9. Juli 2010

Ian Beck - Pastworld

Klappentext
PASTWORLD - der größte Themenpark, der je errichtet wurde!
Im London des Jahres 2048 gibt es eine atemberaubend reale Welt - Die Welt des 19. Jahrhunderts.

Caleb ist eigentlich nur Tourist in Pastworld. Doch er gerät in einen Hinterhalt und steht plötzlich unter Mordverdacht - ein Verbrechen, worauf im Viktorianischen London die Todesstrafe steht ...

Eve ist in Pastworld aufgewachsen und ahnt nichts von der Existenz der Außenwelt. Doch sie spürt den Atem eines schattenhaften Verfolgers, flieht vor einer unsichtbaren tödlichen Bedrohung.

Calebs und Eves Fluchtwege kreuzen sich und ihre Schicksale werden untrennbar miteinander verbunden - denn als Kreatur der Vergangenheit und der Zukunft ist das Phantom für Caleb und Eve der Schlüssel zum Überleben und zugleich die größte Gefahr, der sie sich stellen müssen!


Inhalt
London 2048 - Die Leute finden Gefallen daran, Urlaub in der Vergangenheit zu machen, einer Stadt namens Pastworld-London, die das Leben des 19. Jahrhunderts so authentisch wie möglich nachahmt. Bevölkert wird die Stadt von Schauspielern, aber auch von Menschen wie Eve, die ihr ganzes Leben in Pastworld verbracht haben und nicht wissen, dass es eine Außenwelt - außerhalb der riesigen Glaskuppel - gibt.

Nachdem die Touristen, von den Einheimischen "Gaffer" genannt, einen Einschulungs-Kurs durchlaufen haben, werden sie per Luftschiff nach Pastworld gebracht. Caleb ist einer dieser Touristen. Zusammen mit seinem Vater will er einige Wochen im viktorianischen London verbringen, doch Caleb merkt bald, dass seinen Vater noch etwas ganz anderes zu erledigen hat - ihn belastet etwas und es hat mit einer Fremden namens "Eve" zu tun.

Kaum in Pastworld angekommen vervielfachen sich Calebs Probleme auf einen Schlag. Er und sein Vater geraten in einen Hinterhalt der Handlanger des Phantoms, das schon seit geraumer Zeit die Straßen Pastworlds unsicher macht. Calebs Vater wird niedergeschlagen, er selbst des Mordes an einem alten, blinden Mann bezichtigt. Dem jungen Mann bleibt nur eine Möglichkeit: Flucht vor der Todesstrafe, die in dieser alten Zeit natürlich noch Gültigkeit hat.
Völlig hilflos irrt Caleb durch die dunklen, nebelverhangenen Gassen und wird schließlich von BibleMac, einem Langfinger, aufgegabelt. Doch dadurch wird er erst Recht in die dunkle Geschichte hinter den Fassaden hineingezogen.


Meinung
Was für eine Idee! Ein Themenpark, in dem man vollkommen - inklusive Kostüm und authentischem Verhalten - in die Vergangenheit eintauchen kann! Gäbe es soetwas wirklich, oder falls es soetwas einmal geben sollte, ich wäre garantiert eine der faszinierten Kundinnen von Pastworld.

Ian Beck hat sich, wie mir scheint, sehr genau überlegt, wie er diese Zukunfts-Vision (oder sollte man es als Vision der Vergangenheit bezeichnen?) anlegen will. Pastworld gleicht bis auf die kleinste Nebengasse dem viktorianischen London, selbst die Themse windet sich durch die nachgebaute Stadt. Die Bevölkerung der Stadt besteht neben Schauspielern auch aus Leuten, die ihr ganzes Leben in Pastworld verbracht haben.
Eve zum Beispiel ahnt nicht einmal, dass es eine Welt außerhalb der ihren geben könnte, die so ganz anders ist als sie es sich jemals vorstellen könnte. Erst Jago, ein Gaukler, der Eve zu sich nimmt um ihr das Seiltanzen beizubringen, erklärt ihr die Illusion.
"Die gesamte City und alles, was dazu gehört, bis an den äußersten Rand, ist eine wiederaufgebaute, restaurierte Nachbildung ihrer eigenen Vergangenheit. Sie ist jetzt nur noch eine Illusion - eine Erinnerung an die Stadt, die es früher mal gegeben hat. Leute wie wir verbringen hier unser Leben. Wir leben so wie früher und andere Leute bezahlen dafür, dass sie uns zusehen können. [...] damit sie selbst die Vergangenheit erleben können, als hätten sie eine Zeitreise gemacht."
- S. 64

Daneben gibt es aber auch noch sogenannte "Illegale", Ausreißer, die das Leben in Pastworld dem in der realen Welt vorziehen. BibleMac kam als Kind nach Pastworld und schlägt sich seitdem als Langfinger auf der Straße und in den Diensten eines Meisterdiebes durch.

Neben diesen kleinen Verbrechen geschehen jedoch noch ganz andere in den Straßen von Pastworld. Seit einiger Zeit treibt das Phantom sein Unwesen. Es wird schon bald klar, dass Ian Beck diesen Mörder an den allseits bekannten Jack the Ripper angelehnt hat.
Als Leser rätselt man, wer dieses Phantom ist und vor allem, warum er hinter Eve und Calebs Vater her ist. Damit verbunden ist auch die Frage, wer Eve überhaupt ist und was sie mit Caleb verbindet.
Ich hatte da ja einige Theorien aber auf die tatsächliche Lösung wäre ich nie gekommen!

