31. Mai 2012

On its Way: Neal Shustermans "Unwind" wird zu "Vollendet"

Halleluja, es hat fünf Jahre gedauert, aber jetzt heißt es doch noch: Herzlich Willkommen, liebes Unwind, in der Literaturlandschaft der deutschen Sprache!
"Undwind" ist meiner Meinung nach eine der besten und schockierendsten Dystopien auf dem Markt und beinhaltet eine meiner absoluten Lieblingsszene. In nenne sie einfach mal grob Diskussion-im-Flugzeug, den Rest könnte ihr selbst herausfinden. Ab 1. August 2012 in der deutschen Ausgabe des Sauerländer Verlages (oder natürlich weiterhin in der englischen Ausgabe).

Der 16-jährige Connor hat ständig Ärger. Risa lebt in einem überfüllten Waisenhaus. Lev ist das wohlbehütete Kind strenggläubiger Eltern. So unterschiedlich die drei auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie sind auf der Flucht. Vor einem Staat, in dem Eltern ihre Kinder im Alter von 13 bis 18 Jahren „umwandeln“ lassen können. Die Umwandlung ist schmerzfrei. Jeder Teil des Körpers lebt als Organspende in einem anderen Organismus weiter. Aber … wenn jeder Teil von dir am Leben ist, nur eben in jemand anderem ... lebst du dann, oder bist du tot? 

Ich möchte dem Klappentext hinzufügen, dass das Buch die Frage der Abtreibung auf die Spitze treibt. Abgetrieben werden nicht mehr Embryonen, sondern Kinder zwischen 13 und 18 - Begründung: Man kann erst entscheiden, ob man ein Kind loswerden will, wenn man es kennt.
Der Prozess der auf diese elterliche Entscheidung folgt nennt sich im Englischen "Unwinding", im Deutschen offenbar schlicht "Umwandlung". Nicht ganz so krass, aber durchaus treffend: Umwandlung eines atmenden Menschen in seine Einzelteile.
"Unwind"/"Vollendet" diskutiert Fragen um Leben und Tod vor einer Geschichte von drei Jugendlichen, wie sie spannender nicht sein könnte.

Falls ihr mehr erfahren wollt, kommt ihr hier zu meiner Rezension. Wer es gern in wenigen Worten hat: einfach lesen! ;)

26. Mai 2012

[Sneak a Peek] English Section

So ein bisschen wird mir grade schlecht wenn ich diese Liste sehe ... Ich will die ALLE lesen. Und nicht nur bloß so ein "ach, weiß nicht genau", nein, ich WILL die wirklich alle lesen. Lässt sich nur hoffen, dass ich mehr Zeit habe wenn ich dem Studium Auf Wiedersehen und der Arbeit Hallo gesagt habe.

Lia Habel - Dearly, Beloved (Gone With the Respiration #2)
September 25th 2012 by Del Rey Books
Nicht so toll wie Teil 1 - das war Cover-Liebe auf den ersten Blick! - aber so eine Cover, an das ich mich erst gewöhnen muss.

Neal Shusterman - UnWholly
August 28th 2012 by Simon & Schuster
Wieso schreibt man den Titel so seltsam? Soll es eine Doppelbedeutung implizieren, wie "Wholly" und "Unwholly"?

 Ann Aguirre - Outpost (Razorland #2)
September 4th 2012 by Feiwel & Friends
Passendes Düster- und Grusel-Cover wie schon beim ersten Teil. Kaum zu glauben, dass ich schon 1 Jahr lang warte und noch immer ein halbes Jahr vor mir liegt ...

Lilith Saintcrow - The Iron Wyrm Affair
August 7th 2012 by Orbit
Das Cover will uns zwar immer noch einreden, dass es "not final" ist, aber das tut es schon seit Monaten. Meine Hoffnung wächst mit jedem Tag, dass es doch bei dieser Version bleiben wird.

Mark Lawrence - King of Thorn (The Broken Empire #2)
August 2nd 2012 by Ace Books (glaube ich zumindest ...)
Ich weiß nicht, manchmal brauch ich solche Cover und solche Bücher.

