Gebunden mit Schutzumschlag, 379 Seiten
€ (D) 14,99 | € (A) 15,50
ISBN 978-3833938450
Nach dem Tod ihres Vaters trampt die 16-jährige Hanna in die texanische Kleinstadt Portero. Sie will zu ihrer Mutter, die sie gar nicht kennt. Doch ein herzlicher Empfang ist es nicht, der sie dort erwartet, und auch das Städtchen ist keineswegs so idyllisch und harmlos wie es zunächst scheint ═ hier hört nicht nur Hanna Stimmen! Und dann stellen der attraktive Wyatt und unheimliche Ereignisse sogar ihre abgedrehte Welt auf den Kopf ...
Was ich denke ...
Noch nie hat ein Untertitel ein Buch so gut beschrieben wie in diesem Fall. Denn "Bleeding Violet" macht vor allem der Wahnsinn aus - der Wahnsinn Hannas und der Wahnsinn einer ganzen Stadt - und verführt dabei ständig zum Weiterlesen.
Hanna ist bei ihrem Vater in Finnland aufgewachsen. Nach seinem Tod hat sie bei ihrer Tante in Denver gelebt, wobei ihr eine bipolare Störung und Halluzinationen ihres Vaters zu schaffen machen. Als ihre Tante sie einweisen lassen will, schlägt Hanna sie kurzerhand bewusstlos und flieht zu ihrer Mutter, der sie vorher noch nie begegnet ist.
Hier beginnt das Buch und gleich hier fängt es auch an, schräg zu werden. Denn die texanische Kleinstadt Portero, die selbst einige Schrecken im Keller hat, lässt Hannas manisch-depressive Störung und ihre Halluzinationen zu abgedrehter Realität werden.
Wirklich, wenn ich zwei Wort wählen müsste, um "Bleeding Violet" zu beschreiben, dann wäre das: schräg und einzigartig.
Hanna selbst ist eine etwas gewöhnungsbedürftige Ich-Erzählerin. Gleich zu Anfang wird klar, dass sie sehr eingenommen von sich selbst ist. Gerade auf diesen ersten Seiten hat mich nicht Hanna zum Weiterlesen animiert, sondern der auffallend gute Stil der Autorin. Dia Reeves begnügt sich nicht mit einer Heldin, die sagt, was immer ihr gerade durch den Kopf schießt, sie findet auch teilweise völlig neue Formulierungen, um all diese Dinge auszudrücken. Formulierungen, die man bestimmt nicht in jedem zweiten Roman liest. "Bleeding Violet" ragt also schon stilistisch aus dem Einheitsbrei heraus.
Mit Hanna hat das Buch, wie bereits angedeutet, eine überaus ungewöhnliche Protagonistin. Besonders auch die Beziehung zwischen Wyatt und Hanna ist authentischer, als in vielen anderen Jugendbüchern. Zum einen dürfen sie ganz offen Sex haben, zum anderen kommt dann nicht gleich dieses penetrante "Ich liebe dich" nachgeschossen. Hanna und Wyatt mögen sich einfach mal nur, was ja auch - würde ich mal sagen - sehr viel nachvollziehbarer ist, als ein wenige Tage nach dem Kennenlernen verzweifelt hervorgestoßenes "Ich liebe dich bis in alle Ewigkeit".
Die Handlung schließlich setzt der Einzigartigkeit dieses Romanes die Krone auf. Die ist nämlich über weite Strecken abgedreht bis ins kleinste Detail und reicht teilweise bis ins Absurde. Da kriecht Hanna auch mal in Monstermägen rum, bringt Monster-Jagdtrophäen mit nach Hause, füttert andere Monster mit Menschenfleisch und so weiter. Dem Leser wird keine einzige blutige Einzelheit verschwiegen. Was dann schon mal dazu führen kann, dass man für einen Moment fassungslos das Buch schließen muss, nur um es dann wieder aufzuschlagen, und gespannt weiter an den Seiten zu kleben.
"Bleeding Violet" möchte ich all jenen Jugendbuch-Lesern ans Herz legen, die Lust auf etwas GANZ anderes haben oder einfach mal ein herausforderntes Buch lesen wollen. Herausfordernd in mehrerlei Sinne: Hanna nimmt kein Blatt vor den Mund - und der Leser fühlt sich nicht immer wohl bei den Sachen, die sie so von sich gibt -, auf Portero und seine schrägen Monster muss man sich einlassen, genauso auf seine Bewohner und die Abstrusitäten, denen man auf den Seiten dieses Buches begegnet.
