10. Mai 2013

Lena Klassen - Wild

2013, 380 Seiten
€ (D) 14,90 | € (A) 15,40
ISBN 978-3-931989-79-8

Gezähmte Gefühle.
Eine Welt ohne Krankheit und Kummer.
Kein Leid und keine Leidenschaft.

Einmal wöchentlich bekommt jeder in "Neustadt" seine Glücksinjektion. Trotzdem ist die siebzehnjährige Pi nicht so glücklich wie alle anderen. Stimmt etwas nicht mit ihr? Oder warum darf sie nicht mit Lucky zusammen sein, ihrem besten Freund? Anders zu sein ist gefährlich, denn hinter dem Zaun, der "Neustadt" umgibt, liegt die Wildnis. Dort herrschen noch Krankheit und Gewalt - und dorthin werden alle verbannt, die aus der Reihe tanzen. Dann geschieht etwas Unfassbares: Die Glücksdroge versagt. Und plötzlich steht Pi vor der Entscheidung ihres Lebens: Liebe oder Freiheit?


Eine kurze Reise in die Vergangenheit:
Meine erste Dystopie habe ich 2008 mit "The Hunder Games" gelesen. Vor 5 Jahren also - Wahnsinn! Gleichzeitig war Suzanne Collins Trilogie-Auftakt eine der beeindruckendsten und langanhaltendsten Dystopien, die mir bisher untergekommen sind. Es hat Standards in der YA-Dystopie gesetzt, die damals noch gar nicht so richtig benennbar waren. Ich konnte zumindest noch nicht so richtig auf den Punkt bringen, worauf es mir bei einer Dystopie ankommt, weil ich keine/kaum Erfahrung in diesem Genre hatte.
Seit "The Hunger Games" haben es nur wenige Dystopie geschafft, mich wirklich zu überzeugen. Wenn sie es geschafft haben, dann meistens deshalb, weil sie einen sehr ungewöhnlichen Aspekt mitbringen, toll geschrieben sind und/oder ein ganz neues Thema anschneiden. Unwind, Delirium, "Divergent", Across the Universe und "The Knife of Never Letting Go" stehen jedes für sich aus einem ganz bestimmten Grund auf meiner All-Time-Fav-Dystopie-Liste.

Ihr wisst, wie das läuft: Es wird immer schwieriger, Bücher zu finden, die einen wirklich vom Hocker hauen. Ehrlich gesagt, habe ich gar nicht mehr damit gerechnet, dass ich so schnell wieder das Vergnügen haben würde. Aber siehe da: "Wild" kommt daher, sieht gut aus, ist von Lena Klassen geschrieben, klingt ein bisschen nach "Delirium".
Der entscheidende Faktor war der Name Lena Klassen. Ich weiß nicht, ob ich sonst zum Buch gegriffen hätte, weil der Klappentext so oder ein bisschen anders auf jeder zweiten Jugend-Dystopie steht.

Im Grunde, wenn man das Buch auf einzelne Faktoren runterbricht, macht Lena Klassen nichts Neues. Aber wie bei so vielen Büchern bringt die Umsetzung die Würze, und da hat Frau Klassen kräftig im Gewürzregal gewühlt - und die richtige Mischung gefunden.
"Wild" hat viele Inhalte, die man schon aus anderen Dystopien kennt: Genmanipulation, Drogen, die alle Menschen auf ein Level bringen und gefügig machen, großangelegte Partnerzuweisung, um für die besten Matches zu Sorgen, ein Trennen des sicheren "Inneren" vom wilden "Außen".

Was Lena Klassen so gut kann und was in den meisten dystopischen Jugendromanen (viele vom amerikanischen Markt, aber ich denke hier auch explizit an gewisse deutsche Werke, die mich das Fürchten gelehrt haben) leider zu kurz kommt, sind echte Gefühlsbeschreibungen, die unter die Haut gehen. Pi erwacht aus ihrem Glücksnebel und zum ersten Mal spürt sie, was es heißt, verzweifelt zu sein. Dass nicht nur die Augen weinen, sondern der ganze Körper darin aufgeht. Beim Lesen von Lena Klassens Beschreibung hätte ich am liebsten gleich selber losgeheult, um mit Pi mitzuspüren können.
Die Autorin liefert mit "Wild" nicht bloß Schlag-auf-Schlag-Spannung - das mag ich ja ganz besonders gerne! - sondern geht zudem viel tiefer in die menschliche Seite einer Dystopie. Wenn man beim Lesen plötzlich denkt: "Ja, das sind die Worte! Jetzt weiß ich endlich, wie ich dieses Gefühl beschreiben kann!", dann macht Unterhaltung das, was sie soll: sie inspiriert.

