KlappentextAn einer Tankstelle am Highway begegnet Jodie dem jungen Indianer Jay zum ersten Mal. Keinen Tag später ist sie mit ihm in den undurchdringlichen kanadischen Wäldern unterwegs. Jay nimmt Jodie mit auf eine Reise, die ihr Leben völlig veränder: Fernab jeder Zivilisation, mitten in der ursprünglichen Natur, verbringen die beiden einen Sommer voller Liebe und Magie. Aber Jodie gehört nicht in die Wildnis und Jay nicht in die Stadt. Jodie steht vor der scwersten Entscheidung ihres Lebens ...
Ausgezeichnet mit dem DeLiA-Literaturpreis als bester deutschsprachiger Liebesroman 2007
InhaltSeit Jodies Vater seinen Job verloren hat, weil der kanadische Papierkonzern Papermill eine Fabrik schließen musste, geht es nur noch bergab. Die Familie muss in einer Sozialwohnung leben, Jodies Mutter arbeitet in einem Schnellrestaurant und ist damit überhaupt nicht zufrieden.
Als Jodies Vater zu trinken beginnt und vom einen auf den anderen Tag plötzlich verschwindet, ihre Mutter sie auf einmal schlägt, hält es Jodie nicht mehr aus: Sie läuft von zu Hause weg. Will zu ihrer Internetbekanntschaft Tim in einen 1000sende Kilometer entfernten Ort fliehen.
Mittels Autostoppen kämpft sich die 15-Jährige voran, fährt zuerst bei Hippies und anschließend bei einem freundlichen LKW-Fahrer mit. Als sie sich auf einer Tankstelle eine neue Mitfahrgelegenheit suchen muss ist sie knapp davor, einen jungen Indianer zu bitten, sie mitzunehmen. Doch sie ist sich sicher, dass er sie abweisen würde und landet so bei einem aufdringlichen Trucker, vor dem sie Kopf über in den Wald flieht. Und dann ist es plötzlich jener junge Indianer von der Tankstelle, der Jodie rettet.
Jay nimmt sie mit in die Wildnis, erklärt ihr immer wieder mit knappen Worten, dass er sie nicht zurückbringen kann - Jodie bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Doch bald schon merkt Jodie, dass sie Jay trotz seiner abweisenden Art nicht misstrauen kann. Obwohl er es sehr eilig zu haben scheint - und dafür hat er auch einen guten Grund wie sich später herausstellt - nimmt er immer wieder Rücksicht auf Jodie und beschützt sie so gut er kann.
Die beiden haben sich gerade mit der Gesellschaft des jeweils anderes angefreundet, da erreichen sie das Camp, in dem Jay lebt. Und Jodie bekommt den Hass der anderen Indianer auf die Weißen zu spüren. Nur Althea, die einzige Frau im Camp, zeigt sich Jodie gegenüber freundlich. Sie und Jay sind bemüht, ihr zu erkären, nach welcher Weise die Indianer in der Wildnis leben, und auch, warum der Hass auf die Weißen so groß ist.
Jay aber hat noch mit ganz anderen Geistern zu ringen, die ihn jede Nacht reimsuchen - und Jodie merkt schon bald, dass im Camp irgendetwas geplant wird, von dem sie besser nichts wissen sollte.
MeinungIch habe "Libellensommer" beim diesjährigen Nikolauswichteln von Katha bekommen und musste gleich anfangen zu lesen. Schon die erste Seiten dieses Buches ziehen einen sofort in die Geschichte hinein - besonders deshalb, weil Jodie selbst ihre Erlebnisse erzäht.
Jodie ist es auch, die dieses Buch so lebendig und real macht. Sie hat Probleme, in die man sich hineinfühlen kann, die man nachvollziehen kann. Und ganz wichtig: Sie hat Angst. Angst vor ihrer Zukunft. Angst, nicht dem Schönheitsideal zu entsprechen. Angst vor zudringlichen Männern. Angst vor Bären. Angst vor Libellen.
Als sie Jay begegnet, beginnt Jodie - eine nach der anderen - von diesen Ängsten loszulassen, was nicht heißen soll, dass sie sie völlig über Bord wirft und vergisst.
Aber auch Jay ist so eine Figur, die sicher nicht perfekt ist. Ihn unterscheidet von Jodie, dass er an sich selbst glaubt - meistens zumindest - und dieses Gefühl auch an Jodie weitergeben kann. Aber schlussendlich brauchen sie einander, um sich komplett zu fühlen und mit sich selbst zufrieden zu sein.
"Libellensommer" machen neben den tollen Figuren und der wunderschönen Liebesgeschichte vor allem die nicht weniger schönen Landschaftsbeschreibungen aus.
Eigentlich gehen mir solche Sachen sonst auf die Nerven, weil man da sehr leicht das Gefühl hat, dass sich zwar ing der Landschaft eine Menge tut, bei der Charakterentwicklung aber gar nichts vom Fleck geht. "Libellensommer" ist da völlig anders! Die Beschreibungen ziehen einen richtig rein in das Buch, alles ist völlig vorstellbar. Und natürlich ist es auch die kanadische Wildnis, die Jodie so sehr verändert. Von einem naiven, nörgelnden, ständig fragenstellendes Mädchens in eines, das auch mal zuhören kann und mit dem zufrieden ist, das sie hat.
Für den Fall, dass das bisher noch nicht so rausgekommen ist: Ich bin völlig begeistert von diesem wunderbaren Buch!
Indianergeschichten neigen meiner Ansicht nach ja sehr dazu, in den Kitsch abzurutschen, deswegen lese ich sie sonst nicht und habe auch "Winnetou" bisher nicht gelesen - falls jemand ähnlich denkt: "Libellensommer" könnt ihr bedenkenlos lesen, kein Stück Kitsch. ;)
BewertungOhne langes Rumgequatsche: "Libellensommer" hat seine 5 Blümchen wahrlich verdient! :)