21. Mai 2012

Kevin Brooks - Black Rabbit Summer

2012 (deutsche Erstausgabe 2009), Taschenbuch, 576 Seiten
€ (D) 9,95 | € (A) 10,30
ISBN 978-3423714983

Wer weiß, ob du lebend zurückkommst, wenn du heute Abend ausgehst?

An einem schwülwarmen Sommerabend trifft sich Petes alte Clique, um ein letztes Mal zu feier, bevor alle getrennte Wege gehen. Doch die Luft knistert vor Anspannung und Geheimnissen und die Nacht endet mit einer Katastrophe ...


Was ich denke ...
Kevin Brooks ist kein Unbekannter, trotzdem habe ich mit "Black Rabbit Summer" meinen ersten Brooks gelesen - es war sicher nicht der letzte.

Aber es war kein Stofftier.
Stofftiere bluten nicht.
[...]
Ich schloss die Augen und hoffte, es würde verschwinden ... doch als ich sie wieder öffnete, war der abgeschlagene Kopf von Black Rabbit immer noch da, noch immer ans Tor geschlagen, noch immer rot tropfend im Regen.
Kevin Brooks - Black Rabbit Summer, S. 165

Pete hat den Sommer bisher gelangweilt verbracht, hauptsächlich unmotiviert in seinem Zimmer herumgelegen und Löcher in die Luft gestarrt. Schon während Pete diesen Zustand aus der Ich-Perspektive erzählt, fällt es sehr leicht, in seine Sichtweise zu schlüpfen. Er ist sofort ein Charakter, mit dem ich mich leicht identifizieren konnte. Kevin Brooks beschreibt Petes Antriebslosigkeit mühelos, so wie er auch den Rest des Buches scheinbar aus dem Handgelenk geschüttelt zu haben scheint - so zumindest liest es sich: Einfach, aber fesselnd. Spannung, die aus dem Moment entsteht.

Und dann kommt Nicoles Anruf und es ist sowieso nicht mehr an Aufhören zu denken. Obwohl Pete Nics Anruf ganz gelegen kommt, hat er doch ein ungutes Gefühl bei ihrem Vorschlag, die alte Clique noch einmal zusammenzutrommeln. Auch als Leser bemerkt man diese Anspannung sehr schnell. Man weiß, irgendetwas stimmt nicht und möglicherweise hat es mit Raymond, Petes ältestem Freund, zu tun. Was mich am meisten an "Black Rabbit Summer" gefesselt hat ist diese Ungewissheit, die durch Nics Anruf und die Andeutungen bereits ab dem ersten Kapitel in der Luft hängt - die schwülen Sommerbeschreibungen passen da sehr gut dazu. Es scheint sich alles zu verdichten und doch kann man das ganze Buch lang eigentlich nur Mutmaßungen aufstellen. Mit dem Treffen und dem Besuch der Kirmes kommen immer mehr Geheimnisse und Ungereimtheiten dazu. Stella zum Beispiel, die Tochter zweier Berühmtheiten, die es selbst zu einem eher zweifelhaften Ruf gebracht hat. Just an dem Tag des Cliquentreffens taucht Stella mit einem Kamerateam am Jahrmarkt auf.

Es vergeht nicht viel Zeit, da beginnt Pete, seinen hinterfragenden Charakter auszuleben. Und den Leser freuts. Pete dringt nicht nur in das Privatleben sondern auch in die Psyche seiner Kindheitsfreunde ein und gerät so selbst in den Fokus der Polizei. Verhör folgt auf Verhör, unterbrochen von Petes eigenen "Ermittlungen".
Kevin Brooks nützt "Black Rabbit Summer" darüber hinaus um Frage zu fokussieren wie "Woher weiß ich, wer meine Freunde sind?", "Kenne ich meine Freunde wirklich?". Außerdem lässt der Autor seinen Protagonisten die Härte der medienbestimmten Welt erfahren. Wie das Fernsehen Klischees, Vorurteile und Wertvorstellungen nutzt. Klar wird dabei vor allem eines: Es hängt immer vom Blickwinkel ab. Und alles was real erscheint ist es nicht unbedingt.

Das Ende schließlich kommt geradezu auf den Leser zugerast. Die große Überraschung, mit der man längst rechnet, kommt dann auch und hat mich wirklich staunend zurückgelassen. Nicht ein einziges Mal hatte ich in diese Richtung gedacht!
Allerdings bleiben auch Fragen offen, davon eine sehr große - damit kann ich mich einfach nicht abfinden. Natürlich gewinnt das Buch so ein wenig mehr Aktualität, und ich bin mir sicher, die Polizei hat tagtäglich mit solchen Vorfällen zu tun. Aber ich saß am Ende trotzdem da und habe mir eine Auflösung gewünscht, die ich nie bekommen werde. Das frustriert einfach.


Bewertung
"Black Rabbit Summer" ist ein spannender Thriller für Jugendliche und junge Erwachsene (ich denke, auch ältere Semester werden das Buch verschlingen), der einen bis zur (teilweisen) Auflösung nicht loslässt.


5 Kommentare:

Cherry hat gesagt…

Uh, das Buch habe ich schon hier zu liegen. Dann bin ich mal gespannt, wie es mir gefallen wird.
Deine Rezi macht mir jedenfall schon Mut.

Smitten Kitten hat gesagt…

Oha, das Buch landet mal direkt auf die Wunschliste!

StefanieEmmy hat gesagt…

@Cherry: Bin gespannt, wie's dir gefallen wird. Ich finde, es ist genau das richtige Buch für laue Sommerabende, weil die Stimmung da auch so schön rüberkommt.

Nanni hat gesagt…

Da hast du aber Glück gehabt. Mein erster Brooks war auch mein letzter. Auch deine schöne Rezi kann mich nicht dazu veranlassen noch mal zu einem Buch von ihm zu greifen. Tine geht es ebenso. Eigentlich ist es schon eine Art Running Gag zwischen uns, wenn wir gemeinsam in einer Buchhandlung sind (letztens hat man uns in der Mayerschen übrigens das Fotografieren verboten): "Na, willste keinen Brooks kaufen??" *dümmlich ironisch lach*
Aber zum Glück sind die Geschmäcker ja verschieden und es waren ja auch andere Bücher von ihm, die wir gelesen haben ;)

LG Nanni

StefanieEmmy hat gesagt…

Als nächstes wollte ich mir "Candy" vornehmen. Habt ihr das gelesen?

(Die haben euch echt das Fotografieren verboten? o.O Wahnsinn xD)