Noch ein Wort zum Ende, das fand ich nämlich ganz toll, weil es endlich mal wieder ein absolut unkitschiges ist. Nicht nur, dass es da kein Liebesgesülze gibt (Hallelujah!), es ist auch sonst nicht alles ala Rosarote Brille. Irgendwie wars sehr ... realistisch, ich kanns gar nicht anders umschreiben, ohne zu viel durchsickerung zu lassen.
Was noch dazu kommt: Das Ende ist rund, es ist abgeschlossen, aber gleichzeitig bleibt auch genug Spielraum für einen zweiten Teil (den, so hab ich mir sagen lassen, es geben wird, wenn die Autorin die Zeit findet - also alle Daumen drücken, die ihr habt!).

Ich könnte weiterschwärmen, aber das Wichtigste habe ich gesagt.
"Wild" braucht sich was Spannung anlangt nicht vor "The Hunger Games" und "Divergent" zu verstecken und hält in Sachen Sprache und Ausdrucksgewandtheit locker mit "Delirium" Schritt. Warum immer die Hand nach den amerikanischen Bestsellerlisten-Reitern ausstrecken wenn das Gute doch so nah liegt?

Wenn das keine 5 Blümchen verdient, dann weiß ich auch nicht.


1. Mai 2013

Cassandra Rose Clarke - The Pirate's Wish

2013, ca 350 Seiten
ca. 7 €
ISBN 9781908844286

"The Pirate's Wish" erscheint am 4. Juni 2013 bei Strange Chemistry

After setting out to break the curse that binds them together, the pirate Ananna and the assassin Naji find themselves stranded on an enchanted island in the north with nothing but a sword, their wits, and the secret to breaking the curse: complete three impossible tasks. With the help of their friend Marjani and a rather unusual ally, Ananna and Naji make their way south again, seeking what seems to be beyond their reach.

Unfortunately, Naji has enemies from the shadowy world known as the Mists, and Ananna must still face the repercussions of going up against the Pirate Confederation. Together, Naji and Ananna must break the curse, escape their enemies — and come to terms with their growing romantic attraction.



Cassandra Rose Clarke lässt mich einfach nicht los. In den letzten 10 Monaten habe ich alle ihre Veröffentlichungen gelesen - das hat angefangen in der Fantasywelt von "The Assassin's Curse", und führte nach dem Science-Fiction Abstecher "The Mad Scientist's Daughter" über die Kurzgeschichte "The Witch's Betrayal" wieder zurück zu Anannas Perspektive in "The Pirate's Wish". Ich kriege einfach nicht genug.

"The Pirate's Wish" fängt da an, wo "The Assassin's Curse" aufgehört hat - das macht auch Sinn, denn im Nachwort schreibt die Autorin, dass das ganze ursprünglich eine Geschichte war, die aufgrund der Länge geteilt wurde. Sonst hätte anscheinend gekürzt werden müssen. Was bin ich froh, dass diese andere Lösung mit den zwei Büchern möglich war!
Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen könnte, um euch die Bücher schmackhaft zu machen, was ich nicht schon in meiner Rezension zu "The Assassin's Curse" geschrieben habe. Es gibt nur einen zentralen Punkt, den ich wirklich mal herauskehren möchte, weil man es nicht oft genug sagen kann:

Sowohl Ananna als auch Naji machen in diesem zweiten Buch einen sehr wichtigen Entwicklungsschritt, einen, den ich jedem Menschen nur wünschen kann: Selbstakzeptanz. Und dabei auch die Akzeptanz der Tatsache, dass andere oft mehr in uns sehen als wir selbst - und dass die anderen nicht unbedingt diejenigen sind, die falsch liegen.

Gut, manchmal habe ich mir gewünscht, Naji würde ein bisschen eher preisgeben, was er für Ananna empfindet, aber am Ende ist er einfach wie er ist und wenn man sich vorher die Kurzgeschichte "The Witch's Betrayal" gönnt - die aus Najis Sicht geschrieben ist und zeitlich vor den beiden Romanen angesiedelt ist - lässt sich sein Verhalten etwas besser nachvollziehen. Zum Glück versteht Ananna ihn dann doch gut genug, um den letzten Zweifel aus dem Weg zu räumen und mich hat die Unsicherheit zwischen ihnen nur noch schneller durch das Buch getrieben.