Maggie Stiefvater - The Raven Boys
September 18th by Scholastic Press
Genial, ein Rabe *.* Und dann noch dieser rötliche Effekt. Lässt mich irgendwie dran denken, dass da das Herz herausscheint ...Wenn ich zu eklig bin, sagt es mir.

Lish McBride - Necromancing the Stone (Necromancer #2)
September 18th by Henry Holt & Company
Noch so ein Beispiel von geänderter Covergestaltung -.- Aber zumindest ist ein Wolf drauf, wenns schon nicht zu meiner Ausgabe vom 1. Teil passt.

Gail Carriger - Etiquette & Espionage (The Finishing School #1)
Febuary 13th 2013 by Little, Brown Book Group
Gail Carriger versucht sich an YA, das lasse ich mir nicht entgehen. Und das Cover ist auch sehr schick geworden. Aus irgendeinem Grund mag ich die Schere.

Adrienne Kress - The Friday Society
December 6th 2012 by Dial
Zur Abwechslung einmal nicht Victorianisch, aber trotzdem England.

Diana Peterfreund - For Darkness Shows the Stars
June 12th 2012 by Balzer & Bray
Ehrlich, hier ist mir das Cover ziemlich egal. Angelehnt an Jane Austens Persuasion reicht mir schon.

Laura L. Sullivan - Delusion
January 8th 2013 by Houghton Mifflin Harcourt
Ich mag die Lichtlein, die herumschwirren und das Zauberkünstler-Feeling. Dazu noch 2. WK England.

Cassandra Rose Clarke - The Assassin's Curse
October 2nd 2012 by Strange Chemistry
Sieht doch aus wie Aladdin, nicht?


25. Mai 2012

Buchzensur: Aktuell John Green - Looking for Alaska

Man stößt in Amerika ja öfter drauf, aber ich kann trotzdem jedes Mal nur denken: Leute, habt ihr nicht größere Probleme?! Über solche Kurzsichtigkeit kann ich nur den Kopf schütteln.

Das neueste "Opfer" ist John Greens Erfolgsroman "Looking for Alaska", das wegen einer "zweiseitigen Sexszene" von allen Sumner County Schulen (Tennessee) aus den Leselisten verbannt wurde.
Den vollen Artikel könnt ihr HIER nachlesen. John Green musste sich übrigens schon 2008 wegen der Szene verteidigen:

“I am not a pornographer,” he says. The book draws on an “awkward, unfun, disastrous and wholly unerotic” scene that he said conveys a message to teens that physical intimacy can never stand in for emotional closeness.
Kennt ihr das Buch? Könnt ihr das nachvollziehen?
Ich kann es nicht, obwohl ich das Buch noch nicht gelesen habe. Das werde ich jetzt aber auf der Stelle nachholen!
Buchzensur geht einfach nicht.

24. Mai 2012

[Sneak a Peek] German Section

Das "After-the-book"-Phänomen hat wieder zugeschlagen. Ein Buch fertig gelesen, vielleicht auch zwei, schon fange ich an, nach neuen zu suchen *stirn an tisch* Gut, dass da auch ein paar dabei sind, die ich schon auf Englisch gelesen habe - bei euch auch? Oder nehmt ihr lieber die deutschen Ausgaben? Mit Ausnahme von Bomann, Qunaj und Belitz natürlich ;)

John Green - Das Schicksal ist ein mieser Verräter (engl. The Fault in Our Stars)
30.7.2012 bei Hanser Verlag
Der beste John Green finde ich.

Beth Revis - Godspeed. Die Suche (engl. A Million Suns)
August 2012 bei Dressler
Von der Farbgebung her VIEL besser als Band 1!

Lauren Oliver - Pandemonium (engl. Pandemonium)
November 2012 bei Carlsen
Im Deutschen passt wenigstens das Cover von zweiten zum ersten Teil. Das kriegen ja nicht alle hin *böse nach Amerika lins*

Corina Bomann - Sephira 3. Das Herz der Kriegerin
Sommer 2012 bei Ueberreuter
Wunderschön dieses Rot. Mission erfüllt, würde ich sagen, perfekt fortgesetzte Coverreihe.

