19. Juni 2011

Franny Billingsley - Chime

2011, Gebunden mit Schutzumschlag, 361 Seiten
ca. € 10 - 15
ISBN 978-0747583813

"I've confessed to everything and I'd like to be hanged. Now, if you please."

Briony knows she is a witch. She also knows that now her beloved stepmother is dead, she must look after her beautiful but complicated twin sister Rose. Then the energetic, electric, golden-haired Eldric arrives in her home town of Sampsea, and everything that Briony thinks she knows about herself and her life is turned magically, dizzyingly upside down ...


Was ich denke ...
Das Wichtigste zuerst (übrigens auch meine erste Notiz in meinem Lesenotizbuch): "Chime" liebt man entweder, oder man mag es überhaupt nicht. Viel dazwischen gibt's da nicht.
Außerdem: Ich gehöre zu ersterer Sorte. In meinen Augen ist "Chime" genial! Der Schreibstil, der Erzählstil, die Handlung, die Charaktere - ich wusste schon auf den ersten Seiten, dass ich ein neues Lieblingsbuch gefunden habe. Kann aber auch verstehen, dass "Chime" bestimmt nicht in jedem Leser die gleiche Reaktion hervorruft.

Zuallererst einmal hat "Chime" mich für sich eingenommen, weil es sprachlich endlich mal wieder eine kleine Herausforderung war. Der Prolog geht ja noch, aber danach fängts an: Verabschiedet euch von jeglichem Schul-Englisch, sagt Hallo zu ländlichem Mundart-Englisch. Besonders die direkten Reden fallen durch grammatikalisch schlicht falsche Sätze auf, die ich am Anfang häufig zwei mal lesen musste.
Auch sonst finden sich in "Chime" viele Wörter, die ich nachschlagen hätte müssen, wenn ich der Typ dafür wäre - ich schlage äußerst selten nach, nur wenn ein Wort für den Zusammenhang wichtig ist.

Auch der Schreibstil der Autorin ist recht eigen und originell, weshalb ich vor dem Kauf eine Leseprobe wärmest empfehle.

Die Handlung ist in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in England angesiedelt und spielt sich in einem kleinen Dorf, Swampsea, ab, das an einem Sumpf gelegen ist. Dieser Sumpf wird bewohnt von den sogenannten "Old Ones", die von übernatürlichen Wesen wie Hexen - wie Briony eine ist -, Dunklen Musen und der gleichen gesehen und gehört werden können. Darüber hinaus spielt das "Chime Child" eine große Rolle, die ich an dieser Stelle aber auf keinen Fall verraten möchte.
"Chime" ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss, bei dem sich der eigentliche Handlungsstrang und sein Ziel erst nach und nach ergeben. Es werden immer wieder Hinweise gegeben, mir ist aber oft erst im Nachhinein aufgefallen, dass bestimmte Ereignisse wichtig für den Ausgang des Buches sind - Überraschungsmomente gab es für mich also häufiger. Das ist auch einer der Gründe, warum ich das Buch unbedingt noch einmal lesen muss.

Die Protagonistin Briony, die aus der Ich-Perspektive erzählt, ist eine Hexe. Obwohl sie im Allgemeinen eher verschlossen ist, war es sehr einfach, mich in sie einzufühlen. Ich fand es großartig, die Entwicklung ihrer Gedanken zu verfolgen. Am Anfang ist sie fest davon überzeugt zu wissen, wie ihr Leben aussieht. Wer sie ist, woran sie Schuld trägt, für wen sie verantwortlich ist, wie sich ein "wicked girl" benimmt. All das wird im Laufe des Buches auf den Kopf gestellt, und Briony gleich dazu.
Genauso gern wie Briony hatte ich Eldric, der aus London zu seinem Vater nach Swampsea reist, weil er nicht gerade für die Schule bzw. das College geeignet ist. Klar, eine Liebesgeschichte gibt es auch, aber die ist so natürlich - fügt sich so einfach in die Rahmenhandlung ein - dass ich kein einziges Mal Zweifel an der Richtigkeit des Ganzen hatte. Darüber hinaus drängt sich das Handlungselement Liebe nie in den Vordergrund, es geschieht einfach nebenbei, was doch eigentlich viel schöner ist, als andersherum.

Um zum Ende zu kommen, "Chime" ist ein ruhiges Buch, das ohne viel Action auskommt - von dem her hat es mich sehr an "Wither" erinnert. Unterschwellige Spannung ist hier angesagt. Gut, ein bisschen verrückt ist es auch und auf jeden Fall anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Darüber hinaus fesselt einen die faszinierende Sprache an die Seiten - ehrlich, ich hätte "Chime" auch allein der Sprache wegen lesen können. Dass mich auch Charaktere und Handlung überzeugt haben, setzt dem ganzen noch die buchtechnische Krone auf.


Bewertung
Verrückt, ruhig, fesselnd - ein Buch, das mich auf vielen Ebenen überzeugt hat, das ich am liebsten gleich auf der Stelle noch einmal lesen möchte, weil ich dabei bestimmt noch weitere grandiose Details entdecken kann.






Hier nochmal der Link zur Leseprobe: >klick<

7 Kommentare:

Friedelchen hat gesagt…

Auf diese Rezi war ich besonders gespannt, da das Buch ja für Begeisterungsstürme gesorgt hatte (bei welcher Autorin gleich wieder?).

Danke für den Hinweis mit der Leseprobe, die werde ich mir vor dem eventuellen Kauf auf jeden Fall erstmal ansehen. Ich mag Bücher, die ein wenig anders sind, also werde ich ihm wohl eine Chance geben. Danke fürs Vorstellen!

StefanieEmmy hat gesagt…

Meinst du, welche Autorin von dem Buch so begeistert war? Wenn ja, das war Beth Revis, Autorin von "Across the Universe". Da hatte ich mal berichtet. Sie hat es wärmstens empfohlen - und da sie nur selten Empfehlungen rausgibt, hab ich mich natürlich drauf gestürzt ;)

Wenn du Bücher magst, die anders sind, wird's dir wahrscheinlich gefallen. Trotzdem: Besser vorher Leseprobe lesen ;)

Miss Bookiverse hat gesagt…

Gut, dass du das rezensiert hast, ich habe vom Cover irgendwie was ganz anderes erwartet. Keine 20er Jahre und Mundart, aber jetzt bin ich vorgewarnt und vor allem interessiert :D

Nanni hat gesagt…

Ich überles das einfach mal in der Hoffnung, dass ich meinen SuB um mindestens 100 Bücher verringert habe bis es auf Deutsch erscheint ;)

Mister Bookgazer hat gesagt…

Ich finde es hört sich sehr interessant an. Ich werde mir mal die Leseprobe zu Gemüte führen und dann entscheiden ob ich es lesen werde oder nicht ;)

Anonym hat gesagt…

Das Buch klingt echt total spannend. Steht auf jeden Fall sehr weit oben auf meiner Liste. :-)

- Franzie
von Liest du schon?

crini hat gesagt…

Danke für den Tipp mit der Leseprobe, die werd ich mir auf jeden Fall mal durchlesen. Gerade dass die Sprache mal etwas anders ist, macht mich ja ganz neugierig. Und offen für Neues bin ich sowieso immer :)