"The Pirate's Wish" ist wie sein Vorgänger ein Buch voller Spannung und Abenteuer. Ananna kämpft mit ihrem Gefühlen und mit ihrer Rolle. Die Piratin in ihr bekommt viel mehr Spielraum und ebenso die Möglichkeiten, die das für ihre Zukunft mit sich bringt. Das Buch hat nicht viele ruhige Sequenzen, aber selbst die waren nie langweilig oder überflüssig.
Kurzum: Ich liebe den zweiten Teil so wie ich den ersten liebe und bei erster Gelgenheit werde ich beide nochmal lesen. Wie ich mich darauf freue!

Bis es soweit ist, erfreue ich mich an der Nachricht, dass ab 2014 eine weitere Duologie aus Clarkes Feder bei Strange Chemistry erscheinen wird. Diese spielt in der selben Welt wie Anannas und Najis Geschichte und wird unter den Titeln "The Wizard's Promise" und "The Nobleman's Revenge" zu lesen sein. Haha, Freude! :D





A great thanks to NetGalley and Strange Chemistry for the chance to read and review the ARC!

17. März 2013

Eine Hörbuch-Verweigerin auf dem Weg der Einsicht

Hallo ihr Lieben :)

Ich hoffe, ich habt einen angenehmeren Sonntag als ich und leistet euch kein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Grippeviren (oder anderen lästigen Winteranhängseln). Gestern dachte ich noch, ich hätte die Dinger endlich überwunden, da schießt das Fieber gleich wieder nach oben.
Macht nichts, wenns sein will, dann wills eben sein ...

... und so habe ich zumindest Zeit mich mit einem Re-Read von "Harry Potter and the Half-Blood Prince" zu unterhalten. Als "Kind" mochte ich ja den vierten Teil immer am liebsten, aber dieser sechste Teil wächst mir grade sehr ans Herz. Ich höre oft von anderen, dass sie ihn nicht mögen, weil da "nichts passiert". Und ja, er ist ruhig, aber gerade das mag ich so. Der Halbblut-Prinz ist wie ein großes Luftholen vor dem Grande Finale und was der Leser so alles über Voldemorts Geschichte erfährt ist schlicht faszinierend.

Ganz abseits davon habe ich mich in den letzten Wochen mit Hörbüchern beschäftigt - mit einem ganz besonders: The Name of the Wind von Patrick Rothfuss (was für eine Geschichte! Wow ...) - aber eben vor allen Dingen mit dem Abspielen selbiger. Das hat sich als gar nicht so einfach herausgestellt, wie ich erst dachte.
(Wer eine lange Aufzählung von Dingen, die schief gegangen sind, lieber nicht lesen will, der überspringe bitte den kompletten nächsten Absatz.)

Als Verweigerin sämtlicher Apple-Produkte (wer weiß, vielleicht ändert sich das auch noch, aber momentan mag ich Apple genausowenig wie Kindle, weil sie für einen übligen Abhängigkeits-Beigeschmack haben), habe ich mich mit meinem alten MP3-Player von Creative herumgeplagt. Laut Audible (da merke ich auch schon, dass mir diese Formatabhängigkeit gegen den Strich geht ...) war das Gerät kompatibel, aber natürlich hats aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert. Die Audible-Software, hat das Teil einfach nicht erkannt *grrr*
Kurz darauf hat das Gerät ganz den Geist aufgegeben und ich bin losgezogen, um mir im lokalen Elektrofachhandel einen neuen zu besorgen. Sagt jemandem "Archos" etwas? Französisches Firma, stellen nur MP3-Player her, liegen aber sehr schwammig in der Hand und obwohl der Verkäufer behauptet hat, bei dem Gerät hätten sie die wenigsten Probleme und Kundenbeschwerden, hat es bei mir versagt.
Audible hat eine Liste online, auf der etwa 500 kompatible MP3-Player stehen. Archos ist natürlich nicht dabei *erneutes grrr*
Ich wieder los ins Geschäft, Gerät umgetauscht (der Verkäufer hat mit den Zähnen geknirscht, aber was solls) gegen eines von Phillips, das sogar Hörbuchfunktion hat (man merkt vielleicht, ich war wirklich darauf aus, dass das mit dem Hörbuchhören endlich funktioniert). Daheim das Gerät an den Laptop gehängt und ... Nichts.
Das ganze Disaster hat darin geendet, dass ich Audible auf meinem kleinen Notebook installiert habe (da hat das Verbinden von Software mit MP3-Player wunderbar funktioniert) und ich meinen Laptop neu aufgesetzt habe. Tada: alles bestens!