Sabrina Qunaj - Teufelsherz
16.11.2012 bei Lübbe
Nicht unbedingt das innovativste aller Cover, aber es steht Qunaj drauf, das reicht mir.

Dia Reeves - Blutsgeschwister (engl. Slice of Cherry)
15.2.2013 bei Lübbe
Lübbe hat sich diesmal gegen das Originalcover und dafür für eine Anlehnung an das Cover von Reeves' Debüt entschieden. Wichtig: Blutsgeschwister ist keine Fortsetzung.

Lisa McMann - Cryer's Cross (engl. Cryer's Cross)
Oktober 2012 bei Lübbe
Das Gesicht hätten sie meinethalben ruhig weglassen können, der Rest ist schon Grusel genug.

Asia Greenhorn - Winter. Erbe der Finsternis (ital. Winter)
Oktober 2012 bei Lübbe
Schönes Cover, nix dahinter? Ich fürchte fast nachdem ich kurz italienische Reviews gescannt habe.

Marie Lu - Legend. Fallender Himmel (engl. Legend)
September 2012 bei Loewe
Aus dem dunklen amerikanischen Cover ist ein weißes geworden - warum nicht. Sieht so irgendwie edler aus, aber das düstere ist völlig verloren gegangen.

Bettina Belith - Linna singt
September 2012 bei Script5
Echt seltsames Cover. Habt ihr Schneewittchen und die Zwerge erkannt? Bin ich gespannt, was das mit dem Inhalt zu tun hat!

Brigitte Riebe - Feuer & Glas. Der Pakt

2012, Gebunden mit Schutzumschlag, 384 Seiten
€ (D) 16,99 | € (A) 17,50
ISBN 978-3453267381


Venedig im Jahr 1509: Ein machtvolles Glasartefakt und die letzte Erinnerung an einen verschwundenen Vater … Eine uralte Fehde zweier verfeindeter Völker … Und ein Mädchen, das nicht ahnt, dass es den Schlüssel zur Rettung Venedigs in seinen Händen hält …
Für die sechzehnjährige Milla scheint die Zeit stehen zu bleiben, als sie an einem heißen Frühlingstag dem jungen Gondoliere Luca begegnet. Wie ein Aristokrat aus einer anderen Zeit gleitet er, gemeinsam mit einer Katze, auf einer blauen Gondel durch einen stillen Kanal. Milla ist verzaubert und kann den jungen Mann nicht vergessen. Als kurze Zeit später dieselbe geheimnisvolle Katze im kleinen Lokal ihrer Mutter und Tante auftaucht, folgt sie ihr durch die Gassen Venedigs. Sie gelangen zu einem reichen Stadthaus – und Milla sieht Luca wieder. Er ist jedoch nicht allein, und plötzlich wird Milla in den Strudel dunkler Vorkommnisse um das Ende der mächtigen Lagunenstadt gezogen. Stammt sie wirklich von den Feuerleuten ab, die seit jeher gemeinsam mit den Wasserleuten Venedig beschützen? Was empfindet Luca, einer der Wasserleute, wirklich für sie? Und hat all das mit dem Verschwinden ihres Vaters zu tun? Zwischen Liebe und Zweifel hin- und hergerissen, kann Milla niemandem vertrauen – außer einer Katze und ihrem Gespür für die Wahrheit ...


Was ich denke ...
Historisches aus der Feder Brigitte Riebes nimmt schon seit Jahren einen besonderen Stellenwert am deutschsprachigen Buchmarkt ein. Mit "Feuer & Glas. Der Pakt" - Teil 1 einer Trilogie - legt die Erfolgsautorin nun nach "Der Kuss des Anubis" (2010) einen weiteren Jugendroman vor, der diesmal nicht in Ägypten sondern Anfang des 16. Jahrhunderts vor dem realen Hintergrund der Geschichte Venedigs spielt.
Seht ihr es auch vor Augen? Gepflasterte Straßen, Gondeln, eine blaue Lagune ... Vielleicht eine etwas überzogen-romantische Vorstellung, die ich vom historischen Venedig habe/hatte, aber Brigitte Riebe spart zum Glück nicht mit Dramatik.

