"Ein König hatte eine Tochter, die war über alle Maßen schön, aber dabei so stolz und übermütig, dass ihr kein Freier gut genug war. Sie wies einen nach dem andern ab..."
Ein Fürstentum in deutschen Landen: Der stolzen, schönen Fürstentochter Elisabeth ist kein Heiratskandidat gut genug. Eigenwillig wehrt sie sich gegen die Pläne ihres Vaters. Bis dieser die Geduld verliert und schwört, sie mit dem ersten Mann zu vermählen, der um ihre Hand anhält. Dies ist zwar ein dahergelaufener Spielmann, doch widerwillig muss der Fürst von Messelstein seinen Schwur einlösen. Elisabeth folgt dem Musikanten Jakob in eine ihr völlig fremde Welt, in ein einzig großes Abenteuer ...
Der Roman basiert auf dem Märchen von König Drosselbart – bietet aber eine ungewöhnlich aktuelle Fassung des Stoffes, die beim Lesen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.
„Aus der alten Erzählung wurde eine spannende Geschichte um Mut, Emanzipation und um die persönliche Entwicklung zweier Menschen, die voneinander lernen, Vorurteile über unterschiedliche Lebenswelten abzubauen und gegenseitige Achtung erlangen.“ Fuldaer Zeitung
Inhalt
Elisabeth, die Prinzessin von Messelstein, hat ein Privileg, das kaum einer Fürstentochter zugestanden wird. Ihr Vater erlaubt ihr, sich selbst einen Mann auszusuchen, doch immer wieder, jedes Mal wenn der Fürst ihr einen Heiratskandidaten schmackhaft machen will, weißt sie ihn ab. Insgeheim plant Elisabeth, niemals zu heiraten, doch das kann sich ihr Vater nicht gefallen lassen und stellt ihr ein Ultimatum: Bei einem Maskenball soll sie sich alle Heiratskandidaten noch einmal besehen und am nächsten Tag ihre Wahl treffen. Ansonsten trifft ihr Vater diese Wahl - und Elisabeth ahnt, dass sie dann unweigerlich in das Bett eines alten Herzogs (älter noch als ihr Vater) gedrängt würde.
Am Tag des Balles trifft Elisabeth zum ersten Mal seit langer Zeit wieder mit ihren Freundinnen zusammen. Fast alle sind bereits verheiratet oder kurz davor, aber nur wenige haben angenehme Dinge von den ehelichen Pflichten zu erzählen. Elisabeth sieht sich lediglich in ihrem Wunsch, eine alte Jungfer zu werden, bestätigt.
Also fasst sie einen wahnwitzigen Plan: Sie will alle heiratswilligen Männer bloßstellen, ihnen endlich ihre Meinung sagen, sodass kein einziger mehr auch nur daran denkt, sie zur Frau zu nehmen.
In einer Reihe lässt Elisabeth die Männer - jung, alt, dick, dünn, vermögend, nicht so vermögend - antreten, nach dem Stand geordnet. Am Ende wendet sie sich dem König von Reupen zu, von dessen Mutter behauptet wird, sie wäre eine Bäuerin gewesen. Und als nichts anderes beschimpft sie den jungen König: Statt ihm könne sie genausogut einen ihrer Stallburschen zum Manne nehmen.
In diesem Moment beendet Elisabehts Vater wutentbrannt das Schauspiel und schwört vor allen Anwesenden, dass sie auf den Tag genau in einem Monat heiraten würde. Und zwar den erstbesten Mann, der vor der Tür steht und um ihre Hand bittet.
Bis zum letzten Tag ihrer Frist kann Elisabeth nicht glauben, dass es der Vater ernst meint, doch als an eben jenem Morgen ein junger Spielmann mit seiner Laute im Frühstückszimmer steht weiß sie, dass der Fürst sein vor versammelter Gesellschaft gegebenes Wort nicht brechen kann.