Jetzt höre ich also Hörbuch. Beim Abwaschen, beim Putzen, auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Weg nach Hause, manchmal sogar während der Arbeit wenn ich etwas hirnloses zu tun habe. Und natürlich letzte Woche während der ersten paar kranken Tage, weil ich da beim selber Lesen ständig weggeschlafen bin.
Und - oh Wunder - ich mag es! :D
Ich hab inzwischen nicht nur "Harry Potter and the Chamber of Secrets" komplett gehört (die britische Version von Stephen Fry), sondern auch etwa 8 Stunden der insgesamt 28 von "The Name of the Wind". Das mag jetzt für die eingefleischten Hürbuch-Hörer nicht dermaßen viel sein, aber für mich ist es wie ein Start von 0 auf 100. ;)

Mein eigentliches "Problem" ist im Augenblick nur, dass ich noch einen gratis Download bei Audible.co.uk habe und mir seit Tagen den Kopf zerbreche, was ich denn nehmen könnte ... Ich bin gänzlich unerfahren was gute Hörbuchsprecher angeht ... Irgendwelche Vorschläge? (Der zweite Teil von "The Name of the Wind" ist auf der britischen Seite leider gesplittet und dazu von einem anderen Sprecher :/)

Mit der Hoffnung auf viele gute Hörbuchvorschläge und einen wunderschönen Rest-Sonntag wünschend,

eure StefanieEmmy

23. Februar 2013

Eine etwas andere Rezension: Leuchtturm 1917 Farbiges Notizbuch

Ein gemütlicher Samstag nach einer gefüllten, aber spannenden Woche - unter anderem nach einem Vortrag über Zahlenphysik (so physikalisch wie das klingt, ist es nicht ... *hust* zum Glück) - und es fühlt sich grade genau richtig an, euch ein schickes Notizbuch zu präsentieren, das mir Leuchtturm 1917 vor einigen Monaten hat zukommen lassen.



Ich weiß nicht, wie ist das bei euch? Könnt ihr auch nie genug Notizbücher haben? In allen Größen? In allen Farben? Liniert, kariert? Oder einfach blanko, ohne Einschränkungen?

Wenn ich das Notizbuch von Leuchtturm1917 so ansehe (vorliegend habe ich die neue Farbe marine, in Größe medium, das ist ca. A5, mit blanken Seiten), drängt sich mir der Vergleich mit Moleskine auf. Im Endeffekt haben sie auch sehr viel gemeinsam und es ist dann wohl Geschmackssache, welches einem besser gefällt. Preislich ist Leuchtturm 1917 etwas günstiger und hat auch sonst alles zu bieten, was ich mir von einem Notizbuch wünsche - ganz nach dem Motto "Details make all the Difference":

1. Außen: Lesebändchen und Verschlussgummi - ich neige dazu, auch mal lose Zettel zwischen die Seiten meiner Notizbücher zu legen, ohne Verschlussgummi geht also gar nichts. (Und auch nicht ohne die Falttasche ganz am Ende, aber dazu später.)



2. Die erste Seite: Platz für den Namen (und die Adresse). Passiert ja öfter, dass ich was liegen lasse ;P


3. Ein Inhaltsverzeichnis: Meine Augen machen so: *.* Und dann auch noch drei Seiten mit gezählten 26 Zeilen pro Seite! Ich werde mein Notizbuch nächste Woche mit ins Labor nehmen, um dort Kontakte, bürokratisches Vorgehen bei Anträgen aller Art, Methoden usw. festzuhalten. Wenn ich das Inhaltsverzeichnis nicht selber reinmalen muss: umso besser :)


4. Das Papier & die Seitennummerierung: Das Papier (80 g/qm) greift sich wirklich toll, ich liebe es! Die Seitennummerierung ist ein zusätzlicher Bonus, der mir nur gelegen kommt.