Schon mit dem Prolog macht die Autorin es ihren Lesern sehr einfach, der Austieg aus dieser und Einstieg in Riebes Welt geht ohne Holpern von statten. Im einen Moment noch im eigenen Wohnzimmer, befindet man sich im nächsten auf der Flucht durch nächtliche Gassen.
Der erfreulich kurze und spritzige Prolog wird abgelöst von Millas Perspektive. Der POV-Stil erlaubt immer wieder auch anderen Charakteren den Vortritt, sodass der Leser ein rundes, abgeschlossenes Bild der Geschehnisse erhält, verweilt aber hauptsächlich bei der 16-jährigen Protagonistin, die sich in den Ränkespielen der Feuer- und Wasserleute zurecht finden muss.

Feuer- und Wasserleute. Da sind wir schon beim zugleich herausstechendsten und doch angenehm subtilen fantastischen Element des Buches. Auf den ersten 100 Seiten habe ich mir gar gefragt, ob die Bezeichnungen nicht vielleicht sogar historisch sind - zu gut passen sie zu den Glasbläsern Muranos und den Gondelbauern Venedigs und auch die Struktur der beiden Parteien erinnert an Handwerkersgilden wie es sie im Mittelalter zB auch in London gab. Aber es wird dann doch sehr schnell klar, dass Feuer- und Wasserleute jeweils über eine bestimmte Kraft verfügen, die manchmal an Magie erinnert.
Milla, unsere mutige Protagonistin, die manchmal auch ein paar naive Moment hat, weiß nicht, wem sie trauen kann. Und der Leser schwebt ebenso im Dunkeln. Gut und Böse sind hier nicht einfach zuordenbar, sondern verschwimmen in den Kanälen Venedigs. Das macht die Geschichte nur noch spannender.

Zu der Liebesgeschichte sei gesagt, dass Millas Verliebtheit zwar innerhalb von Momenten entsteht, das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie den Auserwählen gleich in unereichbare Höhe himmelt. Es gibt durchaus Misstrauen zwischen den beiden, Milla ist nicht bedingungs- und hirnlos.
Außerdem: All jenen, die Dreiecksgeschichten nicht mögen, sei hiermit Entwarnung gegeben. "Feuer und Glas" ist dreiecks-freie Zone.

Zu Meckern habe ich teilweise wegen ein paar sprachlichen Ausrutschern, zB passt das Wort "Typen" überhaupt nicht in das historische Setting. Und aus irgendeinem Grund hat mich das Verb "rufen" (bzw. die Vergangenheitsform) geradezu penetriert - es kommt zu oft als Beschreibung direkter Reden vor, in Situationen, in denen normal gesprochen wird, in denen ich also niemals "rufen" sondern bloß "sagen" würde. Ist wahrscheinlich Geschmackssache.



Bewertung
Ein historisch-fantastischer Roman für junge LeserInnen, der von der ersten Seite weg bestens unterhält. Subtile Fantastik, ein tolles Setting und zarte Romantik sind die Zutaten, die "Feuer & Glas" zum Renner machen werden.


21. Mai 2012

Kevin Brooks - Black Rabbit Summer

2012 (deutsche Erstausgabe 2009), Taschenbuch, 576 Seiten
€ (D) 9,95 | € (A) 10,30
ISBN 978-3423714983

Wer weiß, ob du lebend zurückkommst, wenn du heute Abend ausgehst?

An einem schwülwarmen Sommerabend trifft sich Petes alte Clique, um ein letztes Mal zu feier, bevor alle getrennte Wege gehen. Doch die Luft knistert vor Anspannung und Geheimnissen und die Nacht endet mit einer Katastrophe ...


Was ich denke ...
Kevin Brooks ist kein Unbekannter, trotzdem habe ich mit "Black Rabbit Summer" meinen ersten Brooks gelesen - es war sicher nicht der letzte.