Im Glauben, man würde sie spätestens zu Mittag wieder zurück geholt haben, vermählt sich Elisabeth in einer schlichten Zeremonie mit dem Gaukler und lässt sich nur mit dem Habe, das sie am Leib trägt, aus ihren Schloss führen.
Der junge Spielmann, Jakob, führt sie immer weiter fort von Messelstein, zwingt sie, in einem Heuschober zu schlafen, mit Zigeunern zu Essen, ihr kostbares Kleid zu verkaufen. Erst langsam wird sich Elisabeth bewusst, wie erst ihre Situation ist. Doch da sind sie schon in Reupen, leben in einer schäbigen Hütte im Wald außerhalb der Stadt und kämpfen beinahe jeden Tag ums Überleben.
Meinung
Mittlerweile dürften die meisten von euch wissen, dass ich Märchen einfach toll finde. Sowohl neu geschriebene wie Keturah - Gefährtin des Todes, als auch bekannte Märchen, die nacherzählt werden.
Mit "Der Spielmann" hat Ingrid Ganß einen Roman vorgelegt, der vom Handlungsablauf her direkt auf "König Drosselbart" zurückgeht. All die Vorkommnisse hat die Autorin aufgebauscht, den kleinsten Sätzen im Märchen Leben eingeflößt und herausgekommen ist ein Buch, das ich, hätte ich die Zeit dazu gehabt, in einem durch gelesen hätte. Mehr noch: "Der Spielmann" ist mein erklärtes neues Lieblingsbuch! Hiermit offiziell. ;)
Ich weiß gar nicht, was ich zuerst erzählen soll von diesem wunderbaren Buch. Katha hat in ihrer Rezension zu Splitterherz geschrieben, sie wisse nicht, ob sie dem Buch mit ihrer Rezension gerecht werden könne. Und genau dieses Gefühl quält mich im Moment. Es ist einfach sehr schwierig in Worte zu fassen, aber ich versuchs mal.
Die Charaktere, besonders Elisabeth und Jakob, aber auch alle anderen die eine mehr oder weniger große Rolle spielen, sind sowas von lebendig, dass ich geglaubt habe, neben ihnen her über die Wiesen zu gehen.
Elisabeth, die für ihre Zeit sehr fortschrittlich denkt, hat Angst vor der Ehe, versteckt diese Angst aber unter einer Farce aus Stolz und Eigenwilligkeit. Sie sieht sich als ein Spielzeug der Männer, zuerst von ihrem Vater bevormundet, hernach von ihrem zukünftigen Ehemann.
Als sie dem Spielmann Jakob zur Frau gegeben wird, muss sie mit nichts als einem Kleid und einem Mantel bekleidet ihr Leben hinter sich lassen. Die Welt außerhalb ihrer schützenden Schlossmauern ist ihr so gänzlich fremd, sie muss lernen, wie man Feuer macht und einen Hirsebrei kocht - all die "niedrigen" Aufgaben erledigen, an die sie früher nicht einmal einen Gedanken verschwendet hat. Doch am meisten fürchtet sie sich vor den Zudringlichkeiten des Spielmanns, der sie jedoch zu ihrer Überraschung nach den ersten Versuchen, ihr nahe zu sein, in Frieden lässt.
Jakob. Der Spielmann. Der Gaukler. Ein junger Mann, der, seine Laute auf den Rücken geschnallt, durch die Lande zieht, auf Festen spielt und sich so sein Brot verdient. Er kritisiert die Mächtigen und Reichen, beschuldigt sie der Prasserei und des Machtmissbrauchs.
Schon daran sieht man, wie gegensätzlich Elisabeth und Jakob sind. Fast täglich prallen ihre Meinungen vom Leben und von der Liebe aufeinander, während beide versuchen, mit dem jeweils anderen zurecht zu kommen. Die Vorurteile, die engstirnigen Sichtweisen, die beide von der Welt des anderen haben, bauen sich mit der Zeit ab, während Elisabeth und Jakob erkennen, dass man nicht alles, was in der Welt geschieht, lenken kann.
