Gebunden mit Schutzumschlag, 468 Seiten
€ (D) 17,99 | € (A) 18,50
ISBN 978-3570139691
Europa am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Und doch ganz anders, als wir es kennen ... Prinz Aleksandar, der Sohn des in Sarajevo ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand, ist auf der Flucht. Seine eigenen Leute jagen ihn gnadenlos und plötzlich steht er zwischen allen Parteien. Alles, was ihm bleibt, ist ein »Sturmläufer«, eine der perfekten neuartigen Lauf- und Kriegs-Maschinen seines Landes. Doch auch in den Schweizer Alpen ist Alek nicht sicher, als dort das britische Luftschiff »Leviathan« landet – eine nie dagewesene Mischung aus Tier und Maschine und das Meisterstück der britischen Armee. Die »Leviathan« befindet sich auf geheimer Mission ins Osmanische Reich. Mit an Bord: die als Junge getarnte Deryn, der nichts so wichtig ist wie das Fliegen ... Alek rettet sich an Bord der »Leviathan« und muss mit Deryn gemeinsame Sache machen.
Meinung
Steampunk at its best! Scott Westerfeld ist vor allem bekannt für seine Uglies-Serie, die sich mit einer möglichen Zukunft auseinandersetzt. In "Leviathan" geht Westerfeld es ähnlich technisch an, allerdings kreiert er hier eine alternative Vergangenheit.
Das Buch beginnt im Juli 1914, an dem Tag als Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in Sarajevo bei einem Attentat sterben. Schon hier beginnt Westerfeld damit, die historischen Ereignisse in sein eigenes Schema zu drücken, lässt das Kronprinzenpaar nicht wie in Wirklichkeit geschehen durch Schüsse sterben, sondern des nachts vergiften.
Prinz Aleksandar - über ihn recherchiert man hoffnungslos, denn einen Sohn mit diesem Namen hatte Erzherzog Ferdinand nie - wird im fernen Prag von seinen Lehrern Klopp und Volger geweckt. Zusammen mit zwei weiteren Getreuen flieht die Gruppe in einer jener neuartigen, auf zwei Beinen gehenden Kriegsmaschinen, für die die Mechanisten bekannt sind, in Richtung neutraler Schweiz.
Die Mechanisten. Zusammen mit den sogenannten Darwinisten bilden sie die Kernwelt "Leviathans". Verglichen hiermit sind Westerfelds andere Änderungen der Historie Kleinkram. Indem der Autor aus dem Bund der Mittelmächte die Mechanisten und aus der Entente die Darwinisten fertigt, macht er seine alternative Weltgeschichte unabstreitbar zu einer der genialsten Ideen, die ich in letzter Zeit zwischen zwei Buchdeckeln entdecken durfte!
Die Mechanisten und Darwinisten vertreten zwei völlig unterschiedliche Richtungen der Wissenschaft. Während Österreich-Ungarn und Deutschland auf mechanische Kriegsmaschinerie setzten, glauben die Darwinisten voll und ganz an ihre durch Manipulation der "Lebensketten" (heutzutage würde man das als DNA bezeichnen) gezüchteten tierischen Hilfsmittel.
Die Leviathan ist eines der ersten britischen Luftschiffe, in ihm vereinigen sich die Lebensketten der unterschiedlichsten Tiere. Am Wichtigsten aber: Im Gegensatz zu den Mechanisten-Maschinen lebt die Leviathan! Sie kann sich selbst versorgen, hält sich mit Wasserstoff in der Luft, entwickelt sogar einen Sinn für Richtung.
Zu der Zeit als Prinz Alek mit seinen vier Begleitern durch Österreich in die Schweiz flieht, beginnt Deryn Sharp ihren Dienst auf der Leviathan. Ihr Vater war schon ein Flieger und um sich selbst den Traum vom Fliegen erfüllen zu können, gibt sich Deryn als Junge auf - denn Frauen ist der Eintritt in den British Air Service strengstens untersagt.
An diesem Handlungsstrang hat mir besonders gut gefallen, dass Westerfeld nicht ständig auf Deryns Angst, entdeckt zu werden, eingeht. Das ist es nämlich was mich sonst immer an diesen "Mädchen-verkleidet-sich-als-Junge-um-ihren-Traum-zu-erfüllen-Stories" stört. Danke, dass sie darauf verzichtet haben, Mr Westerfeld!
Neben der Handlung selbst glänzt bei "Leviathan" auch die Sprache. Scott Westerfeld hat eine unglaublich spannende Art zu schreiben, darüber hinaus lässt er in seine alternative Welt auch einen alternativen Sprachgebrauch seiner Figuren einfließen - Deryn beispielsweise wirft mit Flüchen um sich, die ihr so garantiert noch nie gelesen habt.
Und, das darf auf keinen Fall unerwähnt bleiben, die Illustrationen von Keith Thompson sind einfach eine Wucht! Mehr als einmal ist es mir passiert, dass ich völlig vergessen habe, weiterzulesen, weil ich aus dem Staunen über die detailierten, so ganz und gar zum Text passenden Zeichnungen gar nicht mehr herausgekommen bin.
Vier der Illustrationen aus dem Buch - es sind insgesamt um die 50, ein großer Teil davon ganzseitig - hat Scott Westerfeld auf seiner Website veröffentlicht. Eines seht ihr oben links, die anderen drei könnt ihr euch hier ansehen.
Weil auch der Trailer richtig gut gemacht ist, möchte ich euch den nicht vorenthalten:
Bewertung
Wenn euch dieses Buch auch nur ansatzweise interessiert, werdet ihr es in kürzester Zeit gelesen haben. "Leviathan" ist zum Luft-anhalten spannend, eine grandiose alternative Geschichtsschreibung mit Ideen, die die Leser begeistern werden!
Herzlichen Dank für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars an cbj!
Leviathan-Series:
- Book 1: Leviathan - erschienen auf Deutsch als "Leviathan. Die geheime Mission"
- Book 2: Behemoth (October 2010)
- Book 3: Goliath (coming October 2011)