Aber es war kein Stofftier.
Stofftiere bluten nicht.
[...]
Ich schloss die Augen und hoffte, es würde verschwinden ... doch als ich sie wieder öffnete, war der abgeschlagene Kopf von Black Rabbit immer noch da, noch immer ans Tor geschlagen, noch immer rot tropfend im Regen.
Kevin Brooks - Black Rabbit Summer, S. 165

Pete hat den Sommer bisher gelangweilt verbracht, hauptsächlich unmotiviert in seinem Zimmer herumgelegen und Löcher in die Luft gestarrt. Schon während Pete diesen Zustand aus der Ich-Perspektive erzählt, fällt es sehr leicht, in seine Sichtweise zu schlüpfen. Er ist sofort ein Charakter, mit dem ich mich leicht identifizieren konnte. Kevin Brooks beschreibt Petes Antriebslosigkeit mühelos, so wie er auch den Rest des Buches scheinbar aus dem Handgelenk geschüttelt zu haben scheint - so zumindest liest es sich: Einfach, aber fesselnd. Spannung, die aus dem Moment entsteht.

Und dann kommt Nicoles Anruf und es ist sowieso nicht mehr an Aufhören zu denken. Obwohl Pete Nics Anruf ganz gelegen kommt, hat er doch ein ungutes Gefühl bei ihrem Vorschlag, die alte Clique noch einmal zusammenzutrommeln. Auch als Leser bemerkt man diese Anspannung sehr schnell. Man weiß, irgendetwas stimmt nicht und möglicherweise hat es mit Raymond, Petes ältestem Freund, zu tun. Was mich am meisten an "Black Rabbit Summer" gefesselt hat ist diese Ungewissheit, die durch Nics Anruf und die Andeutungen bereits ab dem ersten Kapitel in der Luft hängt - die schwülen Sommerbeschreibungen passen da sehr gut dazu. Es scheint sich alles zu verdichten und doch kann man das ganze Buch lang eigentlich nur Mutmaßungen aufstellen. Mit dem Treffen und dem Besuch der Kirmes kommen immer mehr Geheimnisse und Ungereimtheiten dazu. Stella zum Beispiel, die Tochter zweier Berühmtheiten, die es selbst zu einem eher zweifelhaften Ruf gebracht hat. Just an dem Tag des Cliquentreffens taucht Stella mit einem Kamerateam am Jahrmarkt auf.

Es vergeht nicht viel Zeit, da beginnt Pete, seinen hinterfragenden Charakter auszuleben. Und den Leser freuts. Pete dringt nicht nur in das Privatleben sondern auch in die Psyche seiner Kindheitsfreunde ein und gerät so selbst in den Fokus der Polizei. Verhör folgt auf Verhör, unterbrochen von Petes eigenen "Ermittlungen".
Kevin Brooks nützt "Black Rabbit Summer" darüber hinaus um Frage zu fokussieren wie "Woher weiß ich, wer meine Freunde sind?", "Kenne ich meine Freunde wirklich?". Außerdem lässt der Autor seinen Protagonisten die Härte der medienbestimmten Welt erfahren. Wie das Fernsehen Klischees, Vorurteile und Wertvorstellungen nutzt. Klar wird dabei vor allem eines: Es hängt immer vom Blickwinkel ab. Und alles was real erscheint ist es nicht unbedingt.

Das Ende schließlich kommt geradezu auf den Leser zugerast. Die große Überraschung, mit der man längst rechnet, kommt dann auch und hat mich wirklich staunend zurückgelassen. Nicht ein einziges Mal hatte ich in diese Richtung gedacht!
Allerdings bleiben auch Fragen offen, davon eine sehr große - damit kann ich mich einfach nicht abfinden. Natürlich gewinnt das Buch so ein wenig mehr Aktualität, und ich bin mir sicher, die Polizei hat tagtäglich mit solchen Vorfällen zu tun. Aber ich saß am Ende trotzdem da und habe mir eine Auflösung gewünscht, die ich nie bekommen werde. Das frustriert einfach.


Bewertung
"Black Rabbit Summer" ist ein spannender Thriller für Jugendliche und junge Erwachsene (ich denke, auch ältere Semester werden das Buch verschlingen), der einen bis zur (teilweisen) Auflösung nicht loslässt.


