Sollte man eine Geschichte, die zu Ende ist, weitererzählen?, fragt Andreas. Wenn sie zu Ende ist, ist sie zu Ende, findet Jakob. Und wer will auch schon hören, wenn dann alles ganz anders verläuft, als die Zuhörer sich das gewünscht hätten? Aber Andreas lässt nicht locker: Das Leben geht ja auch immer weiter, oder?
Und so geht auch die Geschichte von Jakob und Elisabeth weiter, die sich im ersten Teil "Der Spielmann" gefunden und wieder verloren hatten. Jakob zerreibt sich als König von Reupen zwischen seinen Überzeugungen und den politischen Notwendigkeiten, während Elisabeth sich zu ihrer Cousine Eleonore geflüchtet hat, fest entschlossen, den Rest ihres Lebens als alleinstehendes Fräulein zu verbringen.
Doch dann steht eines Morgens ein völlig unerwarteter Besucher vor Elisabeth und erschüttert nachhaltig die Ruhe ihres Refugiums und zwingt sie zum Handeln.
Inhalt
- WENN IHR DEN ERSTEN TEIL "DER SPIELMANN" NOCH NICHT GELESEN HABT: ACHTUNG SPOILER! -
Seit Elisabeth den Spielmann Jakob bzw. König Phillipp von Reupen zuletzten gesehen hat sind zwei Jahre vergangen. Im Herbst nach ihrem einzigen gemeinsamen Sommer in der Waldhütte verließ sie ihn, nachdem er beschloss, sich für seine Rolle als König zu entscheiden. Danach haben sich die beiden nur ein einziges Mal wieder gesehen, doch dieses Zusammentreffen endete in Streit.
Einige Monate lang zog Elisabeth zusammen mit der Hökerin Barbel über die Landstraßen, doch nach einem Überfall erkennt sie, dass dieses Leben nichts für sie ist und flüchtet sich in die Stille und Zurückgezogenheit des Palais ihrer Cousine Eleonore.
Völlig abgeschieden lebend versucht Elisabeth, mit Jakob abzuschließen, doch dann kommen ihr Gerüchte zu Ohren, der König von Reupen stehe kurz vor der Vermählung. Als schließlich Andreas, Jakobs bester Freund, mit einem Mal vor Elisabeths Tür steht und sie mit der Wahrheit konfrontiert, muss sie sich eingestehen, dass sie dem nicht einfach untätig zusehen kann.
Zusammen mit Andreas schmiedet Elisabeth Pläne und der Maskenball, den der König in wenigen Wochen veranstaltet, scheint genau der richtige Anlass, um ihrem Jakob wieder näher zu kommen.
- SPOILER ENDE -
Meinung
Hat man "Der Spielmann" beendet, der im Prinzip ein offenes Ende hat, ist es einem selbst überlassen, sich die weiteren Geschehnisse zu überlegen. Wenn es da nicht den zweiten Teil gäbe.
Vielleicht merkt man schon, dass ich nicht gar so überzeugt bin, dass es eine gute Idee war, die Geschichte von Elisabeth und Jakob weiterzuspinnen.
"Der Spielmann" war ein in sich geschlossenes, mit sich selbst harmonierendes, wundervolles Buch, an dem die Autorin bestimmt viele Jahre gefeilt hat. Mit "Der König" hat sie sich sicher nicht weniger Zeit gelassen - das Buch ist ja erst 10 Jahre nach dem Vorgänger erschienen - und es ist auch bei Weitem keine schlechte Geschichte, aber doch ist meiner Meinung nach der Zauber des Märchens, der den ersten Teil so makellos gemacht hat, hier verloren gegangen.
Sprachlich, von der Konstruktion der Sätze und des Geschehens her, sind beide Bücher unglaublich schön.
"Ergeht es uns allen so? Dass wir gezwungen sind, einen Teil unserer selbst völlig zu verbergen? Ist es das, wonach Ihr nun sucht? Nach jenem Teil Eurer selbst, der Euch im Palais fehlte?"
- Seite 214
Die Handlung selbst ist der Autorin auch wieder sehr gut gelungen. Das Buch war nie langweilig, im Gegenteil sogar sehr spannend zu lesen und die Personen sind allesamt beängstigend plastisch beschrieben. "Der König" ist ein Buch, in dem man einfach nur untertauchen, die Zeit vergessen und sich selbst in der Vergangeheit wiederfinden kann.
Wie schon erwähnt, fehlt dem ganzen leider der Touch des Märchens, einen Vorwurf kann ich der Autorin deshalb aber nicht machen, hatte sie ja die Original-Märchenhandlung von "König Drosselbart" schon in "Der Spielmann" völlig abgedeckt.
Was übrigbleibt ist ein überaus gelungener Historischer Roman, mit Charakteren, die man schon im ersten Teil zu lieben gelernt hat, der aber auch mit neuen, ganz toll getroffenen Personen aufwartet, das man dann beinahe glaubt, das Ganze wäre wirklich geschehen.
Ein kleiner Hinweis noch:
Dem Vorhaben, "Der König" ohne das Vorwissen aus "Der Spielmann" zu lesen, steht im Prinzip nichts im Wege, da die Vorkommnisse aus dem ersten Teil größtenteils im Rahmen von Erinnerungen wiederholt werden.
Ich fände es aber ungemein schade, sich das Vergnügen des ersten Teils einfach so entgehen zu lassen, weil - es tut mir eigentlich Leid, dass ich es jetzt so direkt sagen muss - "Der Spielmann" in meinen Augen besser ist als "Der König". Da spricht wohl die Märchenliebhaberin aus mir ... Darüber hinaus finde ich aber auch, dass man den König Phillip erst dann richtig verstehen kann, wenn man den Spielmann Jakob und seine Ansichten über das Leben kennt.
Bewertung
Außerordentlich lesenswert, allerdings diesmal nur als Historischer Roman anzusehen.
1 Kommentare:
Hm... also,wenn es historisch angehaucht ist, dann gefällt mir das sicher auch - das mag ich nämlich noch lieber als Märchen :D
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