Die Handlung gleicht, wie schon erwähnt, der des Märchens vom "König Drosselbart". Immer wieder kamen mir in "Der Spielmann" dabei Sätze unter, die sogar direkt aus dem Märchen stammen.
Ingrid Ganß hat es geschafft, eine wenige Seiten zählende Erzählung auf einen 600-Seiten-Roman auszuweiten, der Handlung Tiefe zu geben, die Charaktere wie kaum eine andere Autorin hervorzukehren, ihnen wahrhaftig Leben einzuflößen. Und dann ist das ganze auch noch glaubhaft dargebracht und fasziniert von der ersten bis zur letzten Seite.
Nicht einmal habe ich gedacht, eine Stelle wäre langweilig oder unnötig. Nicht ein einziges Mal habe ich genervt die Augen verdreht oder das Buch zugeklappt, weil es grade zu anstrengend war. Im Gegenteil: Wenn mich beim Lesen jemand angesprochen hat, habe ich zuerst gar nicht reagiert und dann, wenn es wirklich sein musste, nur sehr wiederwillig aufgesehen.
Ist es da verwunderlich, dass ich noch während ich das Buch nach der letzten Seite geschlossen habe bereits am Computer saß, um die Fortsetzung zu bestellen? "Der König" ist erst vor wenigen Wochen erschienen - Ingrid Ganß hat sich also an die 10 Jahre Zeit gelassen mit ihrem neuen Roman - und ich brenne darauf zu lesen, wie es mit Elisabeth und Jakob weitergeht!
Bewertung
Dieser Roman sprengt mein Bewertungsschema. Ich kann nur 5 Blümchen vergeben, dabei hätte "Der Spielmann" sehr viel mehr verdient! Selten zuvor war ich derart begeistert von einem Buch! :D
8 Kommentare:
"Der Spielmann" ist auch mein Lieblingsbuch! Schade, dass kaum ein Buchhändler das Buch kennt und nur so wenige in den Genuss davon kommen. Lass´uns auf jeden Fall wissen, wie Dir Band 2 gefallen hat.
Hier kann man übrigens für den König voten:
http://www.lovelybooks.de/top-buecher-neuerscheinungen-im-fruehling-2010/
Viel Spaß mit Band 2!
Das hört sich doch ganz danach an, als müsste das auch mal auf meine Leseliste. Schöne Rezension.
@Jule: Ist mir auch aufgefallen, dass es kein Mensch kennt. Echt schade. Andererseits bleibt's dann ein kleiner Geheimtipp, das hat auch seinen Reiz ;)
Ich freu mich schon wahnsinnig auf den 2. Band, der wird aber wohl erst am Dienstag hier sein. Bis dahin zappel ich hier rum. xD
@Elin: Ich kann mich nur wiederholen: Das Buch ist der helle Wahnsinn! :D Besonders wenn man historische Romane und Märchen mag :)
Wow, okay, von dem Buch habe ich bisher noch nie gehört, aber die Geschichte von König Drosselbart liebe ich. Fazit davon: Das Buch wandert sofort auf meine Wunschliste!!! Denn wenn es dir SO gut gefällt, dann muss ich es wohl auch lesen. ^^
Bis vor 2 Wochen hatte ich auch noch nie davon gehört! Da ist mir dann irgendwo der Folgeband "Der König" aufgefallen, der ja jetzt im März erschienen ist.
Wenn du das Märchen magst wirst du das Buch lieben! :D
Wandert schon auf den Wunschzettel xD Vor allen Dingen, weil ich König Drosselbart ja so gern hab ♥
Ha, wenn euch das Buch auch so gut gefällt wirds zum Schluss noch richtig bekannt xDD
*____* Oh ich werde hier sogar erwähnt, was für eine Ehre! *hüüpf*
Aber das Buch ist definitiv ein *haben will* Ich liebe Märchen und den König Drosselbart fand ich schon immer ganz toll :D
Kommentar veröffentlichen