20. Mai 2012

1MinuteReview: Lois Lowry - The Giver


1MinuteReviews sind kurze Stellungnahmen zu gelesenen Büchern, die jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit verweigern.


"The Giver" ist ein Buch, das in einem Atemzug mit "1984" genannt wird - ein Klassiker der dystopischen Literatur. Und dazu Pflichtlektüre in (vielen?) amerikanischen High Schools. Seit Jahren habe ich mir die Frage gestellt, was denn in 180 Seiten so Großartiges drinstehen kann. Jetzt weiß ich: Da habe ich wohl - obwohl das sonst so gar nicht meine Art ist - die Kraft weniger Worte unterschätzt.

"The Giver" ist keine Dystopie wie "The Hunger Games", "Divergent" oder "Delirium". Ich liebe diese Bücher, weil viel Wahrheit in ihnen steckt und weil ihre Heldinnen (und Helden) lebendig beschrieben werden. Ich war wirklich erstaunt, dass mir "The Giver" trotzdem, nach all diesen Dystopien, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, so gut gefallen hat. Nein, fasziniert sogar.
Lasst mich das Buch in einem Satz zusammenfassen: "The Giver" ist weder character-driven noch fast-paced, sondern das Portrait einer zukünftigen Gesellschaft, nach deren Details man während des Lesens zu gieren beginnt.

Ich bin mir bis jetzt noch nicht sicher, ob die fehlende Charaktertiefe ein Vor- oder Nachteil dieser Dystopie ist. Einerseits hat mir dieser Aspekt die Möglichkeit gegeben, mich auf den kurzen 180 Seiten vollkommen auf Jonas Ent- und Aufdeckungen zu konzentrieren, andererseits habe ich mir doch immer wieder gewünscht, das Buch wäre länger und würde mehr auf die Charaktere ingehen anstatt bloß an der Oberfläche zu kratzen.
Deshalb, 4 Sterne und die Überlegung, vielleicht auch noch Teil zwei, drei und - erscheint 2012 - vier zu lesen, die - das sage ich jetzt nach sehr kurzer überblicksmäßiger Recherche - andere Communities zeigen als "The Giver".


6. Mai 2012

Ken Folletts Jahrhundert-Saga geht weiter

Gerade entdeckt: Am 18. September 2012 erscheint der zweite Teil von Ken Folletts Jahrhundert-Saga bei Lübbe. "Sturz der Titanen" wird fortgesetzt in "Winter der Welt".

Der Krieg ist vorbei. Doch der Friede ist trügerisch. In Deutschland verspricht der Führer dem Volk eine große Zukunft. In den USA kämpft der Präsident gegen die Folgen der Weltwirtschaftskrise. Und in Russland zerbricht die Hoffnung der Revolution unter dem Terror der Bolschewisten. Winter der Welt, der zweite Roman der Jahrhundert-Saga, erzählt die Geschichte der nächsten Generation der Familien aus Sturz der Titanen. Während sich die einen in Verblendung und Schuld verstricken, werden den anderen die Augen geöffnet für das Unmenschliche, das im Namen der Ideologie geschieht. Heldentum und Tragödie, Anpassung und Widerstand, Liebe und Hass bilden ein schicksalhaftes Geflecht vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs, der großen Zeitenwende des zwanzigsten Jahrhunderts, die mit dem Donner der Geschütze eine neue Weltordnung einläutet.

Das Cover ist wieder toll geworden, der Preis mit fast 30 Euro erneut extrem, aber wer Follett mag, wird an dem Buch kaum vorbeikommen.
Habt ihr den ersten Teil mit seinen stolzen 1000 Seiten schon gelesen? Falls nicht, seit 30. März gibt es endlich auch das Taschenbuch, das allerdings auch 3 Euro mehr kostet als "normale" Taschenbücher. Man muss es sagen, wie es ist, die Verlage wissen ganz genau, mit was sich Geld verdienen lässt.

Alternativ lässt sich eine der englischen Ausgaben kaufen, von denen gibt es zahlreiche - alle erscheinen am 18. September - und die Preise reichen hier von 10 bis 25 Euro.