Gebunden mit Gummiband, 368 Seiten
ca. € 10,00
ISBN 978-1406326307
Deutsche Ausgabe: "Über mir der Himmel", cbj 2010
What's wrong with me?
What kind of girl wants to kiss every boy at a funeral, wants to maul a guy in a tree after making out with her (dead) sister's boyfriend the previous night? Speaking of which, what kind of girl makes out with her sister's boyfriend at all?
Lennie Walker - sisterless, lasgna maker, Heathcliff-obsessed and hopelessly in love...
Inhalt
Die 17-jährige Lennie, kurz für Lennon (ja, wie in John), wird aus ihrer Welt gerissen. Seit ihre nur zwei Jahre ältere Schwester Bailey an einer Herzrhythmusstörung gestorben ist, ist nichts mehr wie es war. Ihre Großmutter und ihr Onkel Big tun alles, um ihr den Alltag zu erleichtern, doch Lennie versucht selbst mit dem Tod ihrer Schwester, ihrer engsten Vertrauten, klar zu kommen.
Auf alle möglichen Oberflächen schreibt sie ihre Gedanken, hinterlässt Gedichte im Wald, in der Schule, im Garten ihrer Großmutter. Nur Toby, Baileys Verlobter, scheint Lennie verstehen zu können - doch erklärt das ihr plötzliches Verlangen, ihn zu küssen?
Und warum ist sie sich auf einmal so sicher, dass sie in Joe, der Gitarre spielt wie kein zweiter, verliebt ist?
Vor dem Tod ihrer Schwester war Lennies Leben normal. Jetzt kennt sie sich selbst nicht mehr, doch ohne es zu bemerken, beginnt Lennie wieder zu leben - viel intensiver als jemals zuvor.
Meinung
Ich habe "The Sky is Everywhere" aus seiner Versandverpackung befreit und erst mal nur gestarrt. Die Aufmachung ist genial!
Ich hatte ein völlig normales englisches Hardcover-Buch erwartet, stattdessen bekomme ich eines mit eher flexibler- als Hardcover-Bindung, das von einem Gummiband zusammengehalten wird wie ein Taschenkalender oder ein Notizbuch. Etwas verwirrt schlage ich also das Buch auf und finde zu meinem größten Erstaunen blaue Schrift und farbige Abbildung, wie Fotos!
Kein Wunder, dass ich noch am selben Tag die erste Seite aufgeschlagen und zu lesen begonnen habe. Ich war sofort eingenommen von Lennies Charakter. Sie ist nicht deprimiert oder völlig in sich selbst eingeschlossen, wie man vielleicht annehmen könnte - vor einem Monat ist ihre Schwester gestorben, ihre Mutter hat die zwei Mädchen schon früh verlassen. Seitdem lebt Lennie bei ihrer Großmutter und ihrem Onkel, die beide ein bisschen verrückt sind.
Lennie hat immer im Schatten ihrer aufgedrehten, vom Theater faszinierten Schwester gestanden, war jedoch nicht sonderlich unglücklich darüber, jemanden zu haben, zu dem sie aufschauen kann. Dieser Schatten ist jedoch plötzlich fort und Lennie muss über sich selbst hinauswachsen und viele neue Wahrheiten akzeptieren.
Doch bei all dem porträtiert "The Sky is Everywhere" keinen depressiven Teenager, sondern zeigt stattdessen ein Mädchen, das seinen Humor nicht verliert und durch die Menschen, die es unterstützen, mehr Lebensfreude gewinnt.
"This is our story to tell. [...] You'd think for all the reading I do, I would have thought about this before, but I haven't. I've never once thought about the interpretative, the storytelling aspect of life, of my life. I always felt like I was in a story, yes, but not like I was the author of it, or like I had any say in its telling whatsoever.
You can tell your story any way you damn well please.
It's you solo."
- S. 245
Einer dieser sie unterstützenden Menschen ist Joe Fontaine. Schon bei seinem ersten Auftritt merkt Lennie (und auch der Leser), dass Joe das Leben selbst zu sein scheint, er sprüht nur so vor Freude und Energie, nimmt seine Umgebung durch seine Ausstrahlung völlig für sich ein. Ich hatte also überhaupt kein Problem damit, dass sich Joe und Lennie ineinander verlieben, es ist - zumindest in meinen Augen - absolut logisch.
Was ich hingegen überhaupt nicht nachvollziehen kann ist Lennies Interesse an Toby, dem Freund ihrer Schwester. Ich verstehe, dass die beiden einen sehr ähnlichen Verlust empfunden haben müssen, schließlich waren sie die Menschen, die Bailey am meisten geliebt haben, das erklärt für mich aber nicht, dass sie plötzlich bei jeder Gelegenheit übereinander herfallen. Ich hatte da immer diesen Knoten in der Magengegend, weil ich wusste, dass irgendwas richtig Blödes passieren wird.
Ich war dann nur froh, dass sich Lennie doch noch in die richtige Richtung gewandt hat und in der Mitte des Buches Bailey betreffend noch ein paar Aspekte hinzukommen, die es mir unter anderem ermöglicht haben, Toby etwas besser zu verstehen.
Am meisten beeindruckt hat mich an "The Sky is Everywhere" aber sicherlich die Stelle, an der Lennie erkennt, dass es Menschen gibt, die bedauernswerter sind als sie. Ich glaube, das ist der Punkt, an dem Lennie beginnt, zu sich selbst zu finden.
An diesem Prozess der Selbstfindung stark beteiligt sind außerdem all die Gedichte, Gespräche mit Bailey, Gedanken, die Lennie auf Zettel, Notenblätter, Bonbon-Papier, Bäume kritzelt und überall in der Stadt zurücklässt.
Zwei weitere sehr wichtige Teile von Lennie sind ihre Liebe zur Musik und zu viktorianischen Romanen. Ganze 23 Mal hat sie "Wuthering Heights" gelesen, ist ziemlich besessen von dieser Geschichte, weiß aber auch, dass das Leben nicht so spielt wie in diesen Romanen - was nicht heißt, dass sie sich nicht trotzdem danach sehnen kann.
Ich merke gerade, diese Rezension ist sehr Charakter-lastig, was wahrscheinlich daran liegt, dass "The Sky is Everywhere" von eben diesen Charakteren lebt. Und von Lennies Nachrichten an die Welt:
Bewertung
Ein absolut empfehlenswerter Roman, der im Gegensatz zu anderen Büchern über Trauer das Leben, und nicht den Tod, beleuchtet. Lennies Charakter macht es dem Leser einfach, völlig in die Seiten diesen liebevoll gestalteten Buches einzutauchen.