Corina Bomann - Der Lilienpakt

Gebunden, 361 Seiten
€ 12,95
ISBN 978-3800056019

Frankreich 1643: Die siebzehnjährige Christine muss den Mord an ihrer Familie miterleben und befindet sich seitdem auf der Flucht. Ein Schmied nimmt sie nur widerwillig auf, denn er hat Angst vor dem Geheimbund 'Schwarze Lilie', der anscheinend etwas mit dem Mord zu tun hat. Als der Musketier d'Arthos in Christines Leben tritt, scheint sie ihrem Ziel, die Mörder zu finden, ein Stück näher: Gemeinsam mit seinen Kameraden Porthos und Aramitz will d'Arthos die Schuldigen entlarven. Auch Jules, der Sohn des Schmieds, schließt sich ihnen an, für den Christine mehr als bloße Freundschaft empfindet. Doch die Gefahr, in der sie schwebt, ist noch nicht gebannt ...


Was ich denke ...
Die Musketiere sind ein Thema, auf das jeder Freund von historischen Romanen früher oder später stößt. Mit "Der Lilienpakt" dürfte Corina Bomann nun vor allem ihre junge, weibliche Leserschaft für die Verfechter der französichen Krone begeistern.

Christine ist die Tochter eines Comte. Als das jüngste Kind der Familie, immer umgeben von ihren Brüdern, hat sie gelernt, ihren Willen durchzusetzten. Sie ist stark, äußerst lebhaft, lässt sich nicht unterkriegen, schafft es aber trotzdem, sich Schwächen und Fehler einzugestehen. Besonders das macht sie zu einer wirklich tollen, liebevoll beschriebene Protagonistin, der man gerne durch ihre Abenteuer folgt.
Gerade junge Mädchen können sich bestimmt leicht mit Christine identifizieren, zudem verkörpert sie ein recht modernes Frauenbild, das das Frankreich des 17. Jahrhundert sehr greifbar macht.

Um es gleich gesagt zu haben, in meinen Augen hat "Der Lilienpakt" eigentlich nur einen Makel, der mir jedoch leider zum Teil den Spaß am Lesen genommen hat: Mir war sehr schnell klar, worauf all die Verschwörungen und Geheimbünde hinauslaufen würden. Ich denke, der Reiz dieses Buches liegt nicht in einem überraschenden Ende, sondern viel mehr darin, den Weg dorthin zu entdecken. Trotzdem hatte ich beim Lesen häufig den Eindruck, ein wenig auf der Strecke zu bleiben. Als großen Spannungsroman kann man "Der Lilienpakt" meiner Meinung nach nicht bezeichnen.

Pluspunkte hat das Buch von meiner Seite auf ganz anderem Terrain geerntet: Bei historischen Romanen stellt sich mir früher oder später immer die Frage nach der geschichtlichen Korrektheit. Ich muss ehrlich sagen, Corina Bomann hat bei mir den Eindruck hinterlassen, eine sehr gründlich recherchierende Autorin zu sein. Hätte ich das nicht schon während des Lesens gemerkt - das Nachwort belegt es auf jeden Fall.
Sie ist außerdem sehr geschickt darin, historische und auch anderweitig ins Detail gehende Informationen, zum Beispiel über das Fechten, wie nebenbei in ihren Text einfließen zu lassen.

Außerdem ist es fast unmöglich, über "Der Lilienpakt" zu sprechen (bzw. es zu rezensieren) und dabei die Aufmachung unerwähnt zu lassen. Neben dem schönen Cover ist damit auch die Karte von Paris gemeint, die - abgedruckt auf der Innenseite des Buchumschlags - das ein oder andere Mal sehr hilfreich bei der Orientierung ist. Unter anderem sind dort die wichtigsten Schauplätze des Romans eingezeichnet.


Bewertung
Ein Roman, den ich erwachsenen Lesern nur mit Vorbehalt in die Hand drücken würde, der für geschichtlich interessierte Jugendliche ab 12 Jahren aber absolut zu empfehlen ist. Ein spannenderes, etwas weniger vorhersehbares Ende hätte ganz gutgetan, doch auch so macht "Der Lilienpakt" Lust auf mehr - Musketiere sind einfach ein großartiges Thema.

Danke an: Ueberreuter