Diese Herausforderung solltet ihr annehmen, denn was man dafür geboten bekommt, ist ein auf jeder Seite unterhaltendes, wunderbar geschriebenes Buch mit einer unvergesslichen Heldin.
Bewertung
Auch wenn es ab und zu ein bisschen Überwindung kostet, weiterzulesen, am Ende bereut man es nicht. Toller Stil, unverbrauchte Formulierung, eine authentische Heldin und monsterhafte Ereignisse auf jeder Seite. "Bleeding Violet" ist weit davon entfernt, nach dem Lesen in Vergessenheit zu geraten!
Danke an: Baumhaus / Bastei Lübbe
10 Kommentare:
Also mir war das Buch ja zu schräg und absurd, aber einzigartig ist es mit Sicherheit.
Ich war vorbereitet, vielleicht hat das geholfen ^^ Gut, sehr wahrscheinlich hat das geholfen ;)
Ich nenne das den unsterblichen Liebesschwur und kann das auch absolut nicht leiden, wenn sich zwei Teenies nach wenigen Stunden schon Liebe bis in den Tod schwören. Schön, dass es hier anders ist. Das Buch kommt, wie gewohnt, auf meinen Wunschzettel, neulich habe ich mir dank dir "Incarceron" gekauft und nehme es mir demnächst vor, mal sehen, ob du nicht zuviel versprochen hast :-) Liebe Grüße
Der unsterbliche Liebesschwur, das ist gut! Trifft es auf den Punkt! Ich muss da immer so wild mit den Augen rollen, dass es fast schon Geräusche macht. Furchtbar!
Ist hier überhaupt nicht der Fall. Im Gegenteil, manchmal - besonders anfangs - macht sich Hanna sehr für unverbindlichen Sex stark. Eigentlich ein Extrem, dem ich nicht zustimmen würde, aber bei ihrem Charakter hats mich überhaupt nicht gestört.
Bin gespannt, was du zu "Incarceron" sagen wirst! :D
Das klingt ja mal wirklich nach einem interessanten Buch. :-)
OGOTTOGOTT, meine Wunschliste ist damit schon wieder gewachsen! Wann soll ich das denn alles jemals lesen? *Haarerauf*
Ich habe jetzt schon einige Rezension zu "Bleeding Violet" gelesen, und jedes Mal frage ich mich wieder, ob das was für mich wäre. So ein bisschen erinnert es mich an Walter Moers und seine Geschichten, die zwar von der Art her natürlich anders sind, aber dieses Abgedrehte und Einzigartige, das hat auch Moers. Und Moers mag ich, auch wenn ich da schon öfter das Buch zugeschlagen hab und mich gefragt hab, was er da genau geraucht hat. :DDDD
@Sabrina: Bitteschön :)
Tu das auf jeden Fall! :)
@Neyasha: Das frag ich mich auch immer xD Irgendwann werd ich wohl mal meine Wunschliste durchgehen und ein bisschen aussortieren, sprich Prioritäten vergeben ^^
@Karo: Walter Moers hab ich nicht gelesen, aber wenn du das Abgedrehte magst, dann bist du mit Bleeding Violet gut bedient. Da darfst du dich dann auch immer wieder fragen, was Dia Reeves beim Schreiben alles eingeworfen hat um auf solche Ideen zu kommen ;D
Ich habe das Buch letzte Woche regelrecht verschlungen. Ich gebe dir recht, das Buch ist wirklich ganz anders als viele Jugendbücher.=)
Ich steh einfach auf dieses Absurde *g* Schöne Rezension.
Ich hab das Buch auch kürzlich erst gelesen und war total begeistert. Es war sehr gewöhnungsbedürftig, aber grade Hanna, die einfach mal so ganz anders ist, hat mich so fasziniert.
Man wünscht sich ja oft was anderes und was neues und das hat man in diesem Buch auf jeden Fall!
Deine Rezension gefällt mir, sie trifft vieles auf den Punkt, besonders die Beziehung zwischen Hanna und Wyatt.
Ganz ehrlich hat mich Regsie aber am meisten in den Bann gezogen :D
Ich bin schon soo gespannt auf das Buch. Ich hoffe, meine Ausgabe kommt endlich die Woche, auch wenn ich fürchte, noch keine Zeit dafür zu haben, aber mal schauen^^ Ich stehe ja auf sowas ;D
Tolle Rezi!
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