5. Hinterlegeblätter liniert & kariert: Das gibts natürlich nur beim blanko Notizbuch. Keine Ahnung, ob ichs verwenden werde, das Blätt lässt sich aber sehr bequem hinter die Seiten legen, bleibt dort auch liegen wenn mans ein Stückchen in die Bindung reinschiebt und ist durch die Notizseiten gut erkennbar. Wenn sich da wirklich so toll drauf schreiben lässt wie ich mir das grade vorstelle, dann verwende ich es wohl doch ;)



6. Die Bindung: Wo wir grade beim bequemen Schreiben sind, das dürfte bei den Notizbüchern von Leuchtturm 1917 absolut kein Problem sein, die Bindung lässt sich nämlich schon fast um sich selbst drehen. Und dass ohne Wiederstand oder Knirschen der Fadenbindung oder sonst einen Makel. Wirkt sehr stabil und qualitativ hochwertig verarbeitet.


7. Die Tasche: Ohne die Falztasche am Ende geht bei mir längst nichts mehr, das muss ein ordentliches Notizbuch einfach habe. Lose Zettel, Eintrittskarten, Postkarten, alles was sich sammeln und später einkleben lässt, was weiß ich.


8. Zu guter letzt - Die Archivierung: Früher habe ich einen Papierstreifen mit Klebeband auf den Buchrücken geklebt. Mit den Etiketten von Leuchtturm geht das ein wenig eleganter. 3 längliche für den Rücken und 3 rechteckige für die Vorderseite - was will Notizbuch-Freund mehr?



Acht gute Gründe, warum ich mein Leuchtturm1917 Notizbuch schon jetzt lieb gewonnen habe. Ich brenne darauf, die Seiten zu füllen! Und wenn es voll ist, gibts eine ganze Menge anderer Farben und Formate zur Auswahl:



Frage: Welche Notizbücher verwendet ihr am liebste? Was muss ein Notizbuch - neben leeren Seiten zum Befüllen ;) - unbedingt haben?
Würde mich sehr interessieren, wie ihr so darüber denkt, was eure Vorlieben sind und womit ihr eure Notizbücher so befüllt.

Ansonsten bleibt mir nur noch, euch einen wunderschönen, hoffentlich sonnigen und mit ein paar Buchstunden gefüllten Samstag zu wünschen!

Ganz liebe Grüße,

eure StefanieEmmy

3. Februar 2013

Cassandra Rose Clarke - The Mad Scientist's Daughter

2013, Paperback, 391 Seiten
ca € 10
ISBN 9780857662651

"Cat, this is Finn. He's going to be your tutor."

Finn looks and acts human, though he has no desire to be. He was programmed to assist his owners, and performs his duties to perfection. A billion-dollar construct, his primary task now is to tutor Cat. As she grows into a beautiful young woman, Finn is her guardian, her constant companion… and more.
But when the government grants rights to the ever-increasing robot population, however, Finn struggles to find his place in the world.


Als ich im letzten Jahr Cassandra Rose Clarke's Debüt The Assassin's Curse gelesen habe, war ich restlos begeistert von den Protagonisten und ihrer Beziehung zueinander. Clarke hat den Bogen wirklich raus und das beweist sich auch mit ihrem ersten Roman für Erwachsene - wobei, das muss ich gleich gesagt haben, der geneigte Leser etwas mehr Zeit und Seiten invenstieren muss als das bei The Assassin's Curse der Fall ist. Der ungeneigte Leser könnte schnell die Lust verlieren.

Das ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich anzubringen habe: Es hat ewig gedauert, bis ich mit Cat warm geworden bin. The Mad Scientist's Daughter ist vieles - eine Liebesgeschichte, Science Fiction, Drama - aber vor allen Dingen ist es in meinem Empfinden ein Entwicklungsroman. (Und nur in sehr kleinen Teilen politisch, ganz anders als uns der Klappentext weismachen will.)
Der Leser lernt Cat als Fünfjährige kennen. Sie begegnet Finn zum ersten Mal und wie Cat hatte ich Probleme, ihn richtig einzuordnen. Es wird relativ schnell klar, dass Finn ein Roboter ist, aber die Überlegungen und Gefühle, die er manchmal an den Tag legt, passten in meiner Vorstellung so gar nicht mit Robotern zusammen.
Während Cat älter wird - und das in geradezu rasenden Schritten, zur Hälfte des Buches ist sie bereits 28 - wird Finns Bild immer klarer, während Cat irgendwie kalt und unnahbar bleibt. Es gab da eine Phase, in der ich mit mir gekämpft habe, ob ich das Buch nicht besser bleiben lasse. (Das ist übrigens die Phase, in der Cat und Finn ihre Beziehung ziemlich weit treiben. Ja, so weit. Roboter-Sex. Da, ich habs gesagt. Roboter-Sex.)