Zum Aufbau des Buches muss ich sagen, dass es dann schlussendlich nicht gar so nervenzehrend war, wie ich dachte. Aber trotzdem überaus spannend! Abwechselnd begleitet man Caleb, Eve und Inspector Catchpole von Scotland Yard (Abteilung Pastworld) durch das viktorianische London. Inspector Catchpole ist damit betraut, Eve und Caleb zu finden und das Rätsel um das Phatom zu lösen - gerade dieser Handlungsstrang war immer sehr informativ und raffiniert gestaltet.

Stichwort "raffiniert gestaltet": Zwischen dem eigentlichen Text sind immer wieder Seiten aus einem Touristenführer, Polizeiberichte, Briefe, "original" Fahndungsaufrufe und Steckbriefe eingefügt. Dabei handelt es sich manchmal sogar um Bilder, Briefe zum Beispiel werden mit einer anderen Schriftart hervorgehoben. Das verleiht dem Ganzen schon eine gewisse Authentizität. Auf jeden Fall eine grandiose Sache!

Angesichts dieser Aufmachung und der wirklich spannenden Geschichte, deren Lösung mich sehr überrascht hat, hatte ich also keine Schwierigkeiten über die manchmal leicht holprigen Dialoge hinwegzusehen - denn das ist wirklich der einzige Makel, den ich diesem Buch zuschreiben kann.

Noch ein letztes: Wer der Begegnung von Eve und Caleb entgegenfiebert sollte wissen, dass die beiden sich erst in der zweiten Hälfte des Buches treffen! Nach Lesen des Klappentexts hatte ich ein bisschen den Eindruck, dass sie ziemlich bald aufeinander treffen, aber das ist nicht der Fall. Nur, dass ihr nicht enttäuscht seid. ^^


Bewertung
Sehr empfehlenswert für alle, die selbst gern einmal in die Vergangenheit reisen würden! Ich habe meinen kleinen Ausflug sehr genossen.





Herzlichen Dank an Loewe!

8 Kommentare:

Karo hat gesagt…

Wow, das klingt mal richtig gut... :D *gleich auf die wunschliste pack*

Miss Bookiverse hat gesagt…

Wow, da hast du ja echt schnell gelesen! Find ich super, dass du das Buch für gut befindest. Vielleicht werd ich das Original lesen, um (hoffentlich) die holprigen Dialoge zu umgehen. Die Idee klingt nach wie vor richtig super und ich mag das total gern, wenn Bücher noch so eine besondere Aufmachung haben mit Briefen usw.

Philia Libri hat gesagt…

Du schaffst es wirklich immer wieder xD Nie im Leben hätte ich mich für das Buch interessiert, hätte ich es so gesehen. Warum lese ich eigentlich noch deine Rezensionen? Furchtbar!
Klingt - leider - furchtbar interessant.

Übrigens: Du hast ein paar Fehler im Text (seit statt seid, abwechselnt statt abwechselnd usw.)

StefanieEmmy hat gesagt…

@Miss Bookiverse: So schlimm waren die Dialoge auch nicht, es ist mir nur ein paar Mal aufgefallen, dass manche Stellen etwas unrund formuliert waren. Könnte im Original besser sein falls es am Übersetzter liegt, oder auch nicht wenn es am Autor liegt.
Ich bin aber auf jeden Fall gespannt auf deine Meinung! :)

@Lisa: Peinlich! Kommt davon, wenn man aufs Überarbeiten verzichtet ;D Aber danke für den Hinweis, hab gleich mal ausgebessert ^^
Das Buch ist auf jeden Fall was für jeden der London toll findet!

Katrin von Saiten hat gesagt…

Das klingt echt gut. Zwei Sachen interessieren mich aber noch:
1. Ist es ein Reihenauftakt?
2. Ist es sehr spannend? Ich bin doch so ängstlich ;)

Schonmal vielen Dank für die Auskunft und liebe Grüße!

Katrin

StefanieEmmy hat gesagt…

Das beantworte ich doch gern :)

1. Soweit ich weiß, ist es keine Reihe. Das Ende ist auch schön in sich abgeschlossen.

2. Es ist spannend, aber nicht so, dass du Angst bekommen würdest - nicht Fitzek-Spannung sondern normale Spannung falls du damit was anfangen kannst ;)
Hm, also spannend im Sinno von man will wissen wie's weitergeht. :)

Ivi hat gesagt…

Wow, das Buch hört sich klasse an. Schon alleine wegen des Covers hätte ch mir glaub ich noch nicht mal den Klappentext durchgelesen, doch nach deiner Rezension kommt das Buch gleich mal auf meine Wunschliste. :) hört sich richtig richtig spannend an und ist genau das richtige für mich.

Anonym hat gesagt…

Oh wow, ich kann meinen Vorgängern wirklich nur zustimmen …das hört sich ja richtig gut an und deine Rezension macht sehr neugierig auf das Buch.
Das viktorianische London reizt mich ja schon sehr *.* Und diese „Specials“ wie Polizeiberichte und Briefe finde ich ja ganz wunderbar. „Pastworld“ landet mal direkt auf meine Wunschliste …dabei sollte die doch nicht noch länger werden, aber na was solls :D