden Parts wurden außerdem in verschiedenen Schriftarten gedruckt (Times New Roman und Arial wenn ich nicht irre - auf jeden Fall sehr angenehm zu lesende Schriftarten).
Die beiden sind so verschiedene Charaktere - Mark schon als Kind ein kleines Genie, Simone die Tochter einer Hippie-Mutter - und der Autor hat es tatsächlich geschafft, dieses "Verschieden" auch in der Sprache hervorzukehren. Überhaupt wird das ganze Buch so federleicht erzählt, selbst die teils ins Philosophische gehenden Gedanken der beiden Protagonisten, dass die Seiten wie im Flug vergehen.
Und plötzlich ist man am Ende und das Gefühl, das zurückbleibt, macht einen irgendwie glücklich. Das Leben hat seine Aufs und Abs, manchmal denkt man, das es irgendjemand wohl besonders witzig fand, es zu einem einzigen Hürdenlauf zu machen. Am Ende, das darf ich jetzt hoffen, fügt sich alles.
Ich bin vielleicht noch zu jung, solche Sachen von mir zu geben, aber - das vertraue ich der Welt hiermit an - insgeheim hoffe ich, dass irgendwann der Gedanke kommt "Leben, du kannst mich mal.". Auch Simone und Mark haben einige Jahre gebraucht, um zu diesem Schluss zu kommen.
Trotzdem bleibt für mich die Frage: Kann man das Schicksal (sofern es das Schicksal gibt) austricksen oder glaubt man im Endeffekt nur, es ausgetrickst du haben? (Da hab ich mal was, über das es sich endlos nachzudenken lohnt.)
Gut, so kurz wie ich dachte, ist das Ganze jetzt doch nicht geworden und falls ihr meinen seltsamen Ausbruch eben überlesen habt (weswegen ich nicht böse wäre ^^), so lest bitte dennoch diesen Satz:
"Königskinder" rangiert meiner Meinung nach unter den absoluten Must-Reads dieses Frühjahrs!
Bewertung
Diesmal aber wirklich ganz kurz: 5 Blümchen!
3 Kommentare:
Oho, wirkt so, als hätte das Buch ja wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen!
Ob er bleibend ist, weiß ich noch nicht, aber Eindruck ganz sicher! :)
Das ist wohl das Wichtigste bei Büchern :D
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