Das war der Moment, in dem ich 1. gemerkt habe, dass The Mad Scientist's Daughter kein YA ist (eine kleine Recherche im Vorfeld hätte Abhilfe geschafft, aber der Name auf dem Cover hat zu Direktkauf geführt), und ab dem ich 2. beschlossen habe, die Geschichte nicht mehr ganz so realistisch, sondern mehr symbolhaft zu sehen. Das hat geholfen. Und ab da habe ich das Buch verschlungen, geradezu inhaliert, und zum Schluss geliebt.

Gewisse Dinge drängen sich in der Interpretation geradezu auf, aber eine Ausführung würde an dieser Stelle zu massenhaft Spoilern führen, deshalb belasse ich es dabei und hoffe, trotzdem eure Neugierde und euer Interesse geweckt zu haben.
The Mad Scientist's Daughter ist neben all der Interpretatiererei vor allen Dingen eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die in sprachlicher Schönheit und immer ein wenig melancholisch auftritt. Was braucht es, um zu fühlen? Was ist Gefühl überhaupt? Was bedeutet Menschlichkeit? Am Ende ist das Buch so umfassend und überwältigend, das ich gerade das Gefühl habe, bestimmt die Hälfte verpasst zu haben.

Also muss ich es wohl nochmal lesen. Was sich gut trifft, denn irgendwie muss ich mich ja über die fünf Monate bis zum Erscheinen von The Pirate's Wish retten.





Und wem das alles nicht zusagt, dessen Nase sei noch einmal herzlich aber vehement auf The Assassin's Curse gedrückt. ;)

2. Februar 2013

Reiseführer lesen ...?

Bis vor zwei Wochen hätte ich über jeden, der Reiseführer als "lesbare Bücher" bezeichnet - und es dann auch noch tut -, den Kopf geschüttelt. Das liegt vielleicht daran, dass ich abgesehen von einer Interrail-Tour noch nie die Notwendigkeit gesehen habe, einen Reiseführer zu lesen. Schon gar nicht von vorn bis hinten. Das höchste der Gefühle waren Marco Polo-Führer für Mailand und Schweden, weil ich sie um zwei oder drei Euro ergattert habe, und selbst da habe ich von den (teilweise sehr oberflächlichen) 150 Seiten bloß ein Drittel gelesen.

Und jetzt ist alles anders.
Meine Schwester, eine Freundin und ich planen für Anfang Juni eine Tour durch Irland. Das ist seit Jahren ein Traum von uns: Hinfliegen, ein Auto mieten und einfach drauf losfahren.
Aber das "einfach drauf losfahren" spielt sich halt nicht ganz so "einfach" wenn mal bloß 2 Wochen hat. Ein wenig gezielter muss der Straßenatlas dann also doch konsultiert werden. Und deswegen also ein Reiseführer.

Nicht irgendeiner. 150 Seiten Marco Polo sind einfach nicht das Wahre, finde ich. Dann schon besser die über 800 Seiten von Lonely Planet. Wir haben schon mit "Europe on a Shoestring" sehr gute Erfahrungen gemacht - genau das richtige Buch wenn es Europa abzuklappern gilt - und weil ich selbst bei Reiseführern nicht ganz davon abkomme, dass im Regal alles zusammenpassen muss, ist die Wahl auf LP gefallen.

Und siehe da: Ich schlage die erste Seite auf und fange. einfach. an. zu. LESEN.

O.O

Eine Seite nach der anderen, dazwischen ein paar Fotos, die mich wünschen lassen, ich könnte die Zeit vordrehen. Klar, die Restaurant- und Unterkumpftempfehlungen überfliege ich bloß, weil sie im Moment noch nicht relevant sind, aber der Rest ... Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so spannend sein kann, einen Reiseführer zu lesen! :D
Zu allem Überfluss hat das jetzt noch dazu geführt, dass ich "Europe on a Shoestring" wieder aus dem Regal geholt habe und ganze Länderprofile lese.

aus "Europe on a Shoestring" (Lonely Planet, 2007)
 
Bei all dem habe ich mich gefragt, wie das wohl unter Bücherwürmern gehandhabt wird. Seht ihr Reiseführer als Bücher, die man auch zur Unterhaltung lesen kann? Oder zumindest als Reisevorbereitung? Oder sind Bücherwürmer eher von der spontanen Sorte, setzen sich in ein Flugzeug, steigen irgendwo aus und setzen einen Fuß vor den anderen?

