15. Juli 1988, Emma und Dexter haben die Nacht gemeinsam verbracht, bevor sich ihre Wege trennen. Die beiden unterschiedlichen Zwanzigjährigen können einander danach nicht vergessen. Wo werden sie an genau diesem Tag ein Jahr später stehen? Und wo das Jahr darauf? Während zwanzig Jahren nimmt David Nicholls jeweils den 15. Juli ins Visier und beschreibt in spannendem Stakkato, wie sich die beiden immer wieder treffen und immer wieder verpassen.
Inhalt
„Ich glaube, das Wichtigste ist, irgendwas zu verändern“, sagte sie. „Du weißt schon, wirklich zu verbessern.“
„Wie, meinst du etwa ‚die Welt verbessern‘?“
„Nicht gleich die ganze Welt. Nur das kleine Stück um dich rum.“
- S. 9
Emma und Dexter haben 4 Jahre lang zusammen in Edinburgh studiert, doch erst am Tag ihres Abschlusses reden sie wirklich miteinander und verbringen die Nacht zusammen. Aus diesem Zusammenkommen sollte sich seine lebenslange Freundschaft entwickeln – obwohl oder gerade weil die beiden unterschiedlicher nicht sein könnten.
Emma möchte die Welt verändern, hat klare Vorstellungen davon, was sie machen will, hat aber insgeheim ungemeine Angst vor der ganzen „Erwachsen-Sein“-Sache.
Dexter hingegen lebt vom Geld seiner Eltern, seine Zukunft sieht er in nicht besonders konkreten Farben, überhaupt will er das nächste Jahr über das Leben in Europas Metropolen genießen, vielleicht sogar nach China reisen.
Am 15. Juli ein Jahr später ärgert sich Emma mit einer unmotivierten Theatergruppe herum, während sich Dexter in Rom vergnügt. Sie schreibt ihm seitenlange Briefe, von ihm bekommt sie Postkarten mit Nachrichten wie „Dublin ROCKT“ und „Amsterdam voll IRRE“. Aber Emma freut sich über jedes von Dexters Lebenszeichen, fragt sich, ob vielleicht eine verborgene Botschaft hinter „Venedig VOLL ABGESOFFEN!!“ steckt und entwickelt sich immer mehr zu seiner besten Freundin – anstatt der Geliebten, die sie möglicherweise gerne wäre.
Während die Jahre verstreichen sieht sich Dexter die Welt an und landet schließlich beim Fernsehen, wo er zu einem prominenten, jedoch allseits verhassten Moderator aufsteigt.
Emma, die eigentlich nichts lieber tun würde, als Romane zu schreiben, sieht sich in einem mexikanischen Restaurant gefangen und schafft es wegen der Selbstzweifel lange nicht aus dem Schlamassel hinaus.
Doch mit den Jahren beginnt sich das Blatt zu wenden und während sich Dexter und Emma nie aus den Augen verlieren entwickeln sich ihre Leben in Richtungen, die sie 1988 niemals für möglich gehalten hätten.
Meinung
Im Endeffekt weiß ich nach der Lektüre von „Zwei an einem Tag“ nicht, ob mir das Buch nun gefallen hat oder nicht.
Es ist schwierig zu sagen, denn die Geschichte an sich ist großartig, hat mich ganze eineinhalb Tage gefangen gehalten und bestens unterhalten, aber es gab eben auch einige Sachen, die mich gestört haben – am meisten das Ende … oder besser: Der Ausgang von Emmas und Dexters Geschichte. Der hat mich nämlich ehrlich gesagt ein bisschen geärgert und gefallen hat er mir schon gar nicht (besonders nicht in der Art und Weise wie er dargebracht wurde).
Das Buch hat aber nicht nur diesen Eindruck bei mir hinterlassen.
Denn die 500 Seiten vor jener geradezu ernüchternden Stelle habe ich geradezu verschlungen und in mich aufgesaugt. Gerade weil immer nur der 15. Juli beschrieben wurde, ging die Handlung geradezu rasend schnell voran. Dieses „Stakkato“, wie es im Klappentext beschrieben wird, hat dem Buch tatsächlich eine unvermutete Spannung verliehen.
Obwohl „Zwei an einem Tag“ als Liebesroman deklariert ist und auch sehr danach klingt, möchte ich diese Beschreibung etwas einschränken bzw. erweitern. Denn neben der Liebe geht es vor allem einfach darum, mit dem Leben und der eigenen Zukunft zurechtzukommen.
