Grob überschlagen hab ich jetzt drei Wochen gebraucht, um wieder ein Buch zu Ende zu lesen. Ich hoffe stark, dass solch eine Durststrecke ein Einzelfall - oder zumindest ein Vorkommen mit Seltenheitscharakter - bleiben wird.
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Die Bienenhüterin von Sue Monk Kidd spielt im Jahr 1964 in den Südstaaten der USA. Am 2. Juli unterschreibt Präsident Lyndon B. Johnson den
Civil Rights Act, ein Gesetz, das erst durch seinen Vorgänger John F. Kennedy möglich wurde und die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen aufhob. Außerdem erhielt die schwarze Bevölkerung der USA das Wahlrecht.
Eben dieses Ereignis verändert das Leben der 14-jährigen Lily Owens für immer. Zusammen mit ihrem schwarzen Kindermädchen Rosaleen macht sie sich auf den Weg in die Stadt, sodass Rosaleen sich ins Wählerverzeichnis eintragen kann. Auf dem Weg dort hin ereignet sich jedoch ein Zwischenfall, der die beiden direkt ins Gefängnis bringt.
Lilys Vater, den sie einfach "T.Ray" und nicht "Daddy" nennt, weil er einfach kein "Daddy" ist (er lässt sie unter anderem zur Strafe stundenlang auf Gries knien), holt Lily wieder aus dem Gefängnis, Rosaleens Schicksal ist ihm aber einerlei. Als er zudem noch behauptet, Lilys Mutter hätte sie damals, als sie vor T.Ray floh, im Strich gelassen, beschließt Lily, dass sie nicht mehr länger unter der Schreckensherrschaft ihres Vaters leben kann. Außerdem quält sie seit Jahren der Gedanke, sie könnte am Tod ihrer Mutter schuld sein.
Kurzerhand packt Lily ihre Sachen, darunter auch das Bild einer schwarzen Madonna, auf dessen Rückseite die Worte "Tiburon, S.C." geschrieben stehen. Nachdem Sie es geschafft hat, Rosaleen aus ihrer Gefangenschaft zu schmuggeln, machen sich die beiden zusammen über die staubigen Südstaaten-Straßen auf den Weg nach Tiburon. Dort werden sie von den drei "Schwestern des Sommers" Augusta, June und May aufgenommen, die eine Imkerei betreiben.
Lily und Rosaleen finden in der schwülen Hitze des Sommers ein neues Zuhause. Aber die Schwestern bringen Lily nicht nur bei, wie man Honig macht, sondern auch, dass Liebe immer und überall um sie herum zu finden ist. Zudem kommt sie auch der Geschichte ihrer Mutter auf die Spur.
Aber das Glück währt nicht lange, da steht plötzlich T.Ray vor der Tür und verlangt von Lily, zu ihm zurück zu kommen.
Die Bienenhüterin ist in einer solch atmosphärisch dichten, detailreichen Sprache geschrieben, dass ich beim Lesen die Hitze der Südstaaten spüren und den Honig schmecken konnte. Teilweise musste ich direkt einen Löffel Honig essen, weil ich solch eine Lust drauf bekam.
Lilys Geschichte wird aus der Ich-Perspektive geschildert, dadurch fühlt man sich ihr sehr nahe und hat überhaupt den Eindruck, das Ganze könnte genau so passiert sein.
Besonders zu Anfang des Buches, als Lily noch bei ihrem Vater lebt, bekommt man sehr stark den Rassenhass zu spüren, und auch im weiteren Verlauf wird immer wieder erwähnt, dass sich gerade in den Südstaaten die Weißen geweigert haben, die Bürgerrechte der Schwarzen anzuerkennen. Bei den Schwestern Augusta, June und May jedoch, finden Lily und Rosaleen wahrhaftig eine kleine Oase des Friedens und der Liebe. Plötzlich ist es Lily, die sich nicht mehr zugehörig fühlt, ist sie doch die einzige Weiße in dieser Gemeinschaft, und sie versteht, was es wirklich heißt, anders zu sein. Auch als Leser merkt man dann, wie sich die Beziehungen langsam aufzuwärmen beginnen und die Barrikaden gelöst werden. Auf der Bienenfarm zählt es nicht, welche Hautfarbe man hat.
Ich sagte:"Wenn ich ein farbiges Mädchen wäre ..."
Zach legte mir die Finger auf die Lippen, und ich konnte seine salzige Haut schmecken. "Es hat keinen Zweck, darüber nachzudenken, wi wir unsere Hautfarbe ändern können", sagte er. "Wir müssen darüber nachdenken, wie wir die Welt ändern können."
Die Bienenhüterin ist auf jeden Fall ein Buch für den Sommer - am besten direkt in der Sonne lesen - da hatte
Nina absolut Recht! An dieser Stelle auch noch mal ein herzliches Dankeschön, dass du das Buch in einem deiner Posts erwähnt hast. ;)