Ich jedenfalls habe die Welt der Reiseführer für mich entdeckt und vertiefe mich weiter in Irland. Oh, und wenn wir schon dabei sind: Irgendwelche Empfehlungen? :D Unser grober Plan sind bisher die Landesteile südlich von Dublin und Galway, aber ein Abstecher in den Norden würde sich wohl auch ausgehen. Wir tun uns da noch ein bisschen schwer mit dem Abschätzen der Entfernungen, wie viel realistischer Weise an einem Tag zu schaffen ist - und wir wollen ja nicht nur im Auto sitzen ;)

3. Januar 2013

Boris Koch - Vier Beutel Asche

Schon genug Lesestoff für 2013? "Vier Beutel Asche" sollte auf den Leselisten nicht fehlen:

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2012, Gebunden mit Schutzumschlag, 380 Seiten
€ (D) 17,99 | € (A) 18,50
ISBN 978-3453268340

Christoph ist sechzehn, als er stirbt - er prallt nachts mit seinem Farrad gegen ein entgegenkommendes Auto. Alles, was von ihm bleibt, ist eine Urne Asche. Doch vier seiner Freunde können einfach nicht akzeptieren, dass mit der Beisetzung alles zu Ende ist, und beschließen, Christophs letzten Wunsch zu erfüllen und seine Asche im Meer zu verstreuen. Sie graben die Urne aus, verteilen die Asche auf vier Beutel und brechen Richtung Atlantikküste auf. Ein großes Abenteuer beginnt.

Der Klappentext liest sich wie etwas, das wir vielleicht schon kennen. Das Grundthema ist auch nicht unbedingt ein unbeschriebenes Blatt. Aber ... ja, großes Aber sogar: Was Boris Koch mit seinem Roman aus "Jugendlicher stirbt - Zurückbleibende kommen nicht damit klar - müssen einen letzten Wunsch erfüllen" herausholt, hat mich sehr beeindruckt.

Vor allen Dingen die klare Vorstellung, die der Leser schon mit den ersten Sätzen von Jan erhält. Aggression, teilweise unterdrückt, dann wieder unkontrolliert. Verwirrung. Angst. Die Ich-Perspektive erlaubt einen unverschmierten Einblick in Jans Kopf, der nach dem Tod seines besten Freundes auf so ziemlich alles und jeden stinksauer ist. Ihm wird alles zu viel, bis ein nächtlicher Zufall (Lena würde es Schicksal nennen) ihn mit drei anderen zusammenbringt, von denen jeder seinen eigenen Part in Christophs Leben gespielt hat.

Was hier beginnt, ist ein literarischer Roadtrip, wie ich ihn liebe. Voller Tragikkomik und Spannung. Bei mir jedenfalls hat das Buch eingeschlagen und ein wesentlicher Teil dieses Erfolgs waren die vier Jugendlichen, mit denen ich von Bayern bis an die Atlantikküste gereist bin:
Neben Jan sind das Selina - Christophs Freundin, in die sich Jan leicht hätte verlieben können, wenn ihm Christoph nicht zuvor gekommen wäre -, Maik - der Christoph das Fahrrad geliehen hat, mit dem er verunglückt ist, und der sich deswegen das Leben nehmen will - und Lena - von der eigentlich niemand so wirklich etwas weiß, die aber etwas ganz Wesentliches von Christoph weiß, das er niemandem sonst erzählt hat.
Fertig ist das Quartett, dass sich an Christophs Geburtstag am Friedhof trifft und von dort gemeinsam ausbricht. Auf einem Motorrad und einem Roller. Mit vier Plastikbeuteln Asche im Gepäck.