Emma und Dexter, beide Anfang 20 und einen Abschluss in der Tasche, müssen erst herausfinden, was sie eigentlich vom Leben erwarten und wie sie ihre Ziele erreichen können. Anschließend beschreibt der Autor an den 15. Julis der verstreichenden Jahre ihre Fortschritte, Ernüchterungen, Eingeständnisse, Hoffnungen.
Ich bin froh, das Buch jetzt gelesen zu haben. Ich bin selbst 20 und all diese Entscheidungen stehen noch vor mir. Ich habe keine Ahnung, wie das Leben mit 25 oder 30 (oder gar 40! Himmel …) sein wird, aber einmal mehr ist mir klar geworden, dass es wahrscheinlich nicht immer so laufen wird, wie ich es gerne hätte oder wie ich es mir jetzt in meiner Naivität ausmahle.
Als Emma und Dexter älter wurden, habe ich zusammen mit ihnen das Leben ein klein wenig Revue passieren lassen. Und dann kam unweigerlich die Frage: „An was wirst du dich in 10 Jahren erinnern? Auf was kannst du dann wohl zurückblicken?“ Von diesem Standpunkt aus gesehen, ist „Zwei an einem Tag“ ein einfach wundervoll melancholisches Buch, das zum Nachdenken einlädt.
Leute, die gerne nachdenken, sind mit dem Buch also bestens bedient, aber gerade auch solche, die sonst keinen Ansatz für diese Art von Gedankenspielen finden, dürften ihre Freude an der Geschichte haben – man fängt nämlich ganz automatisch an, Emmas und Dexters Erlebnisse auf das eigenen Leben umzuwälzen.
„Zwei an einem Tag“ ist aber keineswegs „nur was für junge Leute“. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es besonders auch ein kleiner Juwel für die Generation vor mir ist, eben weil sie die späten 80er, die 90er, den Anfang des neuen Jahrtausends mit Emmas und Dexters Augen miterlebt haben. Bestimmte Andeutungen auf die Zeitkultur dieser Jahre verstehen sie sicher besser als ich es je könnte.
So sehr mir der Handlungsverlauf (abgesehen vom Ende) zugesprochen hat, so schwer hab ich mich zeitweise mit der Sprache des Romans getan. Die ersten Seiten kamen mir überhaupt etwas holprig vor, das hat sich aber Gott sei Dank sehr schnell gelegt.
Gestört hat mich dann eigentlich das Wörtchen „geil“, das für meinen Geschmack ein wenig zu verschwenderisch benutzt wurde. Als sich diese und ähnliche Wörter mit der Zeit und dem Erwachsenwerden der Protagonisten aber immer mehr ausgedünnt haben, ist mir klar geworden, dass der Autor wohl versucht hat, sich den Sprachgebrauch des jeweiligen Jahres anzupassen. Nun ja, gar so übertreiben hätte er es nicht müssen.
Ansonsten besticht der Schreibstil aber durch seine Unauffällig- und damit verbundene Flüssigkeit. „Zwei an einem Tag“ ist ein Roman, der äußerst angenehm und unaufdringlich zu lesen ist. Von diesem Standpunkt aus betrachtet das perfekte Buch für den Strand oder den Balkon – einfach ein unbekümmerliches Sommerbuch, das einem regelmäßig ein Lächeln auf die Lippen zaubert und hin und wieder gar ein lautes Auflachen entlockt.
Noch ein kleiner Hinweis: Der Verlag hat mir das Buch in einer neuen Ausgabe zukommen lassen, die der Sommeraktion angehört. Im Rahmen dieser Aktion hat der Kein & Aber Verlag 5 erfolgreiche Liebesromane seines Programmes in einer speziellen, günstigeren Ausgabe herausgebracht. Vielleicht riskiert ihr ja mal einen Blick – zwecks Urlaubslektüre kann man sich ja nie früh genug umschauen. ^^
Bewertung
Leichte Unterhaltungsliteratur gesucht? „Zwei an einem Tag“ ist ein Buch, mit dem man kaum etwas Falsch machen kann! 1 Blümchen Abzug für das in meinen Augen unpassende Ende.
Herzlichen Dank an den Kein & Aber Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
4 Kommentare:
Hm... Da ich ja immer deprimiert ist, wenn ein Ende nicht so ist, wie ich es gern hätte, werde ich wohl Abstand von dem Buch nehmen - obwohl es gut klingt :)
Sonst ist es echt gut, aber das Ende war richtig ... niederschmetternd irgendwie.
Traurig.
Aber weißt du worauf ich heut gekommen ist: Heyne verlegt das Buch auch!
Im Ernst? Wusst ich nicht *schock*
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