Was diesen Roman für mich so besonders gemacht hat, waren die kleinen Details. Es gibt ein großes Thema, das über der gesamten Reise steht, aber so viele kleine Dinge, die das Rast machen und Zuhören interessant machen. Es gab Momente, in denen ich über jeden der vier Jugendlichen gestaunt habe. Obwohl sie von völlig unterschiedlichen Standpunkten in das Abenteuer gestartet sind, am Ende hatten sie nicht nur Freundschaft gewonnen, sondern vor allem Verständnis.
Boris Koch hat diese Entwicklung sehr anschaulich und vor allen Dingen nah beschrieben. Der Leser ist an vorderster Front mit dabei, erlebt Tiefen und Höhen. Und dabei scheint sich der Autor beim Erzählen der Geschichte noch nicht mal sonderlich abgemüht zu haben. Der Text liest sich genauso frei wie man sich mit einem Roller auf der Landstraße fühlt.

Schlussendlich kommt es für mich auf einen Nenner zusammen: Trotz des Themas hatte ich unglaublich viel Spaß beim Lesen und das lässt mich völlig vergessen, dass ich die Geschichte in der einen oder anderen Form vielleicht schon gelesen habe. Boris Koch hat das Rad nicht neu erfunden (wer tut das schon), aber darauf kommt es nicht an. "Vier Beutel Asche" ist beste Unterhaltung.


Here we come

Ich muss euch mal etwas gestehen: Hier zu schreiben, das ist wie Heimkehren. Es fühlt sich so ähnlich an wie Abends von der Arbeit kommen, mich auf meine neue Eckcouch lümmeln, das Leselicht einschalten und die Welt gleich hinterm Fenster vergessen.

Im letzten Jahr bin ich leider viel zu wenig oft heimgekehrt. Ich habe das gemacht, was Teenager machen, wenn diese Ausgeh-Zeit beginnt ... eben nicht mehr heimkommen. Und genossen hab ich es! Die Abschlussprüfungen hinter mir haben (das war doch so ein kleines großes Lebensziel von mir, eine fertige Ausbildung und ins Berufsleben starten), den neuen Job antreten, meine Freizeit mit neuen bzw. alten und neu entdeckten Beschäftigungen füllen. Wenn ich dran denke, was ich letztes Jahr an Sportausrüstung gekauft habe, wird mir und meinem Konto ein bisschen übel. Dann die neue Wohnung, diesmal ganz weg von zu Hause - diesmal komplettes Nestflüchten.
Ich habe einiges lernen müssen in diesem Jahr, das wichtigste davon: Sag, wenn es dir nicht gut geht! Und sag es zu den Menschen, die ebenfalls davon betroffen sind. Mach dir deine Wünsche bewusst. Und rede. Hinter menschlichen Fassaden lässt sich so viel entdecken, aber ohne ein bisschen Kitzeln kommt es bei den meisten nicht heraus.

Für die Zukunft habe ich mir einiges vorgenommen. Ein Teil davon ist: Ich würde gerne öfter Heimkehren.
Ehrlicherweise sei gesagt, dass das Leben abseits von Posts und GoodReads-Updates seine Reize hat. Aber das hat das Leben abseits von "Der Kühlschrank muss gefüllt werden" und morgens zur Arbeit erscheinen auch. In diesem Fall ist es vielleicht schwierig, aber ich glaube, das "abseits von" kann ich aus diesen Sätzen streichen. Ein ausgewogenes Verhältnis ist mein Ziel und wird meine ganz persönliche Herausforderung in 2013 (neben ein paar anderen, von denen ich vielleicht bei gegebenen Anlass berichte). Und wie Barney so schön sagt: Challenge accepted!


Das war womöglich meine längste "Das Jahr ist vorbei, lasst uns das neue rocken"-Rede bisher. Aber nachdem ich grade mit Erschrecken (und ein bisschen Stolz) feststellen musste: Dieser Tage beginnt mein 5., jawohl mein 5. (!!), Blogjahr -->  O.O
Mal sehen ob ich es nochmal 4 Jahre schaffe, mich würde es freuen und ich hoffe euch auch :)

In dem Sinne kein langes Gequatsche mehr, sondern ein simples ...


2013 is here! Habt ein tolles, ein ausergewöhnliches und schlichtweg fantastisches Jahr! Ich wünsche euch, dass ihr erreicht, was ihr euch vorgenommen habt und noch viel mehr. Ich wünsche euch Überraschungen, die euch von den Socken hauen (im positiven Sinne versteht sich), Spaß und Lachen - ja, ganz viel Lachen! Habt Freude, bei allem was ihr tut, fühlt euch wohl in eurer Haut und zeigt es der Welt.
2013, here we come!